Vorbild: Im September 1940 wurde durch das Waffenamt der Auftrag an die Firmen Krupp und Alkett erteilt, ein Fahrzeug zur Minenräumung auf Straßen und im Gelände zu entwickeln. Diese Fahrzeuge sollten gepanzert und mit Walzen ausgestattet sein, mit denen man Gassen von 3 m Breite räumen konnte. Technische Vorgaben waren eine Höhe von maximal 2,70 m, 3 m Breite, 10 m Länge und ein Maximalgewicht von 40 Tonnen.
Die Alkett Version hatte diese Vorgaben mit ihrem 3-rädrigen traktorähnlichen Prototyp Fahrzeug gut eingehalten. Zur Nahverteidigung wurde ein Panzer I Turm mit zwei MG 34 aufgebaut. Bei Krupp ging man einen anderen Weg. Das Musterfahrzeug bestand aus zwei Hälften, deren Räder in versetzter Spur angeordnet waren. Die beiden Hälften waren mit Zapfen und hydraulischen Zylindern verbunden. Dadurch konnte jede Fahrzeughälfte zur Lenkung um 22° eingeschlagen werden, insgesamt also 44° Lenkeinschlag. Den riesigen Wendekreis kompensierte Krupp mit zwei Fahrerplätzen, für Vor- und Rückwärtsfahrt. Die Ausmaße des Prototyps sprengten jedoch die Auflagen des Waffenamtes um ein Vielfaches.
Das Räumfahrzeug hatte eine Länge von über 15 m und eine Höhe von rund 3 m. Die Stahlräder von 2,70 m Höhe besaßen Gummipolster und waren gut gefedert, so dass sie bei Minenexplosionen bis zu einem halben Meter hochspringen oder in bis zu 90 cm tiefe Sprenglöcher fallen konnten. Das rund 130 Tonnen schwere Fahrzeug besaß eine Bodenfreiheit von rund 1,40 m. Durch die unterschiedliche Spurbreite der Räder konnte eine Minengasse von 3,27 m geräumt werden. Da die Räder jedoch nur eine Breite von 53 cm besaßen erscheint diese Räumbreite jedoch etwas zu hoch. Mit den zwei Maybach Motoren, mit je 350 PS, konnte eine Geschwindigkeit von ca. 25 km/h auf der Straße und ca. 8 km/h im Gelände erreicht werden. Die Besatzung war mit 8 Mann vorgesehen.
Am 4. Juni 1943 wurden dem Waffenamt erste Einzelteile des "Räumer S" gezeigt. Nach Bombenangriffen auf die Krupp Werke in Essen verlegte man die Montage des Fahrzeuges nach Hillersleben. Dort konnte im August 1944 der Rohbau vorgestellt werden. Die endgültige Fertigstellung wurde jedoch nicht mehr realisiert.
Als die Amerikaner den Versuchsplatz Hillersleben 1945 einnahmen fanden sie das Musterfahrzeug in einer Montagehalle. Das Räumfahrzeug sollte in ein Depot bei Paris überstellt werden. Nach Zerlegung in seine zwei Hälften verlor sich jedoch jegliche Spur. Das Musterfahrzeug von Alkett wurde 1945 in Kummersdorf von der Roten Armee erbeutet und befindet sich heute im Museum Kubinka bei Moskau.
Bausatz: In einem stabilen Karton, mit einem schön gestalteten Deckelbild, befinden sich insgesamt sechs große Spritzlinge, plus zwei Gehäuseteile, sowie ein Abziehbilderbogen für insgesamt vier Versionen.
Die Einzelteile sind hervorragend ausgeführt. Auswerferstellen sind sehr günstig auf der Rückseite der Teile angebracht. Die Qualität des Kunststoffes ist sehr gut und flexibel, auch die Nummerierung der Spritzlinge ist durchbrochen ausgeführt, was bei der Teilesuche sehr hilfreich ist. Takom ist ja inzwischen bekannt dafür, dass alle Bausätze diese Eigenschaft besitzen./p>
Es gibt zwar keine Inneneinrichtung, jedoch liegen die Türen als Einzelteile bei, was es ermöglichst sogar eine Einrichtung "Scratch" zu bauen.
Bei diesem Bausatz gibt es keine Fotoätzteile die zu verarbeiten sind. Auch die Anzahl der Einzelteile ist sehr überschaubar, so dass die Bauanleitung mit insgesamt fünf Seiten, mit 9 Baustufen auskommt. Die Größe und logische Anordnung der Bauteile erlauben auch Anfängern im Modellbau ein schnelles Erfolgserlebnis.
Bemalung: Die Farbprofile enthalten vier Versionen dieses Fahrzeuges, die von MIG entwickelt wurden. Neben der Ausführung in Rostschutzrot gibt es noch eine US Beuteversion, eine Berlin 1945 Ausführung sowie eine Antarktis Version 1947. Die drei letztgenannten Versionen sind jedoch reine Fantasieprodukte und auch mit "What-if" deklariert.
Fazit: Mit diesem Krupp Räumer S ist Takom ein schöner Wurf gelungen. Aus wenigen Teilen ergibt sich hiermit ein gewaltiges Fahrzeug, dass ein echter Hingucker ist. Die Idee solch ein Exot auf den Markt zu bringen ist schon gewagt, das es hierüber so gut wie keine Informationen oder Fotos des Originals gibt. Takom hat es fertiggebracht eine tolle Umsetzung dieses Räumgerätes abzuliefern. Wer sich für exotische Fahrzeug interessiert dürfte an diesem Monstrum seine helle Freude haben. Tolle Idee auch für Anfänger geeignet die sich im großen Maßstab versuchen wollen. (Absolut empfehlenswert)
Der Bezug ist über den Fach- oder Onlinehandel und für Händler bei glow2b möglich.
Reiner Janick, Berlin (April 2017)