Vought F4U-1 Corsair "Birdcage"

Tamiya 60324 - 1/32

Zum Original: Die Entwicklung der F4U geht auf das Jahr 1938 zurück. Der erste Prototyp, vom Hersteller Vought als V-166B bezeichnet, sollte sich durch geringen Luftwiderstand und maximale Geschwindigkeit auszeichnen. Der Erstflug der XF4U-1 fand am 29. Mai 1940 statt. Im Geradeausflug wurde mit dem 18 Zylinder Doppelsternmotor Pratt & Whittney R-2800 mit einer Leistung von 1824 PS eine erstaunliche Geschwindigkeit von 708 km/h erreichte. Die U.S Navy war von den Leistungen überaus beeindruckt und bestellte bei Vought ab Mitte 1941 mehrere hundert Serienmaschinen.

In diese flossen noch einige Modifikationen ein. Ein stärkerer Doppelsternmotor R-2800-8 mit 203 PS mehr Leistung wurde eingebaut und das Cockpit wurde um 91 cm nach hinten verlegt. Ab Mitte 1942 wurde mit der Corsair die Trägererprobung begonnen. Hier kamen einige Mängel zum Vorschein. Schwierige Landeeigenschaften und ungenügende Sicht nach vorn machten Trägerlandungen zu einer kniffligen Angelegenheit. Zur ungenügenden Sicht trug auch die Pilotenkanzel bei. Durch Querstreben an der Kanzel wurde die Sicht des Piloten eingeschränkt. Diese F4U-1 bekamen auch den Spitznamen Bird Cage (Vogelkäfig).

Durch diese Schwierigkeitkeiten wurde bis zur Einführung der verbesserten Version F4U-1A mit angehobenen Cockpit und eine neuen Rundumsichthaube auf Trägereinsätze verzichtet. Aber von Landbasen aus wurden die F4U-1 von den Marinefliegergeschwadern des United States Marine Corps bei der Schlacht um Guadalcanal sehr erfolgreich eingesetzt. Auch als Jagdbomber gegen Bodenziele bewährte sich die Corsair sehr gut.

Die Corsair zeigte sich den meisten von den Japanern eigesetzten Jägern wie der Mitsubishi Zero überlegen. Trotz der Modifikation der Corsair war die Trägerlandung noch immer eine schwierige Sache, was bei unerfahrenen Piloten zu vielen Unfällen führte. Das Flugzeug bekam sehr viele Spitznahmen wie Ensign Killer, Ensign Eliminator oder auch Ensign Burner.

Eine verbesserte Version wie die F4U-1D wurden noch bis Ende des Pacific Krieges eingesetzt. Es gab auch Nachtjägerversionen. Auffällig war hier der Radarbehälter unter der rechten Tragfläche. Bis zum Ende des Krieges, wurden gegen die Japaner bei 189 eigenen Verlusten 2140 feindliche Flugzeuge abgeschossen.

Auch im darauffolgenden Koreakrieg fand die Corsair als Jagdbomber Verwendung. Obwohl Propellerflugzeuge den aufkommenden Strahljägern, wie der MiG-15 oder der North American F-86, unterlegen waren bewährten sich die Corsais in der neuen Rolle. Es gelang sogar einer Corsair F4U-4B am 10 September 1952 eine MiG-15 in der Luft zu zerstören.

Eingegliedert in die Französische Marine Luftwaffe flog die Corsair Einsätze im Indochina Krieg in der Suez Krise und im Algerien Krieg. Die Corsair fand auch in Mittelamerikanischen Staaten, Neuseeland und England in der Royal Navy Verwendung. Von der Corsair wurden insgesamt 12,571 Flugzeuge in den verschiedenen Versionen gebaut.

Auszüge aus Wikipedia

Der Bausatz: Nach den hervorragenden Bausätzen der verschiedenen Spitfire Versionen und den beiden Baukästen der P-51 D/K Mustang legt Tamiya mit einer frühen Corsair F4U-1 nach. Als ich den großen Stülpkarton in der Hand hielt war ich gespannt ob Tamiya mit den gleichen guten Ideen aufwarten kann. Wie bewegliche Klappen, ausbaubares Fahrgestell und durch kleine Magneten gehaltene Motorverkleidung.

Auch habe ich gehofft das gerade bei diesem Modell der Corsair die Flügel beweglich gestaltet werden können. Dies war am Modell wohl zu kompliziert umzusetzen. So bleiben einen drei Variationen das Modell darzustellen. Mit hochgeklappten Tragflächen, ausgeklappt und mit beiliegenden Ständer im Flugmodus.

Der große Karton ist mit einer Vielzahl grauer Spritzrahmen reichlich gefüllt. Alle Bauteile weisen die hervorragende Tamiya Qualität auf. Fein versenkte Blechstöße wechseln sich mit wunderbaren reproduzierten Nietenreihen ab. Ein Gußast aus Klarsichtmaterial beinhaltet eine schlierenfreie Kanzel, verglaste Cockpitarmaturen und Positionslichter.

Zwei Platinen Ätzteile und ein kleine Klarsichttüte mit dem obligatorischen Kreuzschraubendreher, einer Schraube mit Mutter, zwei Metallachsen und einer Kunststoffnarbe sind in der Box zu finden. Die Vinylreifen weisen ein schönes Profil auf. Maskierfolie für das Abdecken der Kanzel liegt bei.

Für die Exportversion des Bausatzes liegt noch ein weiterer Gußast aus Klarsichtmaterial bei. Hiermit kann der Motorraum sichtbar gestaltet werden. Wenn diese Option gewählt wird, sollte der Doppelsternmotor aber noch mit Zündleitungen versehen werden. Der Motor ist eine Augenweide und durch die Vielzahl von Bauteilen ein Modell im Modell.

Der Cockpitbereich steht dem in nichts nach. Die Klappen der Tragflächen können leider nur entweder eingefahrenen oder ausgefahrenen dargestellt werden. Die hervorragende Bauanleitung ist im Din A4 Format gehalten und umfasst 55 Seiten. Sie ist in zwei Kapitel unterteilt in denen detailliert auf beide Varianten der Tragflächengestaltung eingegangen wird.

Decalvarianten: Die zwei Decalbögen sind matt bedruckt und der Trägerfilm ist kaum sichtbar. Eine Menge von Wartungshinweisen sind vorhanden. Es lassen sich drei Bemalunge darstellen.

  1. F4U-1 Corsair VF 17 „Jolly Rogers“Bunker Hill, 1943 geflogen von Lt. James Halford
  2. F4U-1 Corsair U.S. Marine Corps VMF-213, Munda Solomon Islands, 1943
  3. F4U-1 Corsair U.S. Marine Corps VMF-215, Munda Solomon Island, 1943

Für die Hauptmarkierungsvariante liegt im ein farbiges A5-Faltblatt bei. Darauf befindet sich ein Vierseitenriss einer Corsair mit Lackierungsangaben. Tamiya bezieht sich auf das hauseigene Farbenprogramm. Da Tamiya die Farbtöne zur Lackierung des Rumpfes nicht als Acrylfarbe vorrätig hat, soll man hier zur Spraydose greifen. Ich persönlich stehe nicht so auf Spraydosen und werde hier auf andere Produkten zurückgreifen.

Auch bei diesem Bausatz liegt wieder ein interessantes Booklett bei. Wer des Englischen oder Japanischen mächtig ist, erfährt alles über Geschichte, Varianten und Einsatzorte der Corsair. Garniert mit interessanten Fotos und vielen farbigen Detailaufnahmen (Cockpit, Rumpf u.Tragflächen).

Fazit: Obwohl der neue Tamiya Bausatz der Corsair nicht mit den vielen Optionen der vergangenen Bausätzen wie Spitfire oder Mustang aufwarten kann, liegt auch hier wieder ein typischer Spitzen-Bausatz der Japaner vor. Viele waren enttäuscht, dass zuerst eine frühe Variante der Corsair erschienen ist. Eine spätere F4U-1D wird aber bestimmt demnächst herausgebracht werden. Der Bausatz ist auf jeden Fall sein Geld von etwas über 100 Euro wert!

Andreas Wolf, Berlin (September 2013)