Vorbild: Lockheed begann in den 1930er Jahren ein Konzept für ein zweimotoriges Hochleistungs-Jagdflugzeug zu erarbeiten. Kernpunkt war die Idee, das neue Modell mit sogenannten Turboladern auszurüsten. Die Turbolader sollte die Leistung der Motoren auch in großen Höhen stabil halten. Lockheed entschied sich zu einem bahnbrechenden Aufbau der Flugzeugzelle mit einem doppelten Leitwerksträger, zwischen dem sich in der Mitte die Gondel für den Piloten und die Hauptbewaffnung aus vier 12,7 Maschinengewehren und einer 20mm Kanone befand. Eine Idee, welche letztendlich zum Erfolg der Lightning führte. Der Antrieb der Lightning erfolgte durch zwei Allison V-1710 Motoren. Jedenfalls bei der Serie, welche Tamiya als Bausatz offeriert. Die Propeller waren gegenläufig, um das Drehmoment auszugleichen. Der erste Prototyp:XP-38 flog am 27.Januar 1939. Die Varianten P-38F/G wurden, nach dem Überfall durch die kaiserlich-japanische Marine auf den U.S. Stützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii, hauptsächlich im Südpazifikraum eingesetzt. Die Lightning gehörte im Zweiten Weltkrieg zu einem der meist eingesetzten Jagdbomber. Spätere Modelle bekamen dann die bekannteren größeren Lufteinläufe. Es gab Bombervarianten, "Droop Snoot" genannt und auch Nachtjäger mit einem Behälter unter dem Bug, in dem sich ein einfaches Radargerät befand, welches von einem zweiten Besatzungsmitglied bedient wurde. Die P-38M wurde noch im Koreakrieg eingesetzt.
Bausatz: Der Bausatz hat in kürzester Zeit sehr viel Vorschusslorbeeren bekommen. Das ist auch nach meiner Meinung durchaus akzeptabel. Wichtig aber sollte die Tatsache sein, das sich ein 230 Teile Bausatz, auch wenn er aus dem Hause Tamiya kommt, nicht durch Schütteln des Kartons zusammenbaut, etwas Erfahrung für den Bau des "Supermodells" sollte schon vorhanden sein. Es gibt aber tatsächlich innovative Bauteile, wie z.B. den durchgehenden großen Holm, der die korrekte positive Neigung der Tragflächen mit der Verstärkung für den Einbau der Mittelgondel verbindet. Die Verbindung der Fahrwerksschachtklappen mit dem Einziehmechanismus vereinfacht deren Anbringung.
Das Cockpit ist ein Modell für sich und die Unterschiede beider Varianten finden in allen Bereichen ihre Berücksichtigung. (Klasse)! Es sind 18 Teile in Klarsichtmaterial vorhanden. Dazu gehören unterschiedliche Varianten der Kabinenhauben. Je nach Wahl kann das Cockpit mit einer geschlossenen oder offenen Haube präsentiert werden. Bei der "F"-Variante, wurde der Einstieg ins Cockpit mit einer seitlich geöffneten Haube vollzogen.
Über die vielen negativen Gravuren zu schreiben, hieße wieder einmal Eulen nach Athen tragen. Besser geht es kaum noch. Hochdetailliert sind auch das Fahrwerk, die Schächte und die beiden Turbolader auf den Rümpfen. Vordere Kühlereinläufe und die vier Radiatoren an den Rumpfseiten sind akzeptabel gestaltet.
Aber nochmals der Hinweis, ein Spaziergang wird die Montage der Lightning nicht. Die beiden Doppelrümpfe z.B. sind aus mehreren Teilen zusammenzufügen. Und je einer der beiden Propellerspinner besteht aus vier Teilen. Dazu kommen noch zwei schwarze Poly-Cab Hülsen, um die Propeller zu justieren. Die Verwendung von Flüssigkleber, in der Art wie Liquid Poly von Humbrol, wäre zu empfehlen.
Eine Besonderheit bei dem Bausatz sind innovative Kleinigkeiten. Wer sich darüber wundert, dass die vier MG so glatt sind, sollte sich den reichhaltigen Decalbogen näher anschauen. Auf diesem findet man als Abziehbilder der Kühlerummantelungen der Waffen. Fotos von schon gebauten Modellen zeigen, eine phänomenale Wirkung. Das gleiche gilt für die charakteristischen Spiegel an den Innenseiten der Motorgondeln. Auch diese sind, in Hochglanz gefertigt, auf dem Bogen zu finden. Ebenso die unterschiedliche Instrumentierung nebst Gurtzeug. Von den vielen Stencils ganz zu schweigen.
Dann haben wir noch die großen Metallkugeln, welche verhindern, dass sich unser Flugzeug auf den Schwanz setzt. Ausbuchtungen am Vorderrumpf und an den Seitenauslegern sorgen für den sicheren Einbau der Kugeln.
Für die recht kompliziert verstrebte Kanzel der Lightning ist eine Folie zum Abkleben der Scheiben vorhanden. Die Teile müssen aber selbst ausgeschnitten werden
Da die beiden frühen Lightnings mit den kleinen Lufteinläufen reine Jagdflugzeuge waren sind als externe Ausrüstung nur Zusatztanks vorgesehen. Die "Miss Virginia" flog bei ihrer Mission "Vengeance" (Jamamoto), mit einem 150 Gallonen Tank Backbord und einem 300 Gallonen Tank Steuerbord.
Bauanleitung/Bemalung: Die Bauanleitung ist präzise und geht genau auf die vielen kleine Unterschiede beider Varianten ein. Alles ist auch in deutscher Sprache vermerkt. Ein Faltblatt gibt Aufschluss über die Historie der beiden Typen, nebst Einsatzberichten in Englisch, Deutsch, Japanisch und Französisch. Viele Details gibt es bei dem Bausatz noch zu entdecken. Das Poster der Farbprofile zeigt die Zeichnungen mit den Tarnanstrichen Standartoliv/Neutralgrau in der Originalgröße der Modelle. also in 1:48.
Tamiya hat sich für seinen neuen Bausatz auch ein Modell mit Geschichte ausgesucht. Nämlich die P-38 mit Namen "Miss Virginia". Diese schoss im Jahr 1943 einen japanischen Bomber vom Typ Mitsubishi Betty ab, in dem der japanische Admiral Isoroku Yamamoto an Bord war. Yamamoto gehörte zu den Planern des Angriffes auf Pearl Harbor.
Die zweite Möglichkeit der Gestaltung der P-38 ist die Ausführung "F", weiße 33 mit Haifischzähnen an den Motorgondeln. Die war auf Port Moresby, Neu Guinea stationiert. Tamiya legt die Decals der Zähne in einem Low Visible Ton bei. Gesichert ist diese Ausführung der Bemalung nicht.
Fazit: Doch Tamiya hat tatsächlich einen tollen Bausatz der recht unbekannten Ausführung des "Gabelschwanzteufels" (so nannten die Gegner die Lightnings) auf den Markt gebracht. Hervorragend, aber auch nicht so einfach zu bauen wie gerne angenommen wird.
Erhältlich bei gut sortierten Modellbauhändlern.
Jürgen Bauer, Berlin (Februar 2020)