Vorbild: Nach dem 1898 gewonnen Krieg gegen Spanien begannen die Vereinigten Staaten mit dem schnellen Ausbau ihrer Flotte. War man dabei zu Anfang des 20. Jahrhunderts vielen anderen Großmächten zur See noch sehr deutlich unterlegen, so bekam man ab 1905/06 mit dem Beginn der Dreadnought-Ära die Chance für einen schnellen Neuanfang denn wie in Großbritannien und Deutschland konnten die amerikanischen Werften die neuen Schiffe rasch liefern.
Der Bau der USS "New York" (BB 34) und ihres Schwesterschiffes USS "Texas" (BB 35) wurde 1910 vom US-Kongress genehmigt. Im Gegensatz zu früheren Typen sollten diese 2 Schiffe erstmals statt mit 12x305mm mit 10 Rohren vom Kaliber 356mm ausgerüstet werden. Die Kiellegung erfolgte am 11.09.1911 im New York Navy Yard, der Stapellauf bereits am 30.10.1912 und die Indienststellung am 15.04.1914 - alle Termine jeweils nach ihrem Schwesterschiff weshalb man die je 2,19 Mio Dollar teuren Schiffe auch vereinzelt als Texas-und nicht New York-Klasse bezeichnete. Die "New York" entsprach mit fast 175m Länge und 29m Breite sowie ca. 28.000ts in etwa den Abmessungen der internationalen Konkurrenz und war mit Panzerstärken von 76 bis zu 305mm Stahl auch ausreichend gut geschützt. Die 10x356mm-Geschütze in 5 Doppeltürmen in Mittschiffsaufstellung sowie 16x127mm-Rohre in Kasematten, 2x 76mm-Rohre zur Flugzeugabwehr sowie 4 Torpedorohre bildeten die starke Bewaffnung. Bei den geplanten Turbinen gab es jedoch Probleme und so griff man auf ältere Kessel mit nur 28.000 PS zurück welche dem Schiff knapp 21Kn als Vmax ermöglichten. Etwa 1042 Männer bildeten 1914 die Besatzung.
Bereits wenige Wochen nach der Indienststellung verlegte das neue Schiff nach Vara Cruz und beteiligte sich an der umstrittenen Besetzung dieser Stadt. Ein weiteres Highlight des Jahres 1914 war das weihnachtliche Festessen für Hunderte Waisenkinder New Yorks welches eine langwährende Tradition begründete. In den nächsten Jahren zählte das Schiff zur Atlantik-Flotte der US-Navy und absolvierte viele Trainingseinheiten. Ein halbes Jahr nach dem Kriegseintritt der USA verlegte das Schiff im Herbst 1917 mit 3 weiteren US-Schlachtschiffen nach Großbritannien und bildete mit diesen die 6th Battle Squadron unter dem Befehl der Royal Navy. Der Einsatz in Europa begann mit mehreren Hafenbesuchen, einem Artilleriewettkampf den das Schiff gewinnen konnte bevor erste Fahrten zum Geleitschutz von Konvois und zur Aufrechterhaltung der Nordseeblockade erfolgten. Einen direkten Feindkontakt mit der deutschen Hochseeflotte hatte die USS "New York" dabei nicht zu verzeichnen, allerdings gab es am 14.10.1918 eine Kollision mit einem Unterwasserobjekt der zu Beschädigungen u.a. an einer der Schrauben führte - nachträglich schrieb man dies der "New York" als Versenkung eines dtsch. U-Bootes gut welches zu dieser Zeit im Gebiet des Pentland Forts operierte. In der Nacht zum 15.10.1918 überstand das Schiff die Attacke eines weiteren U-Bootes und kam in Rosyth ins Dock zur Reparatur. Vermutlich dort wurde das Schiff u.a. durch viele internationale Gäste besucht - u.a. den König von England und den Prince of Wales sowie den späteren Kaiser von Japan und war später noch Zeuge der Auslieferungszeremonie der Hochseeflotte. Anschließend verlegte das Schiff noch 1918 zurück in die Heimat und fungierte 1919 als Eskorte für das Schiff des amerikanischen Präsidenten Wilson auf dessen Weg nach Brest.
Nach einem Einsatz in der Karibik kam das Schiff 1919 ins Dock und erhielt im Tausch gegen 5 ihrer 127mm-Rohre 3 weitere 76mm-Geschütze zur Flugzeugabwehr und verlegte anschließend in den Pazifik. 1922 entging das noch relativ moderne Schiff einer möglichen Abrüstung in Folge des Washington-Vertrages und wurde ab 1926 in New York gründlich umgebaut. So verlor es die für frühe amerikanische Schlachtschiffe typischen Gittermasten, erhielt einen Torpedowulst, gab die 4 Torpedorohre von Bord und behielt nur noch 6x 127mm Geschütze und dafür 8x 76mm. Die ganze Maschinenanlage wurde erneuert, das Schiff gute 3000ts schwerer und auf den Q-Turrett kam ein Flugzeugkatapult. Die Umbauten kosteten mehr als der Neubau und machten das Seeverhalten des Schiffes nicht gerade angenehmer. 1928 ging die "New York" in die Karibik und ab 1929 bis 1937 wieder in den Pazifik. Dann erfolgte ein neuer Umbau - es kamen leichtere Flak-Geschütze an Bord sowie ein erstes Radargerät für Versuche. 1937 nahm das Schiff auch an einer Flottenausstellung teil, wurde dann aber immer mehr als Schulschiff für die Midshipman-Ausbildung verwendet.
Ab 1939 kam die USS "New York" sehr oft bei der Neutralitäts-Patrouille zum Einsatz, erhielt eine Umrüstung ihrer Hauptartillerie und nahm im Sommer 1941 an der Besetzung von Island teil. Bei Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 blieb das mittlerweile veraltete Schiff, trotz der großen Verluste der US-Schlachtflotte in Pearl Harbour, im Atlantik und unternahm mehrere Geleitfahrten nach Is- bzw. Schottland um im Sommer 1942 nochmals für eine weitere Verstärkung ihrer Flak ins Dock zu gehen. Nach einer weiteren Fahrt über den Atlantik im August 1942 ging das Schiff im November dieses Jahres zum ersten Mal in den direkten Kampfeinsatz. Im Rahmen der Operation Torch unterstützte die "New York" u.a. die Landung der 47th US-Division bei Safi in Marokko und später vor Casablanca. In den nächsten Monaten folgten weitere Einsatzfahrten nach Nordafrika bis die Flak-Bewaffnung des Schiffes 1943 nochmals verstärkt und die Artillerie-Ausrüstung erneuert wurde. Ab August 1943 blieb das Schiff jedoch zumeist in heimatlichen Gewässern und diente dort als Schulschiff - u.a. zur Ausbildung von Artilleristen und Personal der Marine-Akademie bzw. der Coast Guard.
Etwas unerwartet kam dann im Ende 1944 der Befehl zur Verlegung in den Pazifik - über mehrere Zwischenstationen erreichte das Schiff im Februar 1945 den Raum Iwo Jima und beteiligte sich 3 Tage lang als Unterstützungseinheit mit u.a. 1037 Schuss ihrer Hauptartillerie an den dortigen Kämpfen. Ab dem 27.03.1945 bereitete die USS "New York" im Verbund mit anderen Einheiten die Landung der US-Streitkräfte auf Okinawa vor. Innerhalb von 76 Tagen feuerte das Schiff dabei 4159 Schuss des Kaliber 356mm und 7001 des Kalibers 127mm ab und wurde vor Okinawa am 14.04.1945 durch einen Kamikazeflieger attackiert welcher jedoch das Schiff knapp verfehlte. Ab dem 11.06. ging das Schiff nach Pearl Harbour um dort neue Rohre für die Artillerie zu erhalten - dort lag sie noch als am 14.08.1945 der Krieg im Pazifik zu Ende ging. Sie hatte in diesem Krieg 414 Tage in See verbracht, dabei 123.867 Seemeilen zurückgelegt, insg. 53.094 Schuss aller Kaliber abgefeuert und hierfür 3 Battle-Stars erhalten!
Im September 1945 kehrte das Schiff nochmals in die USA zurück und besuchte u.a. San Pedro sowie New York. Im Gegensatz zu ihrem Schwesterschiff USS "Texas" (welches bis heute als Museumsschiff erhalten blieb) schlug der "New York" schon kurz nach Kriegsende die letzte Stunde. Ab 1946 als Zielschiff für mehrere Atombombenstest genutzt überstand sie diese zwar und wurde sogar anschließend nochmals nach Pearl Harbour zur Auswertung radiologischer Folgen überführt. Am 06.07.1948 erfolgte dann aber letztendlich doch noch die Versenkung durch Schiffsartillerie und Flugzeugbomben.
Bausatz: TRUMPETER aus China hat hier wieder ein interessantes Vorbild im Maßstab 1/350 ausgewählt. Die New York-Klasse gab es nach meinen Informationen bisher noch nicht in 1/350.
In dem stabilen attraktiven Stülpkarton befinden sich gut verpackt 21 hellgraue Spritzgussrahmen bzw. Einzelteile, zwei klare Spritzlinge mit 14 Teilen, vier Ätzteilbögen, eine Metallkette, ein Decalbogen, die mehrfarbige Bemalungsanleitung und die Bauanleitung. Alles ist in der bekannten Qualität von TRUMPETER ausgeführt. Schnell fallen die erhabenen Strukturen an den Panzerplatten auf den beiden Rumpfhälften auf. Diese sind durchaus nicht falsch wenn man sich die heutigen Aufnahmen der USS Texas BB-35 anschaut. Allerdings erscheint die Kante im Bereich des Rumpfbugs deutlich übertrieben. Da würde das Original zu viel Fahrt verlieren… Zur Stabilisierung der Rumpfhälften nach dem Zusammenbau gibt es vier massig wirkende Spanten. Weiterhin gibt es noch zwei Stifte zur Verbindung der Hälften. Das Deck ist einteilig.
Als Motivationsbremse hat TRUMPETER schon nach der Rumpfmontage diverse Baugruppen abgebildet. So müssen u.a. 42(!) leichte Flakgeschütze und 14 Treppen gebaut werden.
Die Rohre der Hauptbewaffnung haben eine hohle Mündung. Das ist offenbar inzwischen Standard bei TRUMPETER. Fünf Türme muss man für die USS New York bauen. Zwei Vought Kingfisher sollen aus den Klarsichtteilen gebaut werden.
Da TRUMPETER mit sehr vielen Fotoätzteilen arbeitet lässt man auch keine sinnvolle Gelegenheit zur Verwendung aus. So gibt es diverse Relings, Treppen, Geschützschilde und Antennen. Die zwei Flugzeugkräne entstehen größtenteils aus Fotoätzteilen. Beim Katapult ist es auch nicht anders. Hier wird ganz schön gebogen und gefaltet. Interessant ist die Montage des Drei-Bein-Turmes. Anders ist hier der schwarze Ständer für das fertige Modell konstruiert.
Leider ist die mehrfarbige Bemalungsanleitung auch hier viel zu klein. Die Farbangaben sind für Gunze, Vallejo, ModelMaster, Tamiya und Humbrol. Der kleine Decalbogen ist tadellos auf hellblauem Trägerpapier gedruckt. Für die beiden Kingfisher gibt es nur die späten US-Hoheitszeichen.
Fazit: Ein gut gemachter Bausatz (sieht man von der Panzerung im Bugbereich ab) der späten USS New York in 1/350 für den fortgeschrittenen Modellbauer und nur für diesen zu empfehlen. Hoffentlich kommt auch noch eine frühe Variante (WKI??)… Eine andere Möglichkeit wäre ja die noch heute existierende USS Texas BB-35)… Angekündigt ist dieser Bausatz immerhin schon.
Erhältlich sind die Bausätze im gut sortierten Fachhandel oder für Händler bei Faller oder Glow2b. Dieser Bausatz stammt von Glow2b.
Quelle: "Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905-1970" von S. Breyer (ISBN: 3-88199-474-2)
Vorbildteil: Holger Schimpf, Erfurt
Volker Helms, Godern (Juli 2015)