Piasecki (Vertol) H-21C Shawnee
"Flying Banana over Vietnam"

Special hobby SH48 Multimedia - 1/48

Vorbild: Zu Beginn des Hubschrauberflugs waren die Denkweisen der Konstrukteure noch nicht in den heute bekannten Konzepten "eingefahren", das optimale Konzept für den Schwebeflug noch nicht gefunden. Als ein erfolgreicher Ansatz erwies sich die Tandemanordnung, die zudem noch den Vorteil der größeren Nutzlast hatte. Frank Nicolas Piasecki war einer der Pioniere auf diesem Gebiet. Mit seiner Firma Piasecki Helicopter Company (PHC) brachte er den HRP-2 heraus, der erfolgreich bei den US Marines eingesetzt wurde. Die Firma PHC änderte mit einem neuen Besitzer im Jahre 1956 auch den Namen zu Vertol Aircraft Corp. und wurde 1959 von Boeing aufgekauft. Schon bei Vertol wurden die Projekte umbenannt (V42-V44) und durch den Einsatz bei den Streitkräften wurden deren neue Namenskonventionen ebenfalls gängige Bezeichnungsform (H-21A - H-21C Shawnee)



Der H-21 basierte in seiner Auslegung und Konstruktion auf den Vorgängermodell Piasecki HRP-2. Der Hubschrauber startete am 11. April 1952 zu seinem Erstflug. Die Zelle war eine Ganzmetallkonstruktion und wurde in Halbschalenbauweise gebaut. Große Stabilisierungsflossen am Heck sorgten zusammen mit einem elektronischen Stabilitätsunterstützungssystem für ruhigere Flüge.

Wie schon der HRP-2 besaß auch die H-21 zwei gegenläufige Dreiblatt-Hauptrotoren, die vorn und hinten installiert wurden. Sie waren zuerst aus Holz gefertigt, aber schon bald erfolgte eine Umstellung auf Metallrotoren. Angetrieben wurde das Luftfahrzeug durch den Sternmotor R-1820 von Curtiss-Wright mit einer Leistung von 1050 kW. Das hinten liegende Triebwerk trieb beide Rotoren über eine Welle an, die im Rumpfrücken verlief.

Die zwei Hubschrauberführer der H-21 hatten aus ihrer stark verglasten Kanzel eine hervorragende Sicht. In seinem durchgehenden Laderumpf konnte die "Banane" bis zu 20 Soldaten oder 12 Verletzte auf Tragen transportieren, was in der damaligen Zeit eine beeindruckende Leistung war. Das Be- und Endladen erfolgte über eine zentrale Ladeluke in der linken Rumpfseite. Die H-21 konnten auch Außenlasten transportieren und besaßen zu diesem Zweck einen Lasthaken unter dem Rumpf.

Die US-Air Force nutzte ihre als H-21 A/B Workhorse bezeichneten V42 vornehmlich als Luftlande- und Transporthubschrauber, während die V 43 (H-21C Shawnee) lange Zeit das Haupttransportmittel der US-Streitkräfte waren. Auch die französischen Streitkräfte setzten den H-21 mit 142 Exemplaren im größeren Maßstab ein. Weitere Nutzerländer waren Japan, DVR, Kanada, Kongo, Myanmar und Schweden.

Von den 500 Exemplaren der C-Version, die gebaut wurden, gelangten zwischen 1957 und 1960 auch 32 Hubschrauber der Version V 43 / H-21C nach Deutschland. Die in Einzelteilen gelieferten Maschinen, wurden von Weserflug in Bremen zusammengesetzt. Alle an die Luftwaffe gelieferten H-21, zeitweise waren es 10 Maschinen, setzte man zur Pilotenschulung an der Flugzeugführerschule S ein. Als die Heeresflieger mit ihrer eigenständigen Pilotenausbildung in Bückeburg begannen gingen 6 Maschinen an das Heer und die restlichen 4 wurden ab 1961 bei der 1. Luftrettungs- und Verbindungsstaffel in Fürstenfeldbruck eingesetzt. Anfang 1965 gingen allerdings auch diese H-21 an die Heeresflieger.

Diese setzten ihre Maschinen an den Standorten Fritzlar, Celle, Bückeburg und Mending in den Heeresflieger-Tansportstaffeln (HFlgTrspStff) 822 (102), 827 (303) und 855 ein, bevor sie alle dem Heeresfliegerbataillon 300 (spätere HFlRgt 35) in Mending unterstellt wurden. Bei der einzigen V 44B im Bestand der Bundeswehr handelte es sich um eine zivile Variante. Diese wurde zuerst von der SABENA eingesetzt bevor sie von der Bundeswehr gekauft wurde. Durch die vorhergehende Nutzung besaß die V 44B einen wasserdichten Rumpf und einen schallgedämpften Laderaum, der 15 bequeme Sitze aufnahm. Die Fenster waren größer und die Tür wurde durch eine zweiteilige Klappe ersetzt. Anfangs sollte diese Maschine als fliegender Hörsaal genutzt werden, wurde allerdings zwischen 1962 und 1967 bei der Flugbereitschaft des Ministeriums eingesetzt.

Bei der Bundeswehr ereigneten sich sechs Abstürze, bei denen mehrere Piloten und Soldaten den Tod fanden. Als die neuen CH-53G langsam in Dienst gestellt wurden, waren auch die Flugstunden der deutschen H-21 gezählt. Die letzte Maschine erhob sich am 8. Dezember 1972 das letzte Mal in die Luft. Leider sind die meisten Maschinen verschrottet worden, nur noch wenige Exemplare sind in verschiedenen Museen Deutschlands zu finden.
Dieser Vorbildteil basiert auf den Ausführungen von Dan Löffler (danmil.de)

Bausatz: Der typischen Special Hobby Karton ist randvoll mit Teilen für diesen Hubschrauber. Dies nicht in erster Linie wegen der Anzahl der Teile, sondern ob deren Größe. Die beiden Rumpfschalen sind riesig, insbesondere wenn man den Entwicklungszeitraums des Vorbildes berücksichtigt. Die Klarteile haben daher ebenfalls eine entsprechende Größe. Glücklicherweise ist es SH gelungen diese trotzdem sehr dünnwandig und schlierenarm zu produzieren. Die auf den Bildern erkennbare Verzerrung ist nahezu unvermeidlich.

Die Angüsse an den Spritzrahmen sind für SH Verhältnisse sehr klein (toll!), weshalb aber besonders bei den Klarteilen Abbuchgefahr besteht. Hier sollte man beim Kauf aufpassen und die großen Teile am besten sofort nach der Vollständigkeitsprüfung des Bausatzes vom Rahmen abtrennen und sicher verstauen.

Auch in Sachen Oberflächengravuren verbessert sich SH. Diese sind nach wie vor sehr fein, aber etwas tiefer und gleichmäßiger als noch in früheren Bausätzen. Der Multimediaanteil dieses Bausatzes ist etwas höher als sonst. Neben einigen wenigen Resindetails liegt ein mittelgroßer Ätzteilbogen mit Gittern usw. bei. Außerdem sind die Rotorköpfe aus Weißmetall, wohl um die Stabilität dieser Baugruppe zu erhöhen.

Die Detaillierung dieser beiden Teile ist ganz ordentlich, jedoch nicht so gut als wenn sie aus mehreren Teilen entstanden wären. Diesen Kompromiss bin ich wegen der verbesserten Handhabbarkeit gerne bereit einzugehen. Natürlich benötigen diese besondere Methoden der Verarbeitung, die ich selbst erst noch erlernen muss. Beispielsweise ist die Oberfläche etwas rau und könnte geglättet werden - "ein Blick" in diverse Figurenforen sollte hier aber weiterhelfen.

Unklar ist mir noch die Ausbalancierung des Ungetüms. Vorn ist jedenfalls nicht viel Platz für Ballast, vielleicht muss hier auf eine Art Beladung zurückgegriffen werden.

Bemalungen: Die Decals wurden bei Aviprint gedruckt und sind ohne offensichtlichen Versatz.

Fazit: Das Modell von Fonderie kann jetzt im Museum verschwinden. Special Hobby hat diesen Bausatz gut umgesetzt und vielleicht wird es ja auch noch den einen oder anderen Zubehörsatz von CMK oder Hubschrauberspezialisten wie Cobra Company geben ... Detaillierungspotential ist z.B. im Cockpit oder Motorraum(leer) vorhanden. Wie schon des Öfteren geschrieben ist diese Art Bausatz Anfängern nur bedingt zu empfehlen, da die Multimedia-Auslegung eine gewisse Erfahrung im Umgang und in der Verarbeitung dieser Materialien erfordert. Außerdem sind Kleinserien oder "short run" Bausätze oft nicht so passgenau wie Großserienkits und es fehlen die Passstifte an den Bauteilen, die für eine richtige Ausrichtung sorgen.

Wer dies nicht scheut, dem sei dieser Bausatz wärmstens empfohlen ... eine Bundeswehrvariante soll auch noch folgen.

Erhältlich ist dieser Bausatz für Händler bei Glow2B (zu erreichen über mail@glow2b.de). Der Modellbauer kann ihn im örtlichen Modellbaufachgeschäft oder online erwerben.

Steffen Arndt, Ettlingen (Februar 2008)