Historisches: Kurz ein paar Worte zur Fw 190A-6. Diese stellt eine Weiterentwicklung der Baureihe Fw 190 A-5 dar. Die Fertigung der A-6 begann im Juni 1943. Für die Produktion dieser Baureihe wurden einige Verbesserungen der Panzerung im Kühlerbereich sowie der Stuktur der Tragflügels vorgenommen. Nach außen sichtbare Veränderung war einzig das MG 151 bzw. MG 151/20, das die veralteten MG FF/M ersetzte. Mit dem Einbau dieser Waffen im Außenflügel wurden die leeren Hülsen nicht mehr nach außen abgeführt, sondern verblieben im Flügel in einem Raum zwischen Mittelrippe 6 und 7. Dieser Bereich erhielt einen zusätzlichen Blechschutz gegen Beschädigung durch die ausgeworfenen Hülsen. Die Gurtabführung, welche links und rechts verschieden war, führte lediglich die Glieder des Zerfallgurtes nach außen.
Der verstärkte Tageinflug alliierter Bomberverbände erforderte den Einsatz von Abwurftanks zur Reichweitensteigerung in der Reichsverteidigung. Diese wurden am ETC 501 aufgehängt, welches das Abfluggewicht der Focke-Wulf um 320 kg erhöhte. Bei Erla in Antwerpen wurde in Zusammenarbeit mit den Jagdverbänden ein leichterer Träger entworfen, der sich aufgrund der Forderung der Führung, wahlweise auch Bomben mitzuführen nicht allgemein durchsetzte.
Im Laufe der Serienfertigung sind bei der Fw 190 A-6 einige Veränderungen zu beobachten. In der linken Flügelnase, zwischen den Waffenläufen der MG 151/20, ist das Fenster einer Schießkamera eingebaut, unter dem Rumpf in Höhe des Balkenkreuzes ist vielfach der Zielflugpeilrahmen (PR 16) montiert. In der Schiebehaube erhielt die Abstützung für den Kopfschutzpanzer zwei zusätzliche Fangseile. Die bis dahin üblichen Lochfelgen des Hauptfahrwerks wurden durch sogenannte Vollscheibenräder ersetzt. Die Fertigung der Fw 190 A-6 verteilt sich zwischen Juni 1943 und Februar 1944 auf die Hersteller Arado(Warnemünde), Fieseler (Kassel) und Ago (Oschersleben). Insgesamt sind etwa 1200 Flugzeuge nachweisbar.
Zur Abwehr der ständig einfliegenden Bomberverbände der US Army Air Force wurden diverse Konzepte erprobt und erwiesen sich als mehr oder weniger erfolgreich. Im Oktober 1943 wurde unter der Leitung von Major Hans-Günther von Kornatzki in Achmer ein Versuchsverband aufgestellt, deren Ziel die Vernichtung einer größtmöglichen Anzahl feindlicher Bomber war - die Sturmstaffel 1. Dies war weder eine Selbstopfer- noch eine Fronbewährungseinheit. Trotzdem wurde von den Fluzeugführern eine Erklärung des Einsatzes bis zum Äußersten verlangt! Dies aber eher als Absichtserklärung zu verstehen (vgl. Rodeike S.326 m.w.N.) ist und ganz abgesehen davon, war ohnehin jeder Einsatz potenziell tödlich.
Die Angriffstaktik dieser Einheit bestand aus dem Angriff auf die Viermots aus nächster Nähe. Da der BMW 801 luftgekühlt und somit weniger beschussempfindlich war, bot sich für dieses Vorhaben eher die Fw 190 als die Bf 109 an. Die ersten Flugzeuge der Baureihe A-6 gingen dem Verband im Herbst 1943 zu. Diese Flugzeuge erhielten eine Sonderausstattung, die dem Fluzeugführer einen besseren Schutz gegen Beschuss bieten sollte. Die Dreiecksscheiben des Windschutzes erhielten zusätzlich 30mm Panzerglas. Auch an der Schiebehaube wurden 30mm Starke panzerglasscheiben in einem Holzrahmen montiert. Diese erhielten bei der Truppe sofort den Spitznamen "Scheuklappen". Vor und unter dem Windschutz wurden 5mm starke Stahlplatten angeschraubt. Dieser Panzer bestand zunächst aus 4 später aus 3 Platten je Seite. Die ohnehin als unwirksam geltenden MG 17 wurden im Gegenzug zur Gewichtsreduktion ausgebaut.
Nach abgeschlossenem Training wurde die Einheit der I./JG 1 unterstellt (vergleiche Prien JG 1 und 11 in 3 Bänden und Mombeek "Reichsverteidigung" und "Sturmjäger"). Die Kennzeichnung erfolgte mit einem Schwarz-weiß-schwarzen Rumpfband und als Emblem trugen die Flugzeuge links auf der Motorhaube das Emblem einer Ritterfaus die einen Blitz hält. Bei einem Einsatz am 30.01.1944 konnten Uffz. Maximowitz und Uffz. Wahlfeld je eine B-24 sowie Maj. Bacsila eine B-17 abschießen. Obwohl bereits Oberleutnant Zehart am 11. Januar eine B-17 bezwungen hatte, wurde der Luftsieg von Maj. Bacsila als erster Luftsieg der Sturmstaffel anerkannt.
(Quelle: Rodeike; Focke-Wulf Jagdflugzeug s.u. Zur weiteren Einsatzgeschichte siehe Prien et al. "JG 1 und 11" 3 Bde. Struve Druck Eutin und Mombeek "Reichsverteidigung" und "Sturmjäger" Eigenverlag )
Der Bausatz von Eduard, der die Basis für diese Sonderedition bildet, ist hinlänglich bekann. Wie sich herausgestellt hat, ist dieser so konstruiert, dass es leichter ist alle Klappen offen darzustellen als geschlossen. Auch ansonsten hat er eine nicht unerhebliche Komplexität und ist nicht eben anfängerfreundlich. Trotzdem gefällt er mir sehr gut, wie übrigens auch die Bf 110 aus gleichem Hause.
Kooperationen zwischen MPM und Eduard sind ja schon das eine oder andere Mal vorgekommen und dies wird sicherlich nicht die letzte Edition in die eine oder andere Richtung sein. Mit Eduards Fw 190 A-6 gab es ja bereit die "Aces" Sonderedition Hajo Herrmann. Dieser Bausatz erscheint in der regulären Special Hobby Reihe und hat auch nur wenige zusätzliche Teile. Dem Bausatz liegen auch dieselben farbigen Ätzteile wie der Sonderedition bei. Allerdings gibt es auch weitere editions-spezifische Resin- und Fotoätzteile, die wirklich eine Bereicherung sind. Zum einen liegt in Resin der Erla-Träger für den Zusatztank bei, was ein Novum ist. Mir ist bisher kein anderer Bausatz mit diesem Merkmal einer ganzen Reihe von Fw 190A-5 und A-6 bekannt. Vielleicht gibt es diesen ja auch mal separat zu kaufen. Ebenfalls in Resin sind die frühen Räder mit gelochten Felgen beigelegt.
Außerdem liegen natürlich die Seitenpanzer bei. Da Eduard diese Version nicht als Sturmjäger vrgesehen hat, muss hier ein Fotoätzteil auf den Rumpf geklebt werden. Dafür liegen sowohl der frühe vierteilige als auch der spätere dreiteilige Panzer bei. Für die einzelnen Bemalungsvarianten wird in der Bauanleitung spezifisch auf die jeweiligen Merkmale eingegangen. Die Bauanleitung ist von der Aufmachung natürlich nicht mit denen von Eduard zu vergleichen, sondern das von Special Hobby bekannte, etwa A5 große Heft auf normalem "Druckerpapier". Die Zeichnungen stammen von Eduard, allerdings gibt es für jedes Teil eine Farbangabe und die Darstellung ist kleiner als in der Eduard Bauanleitung. Der Bausatz ist aber ohnehin eher für fortgeschrittene Modellbauer, so dass dieser Umstand keine wirklichen Abstriche am Bausatz verdient. (zur Not kann man ja mal online in die Bauanleitung bei Eduard schauen, oder man hat den Bausatz sowieso im Fundus)
Die Abziehbilder sind auf einem kleinen blauen Bogen gedruckt und zeigen keinen Versatz. Die Herstellung erfolgte bei Aviprint.
Bemalungen
Fazit: Die Focke-Wulf von Eduard gehört sicher eher zu den kontroversen Modellen. In einigen Details unstimmig aber sehr gut in anderen. Außerdem ist der Zusammenbau eher schwierig. Allerdings bietet MPM hier einige Möglichkeiten, die mit dem normalen Eduard (oder einem anderen) Bausatz nicht möglich sind. Diese Edition hat einges Neues zu bieten und die Stolpersteine sind bekannt. Daher: Für Fortgeschrittene empfehlenswert.
Steffen Arndt, Ettlingen (Mai 2010)
Literatur:
Peter Rodeike Jagdflugzeug Focke Wulf Fw 190 A, Fw 190 "Dora", Ta 152 H Struve Druck, ISBN: 3-923 457-44-8 |
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Eric Mombeek Reichsverteidigung - Die Geschichte des Jagdgeschwaders 1 "Oesau" Eigenverlag, http://www.luftwaffe.be/ |
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Eric Mombeek Sturmjäger - Zur Geschichte des Jagdgeschwaders 4 und der Sturmstaffel 1 2 Bde. Eigenverlag, http://www.luftwaffe.be/ |
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Jochen Prien, et al. Jagdgeschwader 1 und 11 3 Bde. Struve Druck, http://www.jagdgeschwader.net/ |