Vorbild: Die Bf 109 G-6 stellte bis zum Ende des Krieges in ihren verschiedenen Ausführungen den Standardjäger der Luftwaffe dar und fand umfangreichen Einsatz in den Jagdgeschwadern der Luftwaffe. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Bf 109 den Höhepunkt ihrer Entwicklung höchstwahrscheinlich bereits überschritten, und ihre Piloten sahen sich in rasch zunehmender Zahl mit technisch immer ausgereifteren Mustern ihrer Gegner konfrontiert. Ab dem Frühjahr 1943 mussten die Piloten der Reichsverteidigung mit ihren Bf 109 immer häufiger gegen schwere amerikanische Bomberströme antreten, was es notwendig machte, ihre Maschinen sowohl mit R3-(300l Abwurftank) als auch R6-Rüstsätzen(20mm Gondelwaffen) auszustatten. Zudem führte der Verzicht auf ein einziehbares Spornrad und auf Fahrwerks-Restabdeckungen sowie die Beulen der MG 131 dazu, dass sich die Höchstgeschwindigkeit gegenüber der F-Serie eher verringerte. Die derart überladenen Maschinen waren träger und schwerer zu fliegen.
Als weitere Verbesserung konstruierte Messerschmitt ein neues, höheres und großflächigeres Seitenleitwerk aus Holz, das die Flugstabilität erhöhte und den Bedarf an strategisch wichtigen Rohstoffen bei der Herstellung der Maschine reduzierte. Dieses Seitenleitwerk wurde standardmäßig bei verschiedenen G- und K-Serien eingebaut.
Weitere Entwicklungen erbrachten einen verbesserten Kopfpanzer des Piloten (auch „Galland-Panzer“ genannt), einen verkürzten Antennenmast, vereinfachte MG-Abdeckbleche sowie eine neue Kanzelhaube der Erla Maschinenwerk GmbH, die die alte Haube und die feste hintere Verglasung durch eine neue, einteilige Ausführung ersetzte, die nur noch über zwei Streben verfügte. Die Erla-Haube (oft fälschlicherweise als „Galland-Haube“ bezeichnet) verbesserte die Sichtverhältnisse und war bei den Piloten sehr beliebt, trotz gelegentlicher Beschwerden über Probleme beim Öffnen der Haube in Notfällen. Ab Ende 1943 stand zudem in Form der 30-mm-Maschinenkanone MK 108 eine neue Waffe zur Verfügung, die in den /U4-Unterversionen das 20-mm-MG 151/20 als Motorkanone ersetzte. Die MK 108 besaß bei geringstmöglichen Abmessungen eine große Trefferwirkung; so waren im Durchschnitt nur drei Treffer mit der 30-mm-Munition nötig, um einen schweren Bomber zum Absturz zu bringen.
Die Folge dieser zahlreichen Detailentwicklungen, die alle Aufnahme in die laufende Produktion G-6 fanden, war eine Fülle von Untervarianten (mit unterschiedlichen Kombinationen von Motor, Bewaffnung, Antennenmast, Kanzelhaube und Leitwerk), die sich deutlich voneinander unterschieden, ihrer Klassifikation nach aber zu ein und derselben Variante gehörten. Einige dieser Zusatzausrüstungen besaßen eigene Kürzel, doch lange Zeit existierte keine Variante, in der alle Weiterentwicklungen standardisiert in die Serienproduktion übernommen worden wären. Oft erfüllten die Herstellerwerke die Forderungen nach immer höheren Produktionszahlen durch den Verbau von gerade verfügbaren Bauteilen und mussten durch deren Vielfalt bedingt immer wieder Verzögerungen im Herstellungsprozess hinnehmen. Bei den Jagdgeschwadern führte dies außerdem zu einer zunehmend aufwendigeren Ersatzteilhaltung. […]
Auszug aus dem umfangreichen Wiki Messerschmitt Bf 109
In der Hand erfahrener Piloten war die Bf 109G-6 sicher noch ein ernstzunehmender Gegner für die alliierten Jagdflugzeuge und Bomber, aber die Konstruktion war ausgereizt und die Varianten G-10 und K-4 waren eigentlich nur eine Zusammenführung verschiedener Verbesserungen und des nochmals leistungsgesteigerten DB605D.
Bausatz: Auch Tamiya steigt auf den derzeitigen Bf 109-Zug mit auf und bringt eine eigene Bf 109G-6 heraus. Die Konfiguration ist eher Standard: kurzes – aber separates - Leitwerk, kurzes Spornrad (mit und ohne Balg), 3-teilige Kabinenhaube, Motorhaube ohne Kompressorbeule. Die Oberflächen sind fein detailliert, weisen aber nur auf der Flügelunterseite einige Nieten auf. Die Spritzlinge lassen die Planung weiterer Varianten vermuten. Wie immer bei Tamiya gibt es für den Zusammenbau einige clever designte Teile, wie z.B. die Fahrwerksbeine, verschiedene Teile für die Kühlerklappen oder auch die Gondelwaffen. Hohle Mündungen sucht man hier wie auch bei den Auspuffstutzen vergebens.
In einem Punkt hebt sich das Modell von der Konkurrenz ab: die Motorhaube lässt sich alternativ offen oder geschlossen darstellen und ein Wechsel dieser Option ist auch nach dem Zusammenbau möglich. Wer die Videos von HLJ von der Tokio Hobby Show bzw. von Brett Green gesehen hat, weiß, dass dies wirklich funktioniert und keine übermäßigen Spalte lässt… und auch, das die untere Verkleidung mit dem Kühler dabei leicht abbricht. Persönlich halte ich das für Spielkram, der bei einem 40++ Euro Bausatz keinen Mehrwert bedeutet. Aber in Japan kommt der Bausatz ja bei Weitem nicht für einen solchen Preis in den Handel, sondern entspricht eher dem was man hierzulande von Revell oder Eduard für einen Bausatz aufruft.
Zur Darstellung der beiden Optionen liegen etliche Teile doppelt bzw. in der jeweils passenden Version bei, es gibt Magnete und kleine Metallscheiben und auch verschiedene Weichplastikmuffen. Auch bei den Decals gibt es die Haubenabzeichen mehrfach. Nach dem Zusammenbau sieht das ganze wie eine Bf 109G-6 aus und, da mit dem finnischen Luftwaffenmuseum in Tikkakoski zusammengearbeitet wurde, kann man davon ausgehen, dass das Modell dem Vorbild in jenem Museum entspricht. Die Positionsleuchten im Flügel sind leider in grauem Vollmaterial mit dem Flügelrandbogen gegossen – im Original rote bzw. grüne Lampe unter klarer Abdeckung.
Einen Vergleich mit den beiden Hauptkonkurrenten von Eduard und Zvezda spare ich mir. Alle drei Bausätze haben Stärken und Schwächen, alle drei Hersteller haben Fans und Gruppen, die sie aus Prinzip schon ablehnen, und … alle 3 Bausätze werden sich verkaufen bzw. tun dies bereits. Mir persönlich ist dieser Bausatz zu einem Preis von ca. 45 Euro hier in Deutschland zu teuer, um da mehr als einen hier in Deutschland zu kaufen. Mal schaun, ob sich der Eigenimport aus Japan lohnt.
Nun noch kurz zu den Bemalungsvarianten. Derer gibt es drei und sie sind auch recht bunt, allerdings nach meinem Geschmack etwas uninspiriert. Das der Kamerad Hartmann fast ein Muss ist, kann ich akzeptieren, aber die anderen beiden hätten gern auch mal was anderes sein können, aber sicher bin ich da etwas überkritisch:
Die Decals sind auf gewohntem Tamiya-Niveau und sollten keine Überraschungen bereiten. Die weiße Spinnersegmente (B,C) bzw. die weiße Spirale(A) sind enthalten. Sehr gut finde ich auch das gelbe Rumpfband bei Hartmanns 109, das zusammen mit den Wellenlinien gedruckt wurde. Ausreichend Wartungshinweise finden sich ebenfalls auf den beiden Bögen. Tamiya hat auch wieder einen kleinen Maskenbogen beigelegt. Die Scheiben sind aufgedruckt, müssen vor der Verwendung aber noch selbst mit dem Skalpell ausgeschnitten werden.
Fazit: Tamiya liefert hier einen Bausatz wie man ihn vom großen japanischen Hersteller erwartet: Einfache Konstruktion mit perfekter Passung und guter Detaillierung. Die Spielerei mit der Wechselmotorhaube werte ich als Versuch der Nachwuchsgewinnung in Japan, zum Straßenpreis in Deutschland wird dies sicher so nicht funktionieren. Fortgeschrittene Modellbauer bekommen für den Preis auch schon das Eduardmodell mit Brassinmotor.
Steffen Arndt, Barsinghausen (Dezember 2017)