Vorbild: Da dieses italienisches Mehrzweckkampfflugzeug historisch kaum Spuren hinterlassen hat, ist eine präzise Beschreibung der Maschine etwas schwierig. Im Grunde genommen ist die Ca. 311 eingebettet in mehrere Variationen von Transportern/Bombern, welche auch in den damaligen, vom faschistischen Italien besetzten Kolonien Nordafrikas zum Einsatz kommen sollten. Da wäre die Caproni Ca. 310 praktisch der Vorläufer der 311. Diese flog sogar Einsätze im spanischen Bürgerkrieg.
Da die ersten 311 Capronis zum größten Teil aus Holz bestanden, mit einer Rumpfkonstruktion aus einem metallischen Rohrgerippe und Leinwandbespannung, gingen darauffolgende Muster in Ganzmetallbauweise als Ca. 311M in Produktion.
Bei der Ca. 311 waren 2 Drittel des Rumpfes zunächst voll verglast. Das gab der Besatzung erst einmal eine ausgezeichnete Rundumsicht. Dann wechselten die Konstrukteure von Caproni das Flugzeug wieder mit einem herkömmlichen, abgestuften Cockpit und ersetzten die Piaggio p.VII Sternmotoren durch die beiden Reihenmotoren Fraschini Delta RC 35.
Es wurde ständig an dem Flugzeugtyp herumgebastelt, um zu einer leistungsfähigen Maschine zu gelangen. Der Erfolg hielt sich aber in Grenzen. Die untermotorisierte und auch sonst ziemlich unzuverlässige Ca.311 spielte daher trotz ihrer Einsätze in der Sowjetunion und dem Baltikum ab 1941 keine besondere Rolle mehr bei der italienischen Luftwaffe.
Bausatz: Schon das tolle Deckelbild auf den Stülpkarton lädt dazu ein, sich etwas näher mit dem eleganten kleinen Flieger zu befassen.
Der Inhalt kommt fast einer Rundumversorgung gleich. Neben 55 Kunststoffteilen beinhaltet der Karton 27 hochwertige Kunstharzteile (Resin) und eine Platine mit Messingätzteilen. Die aus Klarsichtmaterial gefertigten Rumpfhälften erleichtern den Bau der großzügigen Verglasung. Die Seitenfenster brauchen nur mit der beiliegenden schwarzen Maskierungsfolie abgeklebt werden. Bei dieser wurde auch an die Innenbemalung gedacht. Wenn sich die Bugkanzeln gut an dem Rumpf anpassen, dürfte das fertige Modell perfekt aussehen.
Der Innenraum der Maschine ist für diesen Maßstab superdetailliert. Am fotogeätzten Gurtzeug für die vierköpfige Besatzung befinden sich auch die merkwürdigen Ketten, mit denen viele italienische Kampfflugzeuge der damaligen Zeit ausgerüstet waren. Für die Gestaltung der Instrumentenbretter liegt ein kleiner Film bei.
Eine wahre Augenweide sind auch die beiden kompletten Piaggio Sternmotoren aus Kunstharz. Überhaupt sind alle Teile für einen Short-Run Bausatz präzise gefertigt, und sicher sind nur die Hinterkanten der Tragflächen etwas dünner zu schleifen.
Bemalung: Gebaut werden kann eine von drei fleckgetarnten Capronis. Im Einzelnen handelt es sich um zwei Ca.311 aus dem norditalienischen Raum und eine Ca. 311 die 1941 in Nordafrika/Libyen stationiert war. Das Seitenleitwerk ziert hierbei ein kleiner Wüstenskorpion.
Fazit: Die Caproni Ca.311 ist die perfekte Ablösung des altehrwürdigen Bausatzes von Italeri aus den 70er Jahren. Toll gemacht in allen Punkten. Allerdings ist Erfahrung mit solchen Modellen die Voraussetzung für ein gutes Gelingen des kleinen Italieners.
Hans-Jürgen Bauer , Berlin (September 2014)