Vorbild: Über das Original ist nicht wirklich viel bekannt, was sicherlich mit der schwierigen Geburt des Fahrzeuges und seinem (auch geheimen) Einsatzzweck als gepanzerte automatisierte taktische Kommandozentrale für den mobilen Panzereinsatz zusammenhängt. Es wurde seit 1993 entwickelt um den älteren gepanzerten M1068-Kommandoposten (Basisfahrzeug M577A2) abzulösen. Schon zum neuen Basis-Fahrzeug gibt es in der Literatur etwas durcheinander in der Typenkennzeichnung. Es wurde schon als M1008 und M270 bezeichnet. Fakt ist, das es sich um ein modifiziertes M2/M3-Bradley Fahrgestell handelt, wie es auch schon beim MLRS (Multiple Rocket Launcher System - M993) oder bei der Tracked-Crotale und einiger anderer Fahrzeuge verwendet wird.
Schon vor Jahren wurde die neue gepanzerte Kommandozentrale als XM-4 getestet und eine Vorserie von fünf Stück in Auftrag gegeben. Während der Erprobungsphase gab es Bilder und Zeichnungen die auch eine gepanzerte Sanitätsversion (Armored Medical Treatment Vehicle - AMTV) sowie eine Variante als gepanzerten Treibstoff- und Munitions-Transporter zeigen. Der Aufbau war dabei weitgehend identisch. Das Besondere am C2V/M4-Aufbau als Kommandofahrzeug, ist - neben den ohnehin reichlich vorhandenen Antennen - hinten links ein ausfahrbarer Antennenmast, der hinter einer klappbaren Luke verborgen ist. Dieser wird in der Literatur manchmal mit 10 oder auch mit 14 Meter Ausfahrhöhe angegeben. Der M4/C2V nahm u.A. 1997 am Advanced Warfighting Experiment der Task Force XXI teil. Es wurde dabei festgestellt, dass der M4 mehr Mobilität und Schutz bietet als seine Vorgängersysteme. Mit mehr Innenraum ermöglichte C2V eine bessere Koordination des Personals beim Einsatz im Kommandofahrzeug. Seine Größe und die vielen Antennen machten den M4 allerdings auch zu einem attraktiven Ziel für feindliche Direktfeuer- oder Luftunterstützungssysteme. Während der Durchführung von Missionen unterwegs (ungefähr fünf Prozent der Zeit für das Advanced Warfighting Experiment) konnten die Bediener Informationen im Fahrzeug austauschen, die Kommunikation zwischen den Fahrzeugen wurde jedoch nicht getestet.
Das neue Kommando-Fahrzeug sollte schnell und auch im Gelände die Bradley- und Abrams-Kampffahrzeuge begleiten können. In der Praxis scheint es aber erhebliche Schwierigkeiten gegeben zu haben. Denn bei hohen Geschwindigkeiten sollen die Besatzung im Koffer des C2V regelrecht Seekrank (Reisekrankheit) geworden sein, so dass ihre Arbeit nicht mehr möglich war. Letzten Endes wurden die Fahrzeuge dann doch ortsfest verwendet. Zumal während der Fahrt nur eine begrenzte Leistungsfähigkeit der integrierten Funkgeräte und Systeme bis zu einer Reichweite von 25 bis 30 Kilometern möglich war. Dennoch kam es 1997 einem Anfangsauftrag über 46 Stück an United Defence. Nachdem dieser erste Auftrag erteilt worden war, stornierte die Armee 1999 das Programm nach 25 gelieferten Einheiten im Rahmen der Umstellung auf das leichte gepanzerte Radfahrzeugsystem Stryker. United Defence stellte die C2V für eventuelle Auslandsverkäufe auf Lager, das heißt sie wurden "eingemottet". Umso erstaunlicher, dass diese Fahrzeuge dann doch noch zum Einsatz gelangt sind. Im Jahr 2002 wurden, zwecks Vorbereitung der Bodenkampfeinsätze im Irak, 15 der C2V an zum Kampf vorgesehene Einheiten der Armee abgegeben, der Rest war für die Ersatzteilversorgung bestimmt. Das Hauptquartier des V. Corps erhielt drei Fahrzeuge, ebenso wie die 3. Infanteriedivision und die 1. Panzerdivision. Die 1. Kavalleriedivision erhielt vier und das 3. gepanzerte Kavallerieregiment zwei Systeme. Es gibt Fotos aus dem Irak, die einen Corps Assault Command Post, bestehend aus drei M4 Command and Control Vehicles (C2V) zeigen. Bei Corps und Divisionen sollte das C2V der taktische Kommandoposten (TAC) sein, während es bei Brigaden und Bataillonen als taktische Operationszentrum (TOC) dienen sollte.
Die Ausrüstung mit Elektronik der M4 ist natürlich geheim, aber offensichtlich hat es BAE Systems Land and Armament zu großen Teilen konzipiert. Das System ist u.a. mit einer Reihe von taktischen Kommunikationsmitteln ausgestattet, und beinhaltet vier Workstations mit Computern des Army Tactical Command and Control System (ATCCS). Diese Systeme wurden mit einer Suite der neuen Hardware und Software des Army Battle Command System (ABCS) sowie vielen anderen Komponenten aufgerüstet, bzw. auf dem laufend neuestem technischen Stand gehalten. Über die aktuelle Situation sowohl dieser Systeme, als auch der gesamten Fahrzeuge ist nichts bekannt. Generell sind Fotobeweise zum M4/C3V ebenfalls rar gesät. Es ist so wie immer: Die Kampffahrzeuge werden reichlich von Soldaten und Militärjournalisten fotografiert, während die ganze unterstützende Technik völlig auf der Strecke bleibt. Insofern wird auch zu diesem interessanten Fahrzeug einiges im Dunkeln bleiben - auch was die teils interessanten Bemalungen der Vorserienfahrzeuge betrifft. Über die genaue technische Ausstattung der M4/C2V und deren Spezifikation ist ein Mantel des Schweigens gelegt.
Bausatz: Der neue Bausatz von Trumpeter ist exzellent abgespritzt und recht gut detailliert. Diese Einschränkung bezieht sich auf das Fahrwerk, nebst sehr gut gemachtem Fahrerhaus, welches komplett mit Innereien und mit zu öffnenden Türen plus einem Fla-MG versorgt ist. Der Kommando Aufbau hingegen ist vollkommen geschlossen und ohne jegliche Inneneinrichtung. Hier hätte man sich deutlich mehr gewünscht. Auch eine offen darstellbare Eingangstür wäre sicherlich ganz nett gewesen. Dafür hat man die zugehörige Treppe allein aus sieben (!) Teilen gefertigt. Der große typische Antennenmast nebst der ausklappbaren Luke ist somit praktisch auch nicht vorhanden. Also, reichlich Spielraum für eigene Kreativität beim Bau des Musters. Einzelkettenglieder sind vorhanden und Trumpeter hat sicherlich auch Teile ihres früheren Bradley-Kits hier nachgenutzt und die Passgenauigkeit ist ebenfalls mit diesem Vergleichbar.
Zusammen ergibt das stattliche rund 560 Einzelteile, die zu verbauen sind - aufgeteilt auf 19 Spritzlinge, darunter einer für Klarsichtteile. Ein Fotoätzteilsatz für Gitter und Kleinteile ist ebenfalls vorhanden. Einige der hier gezeigten Spritzlinge sind übrigens zweifach vorhanden. Das fertige Modell nimmt dann etwa eine Grundfläche von 225 x 90 mm ein.
Bauanleitung/Bemalung: Die Decals von Trumpeter dazu sind von ausgezeichnet Qualität.
Die Bauanleitung ist ohne Tadel und es liegt eine wunderbare Bemalungs-Anleitung aus dem Irak Krieg dabei. Diese zeigt aber nur das Fahrzeug "MaximUS", obwohl auch "Zeus" und "ElCid" bekannt sind. Als "MaximUS" so ist der M4 auch in den USA als "Gate Guard" in Fort Stewart, Georgia bei der U. S. Army, 3rd Infantry Division ausgestellt.
Fazit: Es muss konstatiert werden, das Trumpeter hier ein wirklich ungewöhnliches und auch schönes Modell vorgelegt hat, welches in keiner 35er US-Sammlung fehlen sollte. Anfängern wir dieser komplexe Kit allerdings nicht empfohlen.
Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder für Händler bei glow2b.
Detlef Billig, Berlin (Januar 2020)