Vorbild: Entwickelt wurden beide Maschinen von dem Hawker Chefkonstrukteur Sir Sydney Camm, der schon für die allseits bekannte Hurricane verantwortlich war. Nach dem Erscheinen der Focke Wulf Fw 190 musste er sich mit der Konstruktion eines Jagdflugzeuges befassen, welches ebenso kampfstark und vielseitig sein sollte. Das Ergebnis war zunächst einmal die Typhoon. Diese war sehr stark in der Rolle als Jagdbomber. Bei Luftkämpfen in großer Höhe und als Abfangjäger, hatte sie aber ihre Schwächen. Das lag vor allem an dem dicken Flächenprofil und daran, dass das Leitwerk bei einer Geschwindigkeit von über 500 Km/h zur Vibration neigte und im Extremfall sogar zerbrach. Also wurde die Zelle der Typhoon nach den Erfahrungen der Piloten abgeändert. Die Flügel wurden dünner, bekamen ein neues elliptisches Profil und auch das Leitwerk wurde mit einem stark vergrößerten Höhenleitwerk völlig verändert.
Im September 1942 flog der neue Jagdbomber zum ersten Mal unter der Bezeichnung Hawker Tempest (Sturm). Tatsächlich erwies sich das Muster als ein exzellenter Abfangjäger, dessen Mk.V Serie es später sogar mit dem deutschen Düsenjäger Messerschmitt Me-262 aufnehmen konnte. Die Tempest Mk.V erreichte die für ein Kampfflugzeug mit Kolbenmotor sagenhafte Geschwindigkeit von 700 Km/h. Dafür sorgte ein flüssigkeitsgekühlter Napier Sabre II B Motor. Der mächtige Kühler, auch Bart genannt, machte die Erscheinung der Tempest unverwechselbar und gab ihr mit den Vierblatt-Propellern von vorne betrachtet den Eindruck eines gefräßigen Raubtieres. Die Hawker Tempest Mk.V ging übrigens ab 1943 in Serie. Bewaffnet war sie mit vier Maschinenkanonen Hispano Mk. II. Bei der ersten Serie ragten ihre Läufe noch über die Flächenvorderkante hinaus. Außerdem konnte die Tempest noch Bomben und Raketen mit sich führen. Als Abfangjäger trug die Maschine aber nur jeweils einen Zusatztank unter den Flügeln.
Zum Abschluss sei auch noch darauf hingewiesen, dass die Tempest aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit in der Lage war, die gefürchteten V1 Flugbomben direkt abzuschießen, ohne das gefährliche Antippen von Flügel zu Flügel anzuwenden, wie es die Piloten anderer Flugzeuge taten , um nicht mit den Trümmern zu kollidieren.
Bausatz: Der von uns vorgestellte Bausatz ist eine abgespeckte Ausgabe der High Tech Variante. Die Plastikteile befinden sich in einem großen, sehr schön gestalteten Stülpkarton, der auch hält was die Größe verspricht. Der Karton ist bis zum Rand mit insgesamt 270 Einzelteilen an diversen Spritzrahmen gefüllt. Für den Zusammenbau der Tempest Mk.V werden rund 230 Teile benötigt. Alleine für den Cockpitbereich sind schon fast 70 vorgesehen. Erstmals in meiner Laufbahn gibt es winzige Decals für die Warn-und Bedienanleitungen der Schalter und Regler, mit denen der innere Strukturrahmen ausgestattet werden kann. Bis dato musste man sich solche belebenen Kleinigkeiten auf dem Zubehörmarkt selbst besorgen, sofern es sie überhaupt gab. Solche Beigaben sind fast schon Quantensprünge für unser Hobby. So hoffen wir auch auf zahlreiche Nachahmer.
Weiter geht es mit dem riesigen vorderen Kühler. Auch er ist entsprechend den Möglichkeiten moderner Formentechnik gestaltet. Die geblasene Haube ist fast papierdünn und etwas spröde. Also Vorsicht bei dem Abtrennen, damit nichts splittert.
Die Mk.V unterschied sich in Kleinigkeiten von einer frühen und späteren Ausführung. Auf beide nimmt der Bausatz Rücksicht. So lassen sich die verkleideten Kanonen der frühen Serie ebenso einbauen wie die später in den Flügeln integrierten. Auch an das Unterschiedliche Fahrwerk und dessen Räder wurde gedacht. Entsprechend der Folgemuster wurde der Rumpf im vorderen Teil nochmals getrennt. Hierbei muss aufgepasst werden, dass von den vielen schönen Gravuren nicht allzu viel verloren geht. Diese geben mit ihren vielen Spannten und aufgeprägten Blechen die gesamte Fertigkeit und den Charakter moderner Modellbautechnik wieder. Natürlich kann ich über die Passungen noch nichts sagen. Aber alles sieht gut aus.
Die farbige DIN A4 Bauanleitung bietet wertvolle Hinweise, auch zu den kleinen Unterschiede der einzelnen Flugzeuge, wie z.B. das nur die Staffel Nr.33 mit Bomben als Zuladung geflogen ist. Alle anderen Maschinen wurden mit Zusatztanks ausgerüstet. Weshalb die Halterungen der Tanks aus Klarsichtmaterial gefertigt sind und mit einer Art von Grenzstreifen versehen werden sollen, konnte ich nicht herausfinden. Bei dem Original wollte man eventuell die Einfüllmenge kontrollieren und den Treibstoff bis zu den schwarzen Kanten auffüllen. Eine Art von Trimmausgleich? Die Räder, in zweifacher Ausführung beigelegt, sind originalgetreu abgeflacht. Die Tempest war nun mal ein Schwergewicht.
Bemalung: Bei den Decals fällt einem sofort der präzise Druck der Instrumente ins Auge. Gleiches hätte man sich für das Gurtzeug gewünscht. Mit den Verbandszugehörigkeiten der vier Vorschläge für eine Tempest Mk.V wollen wir uns diesmal nicht weiter aufhalten. Wichtiger ist die individuelle Geschichte der Piloten, die der Modellbauer mit seinem Modell der Tempest ins Haus, bzw. in sein Regal holt. Alle diese Schicksale sind genau in der Anleitung dokumentiert. Ich denke: Das ist der Punkt der unser Hobby historisch unterstreicht und auch zum Nachdenken über eine der schlimmsten Perioden des 20. Jahrhunderts, den zweiten Weltkriege, anregt.
Bei weiterer Betrachtung der Teile und der Bauanleitung wird klar, dass noch mindestens zwei weitere Varianten der Tempest zu erwarten sind. Als da wären: Die Hawker Tempest Mk.VI mit dem geschlossenen Kühlergrill und eine kleine Sensation: Die Tempest Mk.II mit dem Sternmotor. Und dann wäre auch noch eine der berühmtesten Abwandlungen der Maschine: Die Sea Fury.
Fazit: Insofern wünsche ich, das ein Sturm den Bausatz flugs in die Händlerregale befördert und dafür sorgt, dass mit diesem Prachtstück ein neues Kapitel im Bereich Plastikmodellbau aufgeschlagen wird. Für mich ist es ein Anwärter für das Modell des Jahres!
Zu beziehen ist das Modell im gutsortierten Fachhandel oder bei SH direkt.
Jürgen Bauer, Berlin (November 2016)