Vorbild: Gäbe es eine Rangliste für kuriose Flugzeugkonstruk-tionen, so würde die „Attacker“ sicher einen der vorderen Plätze einnehmen. Die Briten taten sich nach dem 2. Weltkrieg schwer damit, moderne Flugzeuge mit Düsenantrieb zu entwickeln, weil insbesondere die Admiralität der britischen Fleet Air Arm, also der Seeluftstreitkräfte am Althergebrachten festhielten: Jagdflugzeuge mit Kolbenmotor.
Das führte dazu, dass sich z.B. im Korea Krieg eine britische Hawker „Sea Fury“ mit Sternmotor gegen einen modernen MiG-15 Jet aus sowjetischer Produktion behaupten musste. Als 1949 bei der Royal Navy die Einsicht kam, dass eine Zukunft ohne trägergestützte Strahljäger nicht denkbar war, macht man sich an die Arbeit, um die verlorenen Jahre in diesem Bereich aufzuholen.
Die „Attacker“, 1951 an die erste Einsatzstaffel der FAA übergeben, war im Grunde genommen die Umrüstung einer Weiterentwicklung der berühmten Spitfire Reihe, nämlich der Supermarine Spitful, auf ein Strahltriebwerk. Aus dieser „Jet-Spitful“ entstand später die „Attacker“. Diese behielt die Tragflächen der Vorgängerkonstruktion und auch das Heckrad wurde als ausreichend bewertet. Letzteres erwies sich aber bei den Landungen und Starts auf Flugzeugträgern nicht gerade als vorteilhaft.
Für den Antrieb sorgte ein Rolls-Royce-Nene Triebwerk, welches der „Attacker“ immerhin eine Spitzengeschwindigkeit von 950 km/h gab. Ansonsten konnte die Leistung der Maschine, insbesondere als Waffenplattform, nicht überzeugen und so war ihr nur eine kurze Einsatzzeit vergönnt. Bei den Trägerstaffeln diente sie bis 1954, danach in der Royal Naval Volunteer Reserve. Also, ab auf die Reservebank mit der Kiste.
Allerdings wurden auch 36 Maschinen dieses Typs an Pakistan übergeben. Dort diente sie in Ehren bis 1964. Die Supermarine „Attacker“ kann außerdem für sich in Anspruch nehmen, der erste trägergestüzte Jet der Royal Navy gewesen zu sein.
Bausatz: Trumpeter gibt dem Modellbauer eine weitere Möglichkeit, seine Sammlung von historisch interessanten Flugzeugen aus der britischen Nachkriegsperiode zu ergänzen. Dies ist der zweite Bausatz der Supermarine Attacker vom Hersteller, welcher die Jagdbomber-Variante zum Gegenstand hat (FB= Fighter Bomber). Die rund 90 Einzelteile sind mit sehr schönen, feinen Gravuren versehen. Dem Unterschied zum Jäger wurde mit einer verstärkten Kabinenhaube voll genüge getan.
Das Cockpit zeigt sich etwas einfach, das war aber beim Original auch nicht anders. Für die Sitzgurte liegen dem Bausatz Ätzteile bei. An dem kleinen Rahmen befinden sich außerdem auch zwei Antennenteile. Für das Armaturenbrett gibt es ein Decal.
Trumpeter bietet die Möglichkeit, das Modell mit eingeklappten Tragflächen zu bauen. Dafür müssen aber die Flügelenden mit einer feinen Säge abgetrennt werden. Alle anderen Details für diese Option sind im Bausatz enthalten. Was die Steuerflächen anbelangt, sind nur ausgefahrene Landeklappen möglich.
Die vorderen Lufteinläufe sind ab dem hinteren Drittel geschlossen dargestellt. Das macht aber nichts, denn nach dem Einbau der inneren Leitbleche dürfte ein Durchblick kaum noch möglich sein. Auch das Fahrwerk scheint angemessen detailliert. Und Last but not Least verfügt das Modell auch über den großen Unterrumpftank.
Trumpeter bietet zwei Bemalungsvarianten im damaligen Standardanstrich für britische Seeflugzeuge: Extra dark Sea Gray oben und Sky (Egg-Green) im mittleren Bereich des Rumpfes und unteren Bereich der Flügel sowie Höhenruder. Die Staffelzugehörigkeit lässt Trumpeter offen.
Fazit: Ein Guter Bausatz eines historisch höchst interessanten Flugzeuges aus den Anfangsjahren der Düsenzeitalters. In jeder Hinsicht ein Unikum.
Hans Jürgen Bauer, Berlin (April 2014)
Anmerkung AT: Es sei erwähnt, das Trumperter wieder mal ein paar Fehler unterlaufen sind. Der auffälligste ist wohl das etwas zu niedrig angesetzte Höhenleitwerk. Siehe z.B. Baubericht von Ingo Degenhardt in Modellfan 2/2014...