Vorbild: Der von der Junkers Flugzeugwerk AG 1935 entwickelte Tiefdecker mit Knickflügeln, starrem Fahrgestell und zwei Mann Besatzung wurde von der deutschen Luftwaffe und den Luftstreitkräften verbündeter Länder eingesetzt. Seine Hauptaufgabe bestand in präzisen Bombenangriffen bei Tage im Rahmen taktischer Einsätze als Sturzkampfflugzeug (Stuka). Typisch für diese Maschine war der demoralisierende Heulton ihrer Sirene ("Jericho-Trompete") beim Sturzangriff.
Ein Dutzend der zu diesem Zeitpunkt hochgeheimen Ju 87 A und B wurden ab 1938 im Spanischen Bürgerkrieg bei der 5. Staffel der Jagdgruppe 88 (5. J/88) der Legion Condor unter anderem von Calamocha und La Sénia aus eingesetzt. Bei Beginn des Zweiten Weltkrieges waren die etwa 200 gebauten Ju 87 A bereits an Schuleinheiten abgegeben und von den stark modifizierten und leistungsstärkeren Ju 87 B-1 abgelöst worden. (Basiert auf Wiki: Ju 87)
Bausatz:In den vielen Jahrzehnten des Plastikmodellbaus, war an Modellen des berühmten Sturzkampfbombers Junkers Ju 87 in allen Maßstäben und Varianten zu verzeichnen. Nur das Anfangsmodell Ju 87A fand kaum Beachtung. Es gab zwei Bausätze 1:72 aus tschechischer Produktion. Das einzige 48er Modell , ebenfalls aus Tschechien, ist ebenfalls rar. Nun sind also die Chinesen am Zug, und präsentieren uns die erste 32er Ju 87A.
Was enthält nun der stabile große Stülpkarton? Zuerst natürlich eine Unmengen an sauber gefertigten Einzelteilen an 13 hellgrauen Kunststoffrahmen sowie zwei Varianten an Kabinenausführungen, glasklar und ohne Schlieren gefertigt. Einmal gibt es die Ausführung für ein geschlossenes Cockpit und einmal die Möglichkeit, den Klappmechanismus der Kanzel eines frühen Stukas zu demonstrieren. Dann sind da noch die Reifen für die Räder aus Vinylmaterial und eine kleine Platine mit Messingätzteilen. Leider ohne das Gurtzeug für die Sitze der Besatzung.
Da der Bausatz mit den verschiedenen Seitenrudern, einmal die eckige Ausführung, wie sie die A-1 hatte und einmal die abgerundete Form der A-2 ausgestattet ist, vermisst man die Decals für eine in Spanien ab 1937 eingesetzte Ju 87 A. Im spanischen Bürgerkrieg, bei den Nationalisten unter dem General Franco, wurde ja das Potential des Sturzkampfbombers ausführlich getestet. Dabei wurden auch die Schwachpunkte der Junkers-Konstruktion offenbar.
Die vier Spritzrahmen mit Waffenoptionen sind etwas für die Restekiste, da sie an der Ju 87A absolut nichts zu suchen haben. So sind auch alle Montagehinweise der Bauanleitung zu ignorieren. Die typische 250Kg Bombe mit der die Maschine ausgerüstet war, findet man an einem kleinen Extrarahmen.
Ansonsten aber machen die Bauteile einen hervorragenden Eindruck. Am Rumpf sowie an den Flügeln und dem Leitwerk sind exakte Gravuren eingearbeitet, und auch die Nieten sind dem Original entsprechend gestaltet. Das Cockpit ist einfach grandios gemacht und entspricht der Junkers 87 A. Schade nur, dass die Gurte, na sie wissen schon. Auch was den Motor anbelangt hat Trumpeter nicht mit Details gespart: Es ist tatsächlich die Nachbildung eines Jumo 210 D Motors. Leider hat Trumpeter keine geöffneten Wartungsklappen vorgesehen. Modellbauer, hier könnt ihr die Chinesen überbieten.
In der sogenannten Hosenbeinverkleidung befindet sich das komplette Fahrwerk nebst Halterungen. Auf der linken Tragfläche müssen die Wartungsklappen für das 7,9mm-MG17 verspachtelt werden. Das befand sich beim A-Stuka nur in der rechten Fläche. Für das 7,9mm-MG15 des Heckschützen sind Visiere aus Messing vorgesehen.
Bemalungsvarianten: Natürlich gibt es auch einen Decalbogen und eine trumpetertypische Bauanleitung nebst farbigem Faltblatt für die Lackierung der beiden vorgeschlagenen Muster des Bausatzes. Die Farbprofile weisen aber einige Mängel auf. So sind die Farben der A-1 mit der Vorkriegs-Splittertarnungvöllig falsch. Das "Sandy Brown" muss RLM-Dunkelbraun 61, der Grauton der Zelle ist RLM 63 (nicht RLM 65) und der Grünton bei der Tarnung RLM 62. Da wir schon mal bei den Markierungen sind, die Ju 87 A-1 mit der Segmenttarnung bekommt auf der Anleitung keinen näheren Hinweis auf das Einsatzjahr oder die Stationierung. Ebenso verhält es sich mit der Ju 87 A-2 "Irene" in der späteren Luftwaffenstandarttarnung RLM 70/71/65. Beide Maschinen gehören zu Stukaschulen ca. 1939.
Fazit: So, nun aber genug gemeckert. Ein Modell des "Ur-Stukas" in diesem Maßstab ist phantastisch. Zumal in der Größe die gesamte Wucht und Eleganz zur Geltung kommt. Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen, die Begeisterung bezieht sich rein auf das Design und die Technik dieses Flugzeuges.
Erhältlich sind die Bausätze von Trumpeter im gut sortierten Fachhandel oder für Händler bei Glow2b.
Jürgen Bauer, Berlin (Dezember 2014)