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Bausatz: "Endlich!" Dieser Jubelseufzer ging durch die Interessierte Modellbaugemeinde, als Trumpeter das Sd.Kfz. 7 und die entsprechenden Ableger ankündigte. Alles würde besser sein, als die "Grotten" von Tamiya. Dass Dragon/Cyberhobby ebenfalls die 8-tonner-Serie als Bausätze ankündigt, war da nur eine Frage der Zeit. Aber wie gut ist Trumpeter wirklich ...?
Basierend auf dem Bausatz des "German Sd.Kfz.7 Mittlere Zugkraftwagen 8t early version" (01514) erfreut Trumpeter jetzt die Modellbaugemeinde mit einem weiteren Fahrzeug dieser Familie: dem "German 2cm Flakvierling 38 auf Selbstfahrlafette Sd.Kfz. 7/1 early version with Sd. Anhanger 51".
Hinter diesem Wortungetüm verbirgt sich nichts anderes als die berühmte 8-tonner mit 2 cm FlaKvierling 38 darauf - hier in der frühesten bekannten Ausführung mit derm Flakvierling auf einem zentralen Sockel/Drehzapfen.
Warum dem Bausatz des Sd.Kfz. 7/1 mit dem 2 cm Flakvierling, der bekanntermassen auf dem Sd.Anh. 52 daherkam, einen Sd.Anh. 51 der 2 cm (Einzel)Flak 38 spendiert wurde, entzieht sich der allgemeinen Kenntnis. Nicht, dass es eine solche Kombination nicht gegeben haben könnte, aber der "offizielle" Anhänger in diesem Falle wäre der Sd.Anh. 52 gewesen. Wobei... dem Bausatz des Sd.Kfz. 7/2 mit der 3,7 cm FlaK 43 (01527) liegt der Sd.Anh. 52 statt eines Sonderanhänger 58 bei... Irgendwann hört man auf, sich zu wundern.
Und noch etwas: vor dem Zusammenkleben der Teile diese zuerst trocken zusammenpassen und überprüfen, ob nicht noch Nacharbeit erforderlich ist. Viele der Teile haben an den Kanten leichte Ausblühungen und Fischhäute, die auf einen - wenn auch minimalen - Formenversatz deuten.
Die Detaillierung ist insgesamt durchschnittlich gut. Erfreulich ist, dass in keinem der sichtbaren Bereiche irgendwelche Sink- oder Auswerferstellen zu finden sind. Die Motorennachbildung ist erste Sahne. Leider sieht man nicht mehr allzuviel davon, wenn man die seitlichen Motorraumabdeckungen geschlossen baut. Die Aufbauten sind durchschnittlich gut detailliert. Das Highlight ist hier die Fahrerkabine/-abteil. Sehr gut detailliert!
Aber auch hier liegen Licht und Schatten dicht beieinander: Leider fehlt hier innen die Abdeckung des Fahrtrichtungsanzeigers mit dem normalerweise aussen sichtbaren Fahrtrichtungsanzeiger. Da ist nichts. Das Ding fehlt ganz einfach! Hier ist selbermachen angesagt.
Die Darstellung der jeweils drei Befestigungsnieten der beiden Kotflügel am vorderen Chassis ist schon als Stümperhaft zu bezeichnen, noch dazu wo auf allen Bausatzabbildungen die korrekt Form der Nietenköpfe zu sehen ist. Dies lässt sich jedoch recht einfach beheben.
Interessanter wird es da schon mit dem Pivotsockel des Flakvierlings auf der Ladefläche. Die falsche Ausführung dieses Teils erinnert fatal an Tamiya ... Dragon hat in diesem Bereich eindeutig sorgfältiger gearbeitet und den Sockel korrekt dargestellt. Leider lässt sich dieser Fehler aus dem Bausatz heraus nicht korrigieren. Entweder das falsche Teil verwenden oder selber bauen ... oder warten, bis ein Zubehörhersteller sich der Sache annimmt...
Das Laufwerk ist gut detailiert und entspricht recht genau dem Vorbild. Die beiliegende Einzelgliederkette besteht pro Kettenglied aus jeweils zwei Teilen und lässt sich mit etwas Geschick voll beweglich bauen. Die Abmessungen entsprechen Maßstäblich dem Vorbild und weisen einen hohen Detailierungsgrad auf.
2 cm Flakvierling: Der neue Trumpeter 2 cm Flakvierling verfügt über ein paar nette Schmankerl wie Fotogeätzte Schilde, Munitionshalterungen und Visierschutz (für eine Visiereinrichtung, die ihresgleichen sucht... :-( ). Dies werden jedoch durch falsch dimensionierte 2 cm Waffen und ein paar anderen falsch angebrachte (Fussrasten, Ladeschützensitze) oder falsch dimensionierte Kleinigkeiten (Vorratsmagazinhalterung am Geschütz mit 7 anstatt 8 Einschüben, 2 cm Munitionsmagazine, Magazinkisten) wieder ausgeglichen.
Die 2 cm Rohre kann man gegen Rohre anderer Hersteller (Schatton, LionMarc, Adlers Nest etc.) austauschen und für die Munition samt Magazinen und Mun.-Kisten gibts mittlerweile auch Ätzteilsätze. Ein anderer Fehler, der sich "out-of-the-box" nicht korrigieren lässt, ist die durch den fehlerhaften Visierarm vorgegebene 45°-Erhöhung der Flakrohre. Damit sich diese in anderen Positionen darstellen lassen, ist eine Neuanfertigung des Visierarmes unumgänglich.
Bauanleitung: Die Bauanleitung umfasst 28 Seiten mit insgesamt 36 Baustufen. Die Darstellung der Baustufen erfolgt mittels so genannter Explosionszeichnungen. Insgesamt keine grosse Herausforderung muss man an zwei, drei Stellen etwas "um die Ecke" bzw. voraus denken - aber das ist nichts Neues bei Bauanleitungen.
Abziehbilderbogen: Die Abzeihbilder sind sauber und im Register gedruckt.
Der Abziehbilderbogen enthält Kfz-Kennzeichen zur Markierung von insgesamt vier Fahrzeugen (zwei Fahrzeugen der Luftwaffe, einem Fahrzeug der Wehrmacht und einem Fahrzeug einer SS-Einheit - letztere wurden unbrauchbar gemacht ...). Die Anbringung der Instrumentendecals ist in Abschnitt 25 der BA beschrieben.
Die restlichen Abzeichen sind bis auf die Abzeichnen der 2. Pz.Div. (auf dem Kopf stehendes "Y" mit einem Beistrich. Verwendet von Ende 1940 bis 1945) und die der Panzergruppe Guderian noch verwendbar.
Das taktischen Zeichen für Sfl.-Vierlings-Flak ist nicht enthalten und das Zeichen, das vermutlich ein SS-Divisionsabzeichen darstellen soll sowie das seltsame taktische Zeichen neben dem der 2. PD habe ich in keiner meiner Übersichten gefunden.
Hier muss man auf Drittanbieter (Archer Fine Transfers) ausweichen.
Bemalungsanleitung: Dargestellt ist ein Fahrzeug in Panzergrau über alles. Für andere Bemaqlungsvarianten ist die einschlägige Literatur zu Rate zu ziehen.
Die Farbvorschlage beziehen sich auf insgesamt fünf Hersteller (Gunze, Vallejo, ModelMaster, Tamiya und Humbrol). Sehr positiv in diesem Zusammenhang die alternative Auflistung von lösemittefreien Farben.
Fazit: Der Bausatz ist insgesamt nicht schlecht, hinterlässt aber zwiespältige Gefühle.
Zum Einen die excellente Detailierung des Motors, des Getriebes, des Chassis insgesamt und der Fahrerkabine; zum Anderen die eigentlich unbrauchbaren Antriebsräder (mittig angebrachte Treibzapfen), der in sich etwas zu lange Fahrzeugrahmen (und der dadurch auch etwas zu lange hintere Aufbau) , die "Nieten"nachbildungen der Kotflügelbefestigungen am vorderen Chassis und etwas zu viel an Nachbearbeitung für eine vernünftige Passgenauigkeit.
Einige der Bausatzfehler wären absolut vermeidbar gewesen. Ziemlich ärgerlich ist die 45°-Fixierung des 2 cm Flakvierlings, die sich nur mit ziemlichem Aufwand ändern lässt. Auch der verwendete Pivotsockel für den Flakvierling lässt einem den Hals schwellen. Für die "Nietenzähler" dürfte jeder dieser Fehler für sich schon das Aus für den Bausatz bedeuten.
Ebenfalls ärgerlich, aber korrigierbar ist der Versatz der Treibradrollen an den Antriebsrädern.
Immerhin hat Trumpeter das Reifenprofil und die Seitenwände der Fahrerkabine gegenüber dem Basisbausatz (01514) etwas überarbeitet...
Als so genannter "Einsteigerbausatz" nicht unbedingt zu empfehlen. Für die Freaks bleibt genug Platz zum Austoben. "out-of-the-box" lässt sich ein ansehnliches Modell bauen - wenn auch mit Fehlern.
Bewertung: knapp 7 von 10. Dragon hat hier im direkten Bausatzvergleich die Nase (wenn auch nur wenig) vorn.
Rolf Giebeler, Grebenstein (August 2009)