Vorbild: Drei italienische Unternehmen hatten sich 1942 an der Ausschreibung für ein neues, modernes Jagdflugzeug beteiligt. Neben der Aermacchi C.205 und der Regiane Re.2005 war es Fiat mit der G.55. Alle drei Flugzeuge sollten vom Daimler Benz DB605 Motor angetrieben werden, welcher später unter Lizenz als RA 1050 Tifone in Italien produziert werden sollte. Die Regia Aeronautica akzeptierte alle 3 Flugzeuge, wobei aber auf der Fiat G.55 das Hauptaugenmerk liegen sollte. Selbst die Luftwaffe war an Fiats neuem Jäger interessiert.
Der erste Prototyp, MM491, hob erstmals am 30. April 1942 ab. Später wurden zwei weitere Prototypen produziert und zusammen mit einer Nullserie von 12 Flugzeugen (MM.91053 bis 91064) als "Sottoserie 0" bezeichnet. Die Bewaffnung dieser Flugzeuge bestand aus einem Mauser 20 mm MG 151/20, welches durch den hohlen Propellerschaft feuerte und 4 SFAT 12,7mm MG, die am Rumpfbug angeordnet waren. Die endgültige Bewaffnung aller weiteren Fiat G.55 Sottoserie 0 und Serie 1 bestand aus zwei Kanonen in den Flügeln und 2 MGs vorne im Rumpf. Unabhängig von der Bewaffnung wurden einige Flugzeugen mit einem anderen Leitwerk produziert.
Die ersten Produktionsflugzeuge wurden noch bei der Regia Aeronautica eingesetzt. Das neue Flugzeug erwies sich als erfolgreicher Entwurf, insbesondere im Kampf gegen P-38 Lightning. Nach Unterzeichnung des Waffenstillstandes wurden die "Centauren" von der Wehrmacht beschlagnahmt. Auch das Fiat Werk in Turin fiel in deutsche Hände. Die zunächst gestoppte Produktion wurde später wieder aufgenommen und einige Flugzeuge an die Luftwaffe geliefert.
Die verbliebenen G.55 wurden an die Aeronautica Nazionale Republicana übergeben und nahmen mit der ANR an den schweren Kämpfen gegen die amerikanische Bomberflotte und deren Begleitschutz teil. Die Kentauren wurden der Squadriglia Complementare Caccia "Montefusco" zugewiesen (später zu Ehren des gefallenen Kommandeurs in "Montefusco-Bonet" umbenannt) Auch das 2. Gruppo Caccia Terrestre wurde mit der G.55 ausgestattet, aber später nach schweren Kämpfen auf Bf 109 G umgeschult. Die restlichen Fiat G.55 wurden im 1. Gruppo zusammengefasst. Diese Einheit kämpfte erfolgreich aber unter schweren Verlusten gegen die anglo-amerikanische Übermacht bis August 1944.
Am 10. August desertierte der Testpilot S. Agostini in einer G.55 auf alliiertes Gebiet. Mit an Bord hatte er den britischen Spion F. Gentile. Diese Aktion verschlechterte die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen Deutschland und Italien. Am 25. August, während der Operation Phönix, besetzte die Wehrmacht die italienischen Flugplätze und entwaffnete die ANR. Bei den erbeuteten G.55 wurden die Propeller demontiert und die Flugzeuge wurden verschrottet. Diese Schicksal teilten die in Turin erbeuteten Maschinen. Insgesamt wurden 107 Fiat G.55 während des Krieges produziert.
Bereits kurz nach dem Krieg versuchte Fiat die Produktion wieder aufzunehmen. Die Rolle dieser Flugzeuge war jedoch nicht in erster Linie als Jagdflugzeug, sondern als Trainer gedacht. Die Dinge zogen sich etwas hin und erst 1946 wurde die Produktion wieder aufgenommen. Der erste Doppelsitzer Fiat G.55B flog Ende 1946. Auf der Suche nach Exportkunden konnte mit Argentinien ein erster Erfolg erzielt werden. 10 überholte und 35 neue Flugzeuge - einschließlich 15 G.55B - wurden bestellt. Die Lieferung begann im Mai 1947 und die Flugzeuge blieben bis etwa Mitte der 1950er im Dienst.
Ägypten war wegen der sich abzeichnenden Spannungen mit Israel am Kauf von Fiat G.55 interessiert. Die Italienische Regierung segnete eine Lieferung ab und ein Kauf von 39 neuen Flugzeugen wurde vereinbart, davon zwei Doppelsitzer. Die Lieferung begann im Oktober 1948. Ein weiterer Kunde aus der Region war Syrien, welches zwischen Januar und September 1949 12 Ein- und einen Doppelsitzer erhielt. Diese wurden aus einer Order für die AMI umgeleitet. Weder syrische noch ägyptische G.55 waren am Krieg gegen Israel beteiligt, jedoch gab es gelegentliche Gerangel im Grenzgebiet. Insgesamt wurden 218 G.55 produziert, einschließlich einiger die später zur G.59 umgerüstet werden sollten..
Bausatz: Nachdem Special Hobby bereits die "Sottoserie 0" im Programm hat, folgt nun die G.55A. Für den Modellbauer schein dies die "eierlegende Wollmilchsau" in Bezug auf die G.55 zu sein. Verschiedene Konfigurationen für Rumpfbug und Leitwerk sind mit dem Schachtelinhalt darstellbar. Dies ist sehr schön für mich, da ich eine "bunte" Maschine von einem der neuen Stormo Decalsätze bauen möchte. Aber auch wer keine Kriegsmaschine bauen möchte kann mit dem, was SH liefert sehr zufrieden sein.
Dieser Bausatz ist von der Rahmengestaltung ganz anders als die kürzlich vorgestellte Spit Vc... eben typisch MPM Gruppe. Die Qualität ist jedoch außerordentlich gut für einen Special Hobby Kit. Die Oberfläche ist sehr schön glatt und zwar auch an der Innenseite des Modells. Die Gravuren sind sehr fein und scharf und sollten auch unter ein-zwei Schichten Farbe noch gut sichtbar sein. Die Klarteile sind in Ordnung, nicht auf Tamiya Niveau, aber ausreichend klar. Die Ätzteile werden hauptsächlich für die Gestaltung des Cockpits und des Kühlers verwandt. Auch einige Resinteile liegen bei. Eine Motorhaube ohne Bewaffnungsöffnungen, Flügel-MGs und ein Teil fürs Cockpit, dessen Funktion und Position mir noch unklar ist.
Die Decals sind bei Aviprint auf blauem Trägerpapier gedruckt und bieten in der technischen Ausführung keinen Anlass zur Klage. Nur drei Bemalungsvarianten finde ich zwar etwas wenig, aber andere Staffennummern muss man sich dann eben aus dem Abziehbilderfundus zusammensuchen.
Bemalungen:
Fazit: Sehr schönes Modell von Special Hobby. Achtung, dies ist ein Kleinserienbausatz, der etwas mehr Arbeit und Sorgfalt als ein Großserienbausatz erfordert. Wer diesen Aufwand nicht scheut, ist hier sehr gut bedient! Empfehlenswert!
Decals für etwas mehr Abwechslung gibt's z.B. von Skymodels (48013 - leider nur für italienische Vorbilder bis 1944).
Erhältlich ist dieser Bausatz für Händler bei Glow2B (zu erreichen über mail@glow2b.de). Der Modellbauer kann ihn im örtlichen Modellbaufachgeschäft oder online erwerben.
Steffen Arndt, Schwerin (Dezember 2008)
Literatur
Vergnano/ Alegi Fiat G.55 Ali D'Italia #10 Torino, Italy; La Bancarella Aeronautica, 1998 |