Vorbild: Nach erfolgreicher Einführung der Spitfire dachte man bereits 1940 darüber nach, auch für die Royal Navy eine Variante bereitzustellen. Sie sollte für Trägerlandungen strukturell verstärkt sein und natürlich über einen Fanghaken verfügen. Wichtigstes Feature aber war der Einbau von faltbaren Flügeln, die sich außerhalb des Hauptfahrwerkes nach oben und deren Spitzen noch einmal nach außen klappen lassen sollten. Um Gewicht zu sparen, wurde dies allein mit Muskelkraft bewirkt. Die Royal Navy verwendetet erstmals 1942 Spitfire mit Fanghaken und frühe Seafire mit starren Flügeln, seit Frühjahr des Jahres auch erste Exemplare mit Faltflügeln.
Die erste auch als solche und nicht als Spitfire produzierte war die Seafire Mk. IIc, angetrieben von Merlin 45 oder 46, die neben den anderen Features auch noch Katapult-Spulen und Raketenhalterungen aufwies. Die Version L IIc erhielt einen für niedrige Flughöhen optimierten, stärkeren Merlin 32 und einen Vierblattpropeller, die LR IIc außerdem eine Kamera hinter dem Cockpit. Obwohl die starren Flügel kein allzu großes Problem bei der Unterbringung und auf den Lifts der großen Träger darstellte, war doch eine Version mit Klappflügeln für die kleineren Träger erwünscht. Die Antwort stellte die Seafire Mk. III dar, die mit Merlin 55, 55m und 32 Motoren ausgerüstet wurde. Sie war ein ausgezeichnetes Kampf- und Aufklärungsflugzeug für mittlere bis große Flughöhen. Um Gewicht und Widerstand zu vermindern verzichtete man auf den Vokes-Staubfilter und teilweise auf die äußeren Waffen bei den C-Flügeln. Auch gab es für die Hispano-Kanonen Patronengurte statt der etwas voluminöseren Trommeln, was an schmaleren Beulen über den Flügelwaffen zu erkennen ist.
Bausatz (Vorgeschichte): Bausätze der Seafire Mk. III sind dünn gesät, genaugenommen gibt es nur die auf der Spitfire Mk. V von Airfix aus den Siebzigerjahren basierende Spitfire Mk. Vc / Seafire Mk. IIIc von 2002. Diese erhielt neue Teile für die Seafire-Variante, die sich von der Struktur und Oberflächendetaillierung recht deutlich vom altenKit unterschieden, insgesamt aber zu einem recht akzeptablen Modell geführt haben können..
Bausatz: Der Bausatz basiert auf der hauseigenen Spitfire Mk. V und kommt in einem randvollen stabilen zweiteiligen Karton mit ansprechendem Deckelbild auf den Basteltisch. Die Bauanleitung ist in Tschechisch und Englisch gehalten, die Farbvorschläge beziehen sich auf das Gunze-Sortiment. Der Teileplan ist etwas irreführend, da er die nicht zu verwendenden Teile nicht markiert, sondern sie gar nicht erst darstelllt!
Fünf graue Spritzrahmen sind in einem wiederverschließbaren Klarsichtbeutel verpackt, die Glasteile, die Decals, die schwarzen Vinyl-Masken, der kleine Fotofilm für das Instrumentenbrett sowie ein kleiner messingfarbener Ätzteilerahmen sind separat verpackt.
An den Teilen findet sich etwas Gussgrat, einige Auswerfermarkierungen z.B. an den Querrudern stören etwas. Das Plastik zeigt auf den Flügeloberseiten Schlieren, als wären die Rahmen zu heiß aus der Gussform entnommen worden. Sinkstellen sind mir nicht aufgefallen.
Die Glasteile sind zwar recht dünn, zeigen aber ebenfalls Schlieren, hier muss vielleicht der Zubehörmarkt bemüht werden.
Der für den Spit-Flügel so typische Gullwing ist gut dargestellt, auch ansonsten scheint mir die allgemeine Form stimmig, auch wenn ich die Dimensionen nicht nachgemessen habe. Ansonsten findet man Teile mit konstanten feinen Gravuren, einigen Nieten und scharfen Oberflächendetails vor. Der Innenraum ist nicht zuletzt durch die beiliegenden Ätzteile (Gurte etc.) vom Feinsten darstellbar, das Instrumentenbrett kann durch ein Sandwich aus Ätztelen und Fotofilm ersetzt werden. Wie beim Spitfire Mk. V-Ur-Kit, finden wir separate Seiten- und Querruder, Vier- und Fünfspeichenräder, vier verschiedene Waffenabdeckungen mit breiten (abgerundet und eckig) und schmalen (innen und außen) Kanonenbeulen, kurze und lange Hispano-Kanonen und drei verschiedene "Slippertanks. Die Alternativteile sind nur zum Teil für die Seafire Mk. III vonnöten, bieten aber eine Menge Futter für die Restebox! Ein Extra-Rahmen bietet Teile für den hinteren Rumpf, wo der Fanghaken sitzt, den Vierblatt-Propeller und die Auspuffreihen mit je sechs Rohren.
Bemalung: Die Abziehbilder scheinen aus eigener Produktion zu stammen. Auf blauem Papier finden sich sauber gedruckt vier Hoheitszeichen; Kennungen für drei Maschinen sowie Royal Navy Markierungen. Meinem Bausatz lagen keine Stencils bei, diese sind aber in der Bauanleitung definitiv erwähnt. Man mag argumentieren, dass die ausgewählten Flugzeuge aufgrund ihres Einsatzes über See sicher starker Korrosion ausgesetzt waren und daher oft neu lackiert wurden, aber das eine oder andere Stencil dürfte doch überlebt haben. Sicher handelt es sich hier um einen Packfehler und SH liefert das Fehlende noch nach.
Alle drei Maschinen waren in Dark Slate Grey und Dark Sea Grey über Sky (Gunze C368) ausgeführt. Bei dem Sky handelt es sich um eine spätere, gedämpfte Variante des Tones, nicht um das zur Zeit des Battle of Britain verwendete, auch als Duck Egg Green bezeichnete gelb- grünliche Sky.
Fazit: Wenn der Bausatz in Passform und Maßhaltigkeit das hält, was die Teile versprechen, hat Special Hobby hier die Latte in Sachen Seafire um einiges höher gelegt.
Zu beziehen ist das Modell im gutsortierten Fachhandel oder bei SH direkt.
Utz Schißau, Berlin (März 2017)
Literatur