Vorbild: Die Bücker Bü 181 Bestmann war unter den weltweit erfolgreichen Sport-, Schul- und Übungsflugzeugen des Flugzeugherstellers Bücker Flugzeugbau dasjenige mit der weitaus höchsten Stückzahl. Die Bü 181 bedeutete eine radikale Umstellung bezüglich der Gewohnheiten bei der Anfangsschulung der Piloten. Verwendet wurden dafür bisher vorwiegend Doppeldecker, seltener Eindecker, mit zwei offenen, hintereinander liegenden Sitzen für Fluglehrer und Flugschüler, die sich dick vermummt während des Fluges nur mühsam durch vorher abgesprochene Handzeichen verständigen konnten. Nun stellte Carl Clemens Bücker und sein begabter schwedischer Konstrukteur Anders J. Anderson mit der Bü 181 eine völlig neue Konzeption vor, der er den Namen Bestmann gab. Dies ist in der kleinen Küstenschifffahrt oder der Fischerei der Name für ein Mitglied der Schiffsbesatzung, welches statt des Steuermanns die Seewache übernimmt, ohne jedoch das entsprechende Schifffahrtspatent zu besitzen.
In einer geräumigen, geschlossenen und beheizbaren Kabine saßen Flugschüler und -lehrer nun nebeneinander auf mehrfach verstell- und einstellbaren Sitzen, wodurch eine gute Verständigung möglich wurde. Mit den bei Bücker als selbstverständlich anzunehmenden guten Flugeigenschaften hätte die Bü 181 beste Aussichten haben müssen, von der Luftwaffe als neues Standardschulflugzeug und Ersatz für die Focke-Wulf Fw 44, Heinkel He 72, ja sogar für die Klemm Kl 35 und die hauseigene Bücker Bü 131 angenommen zu werden. Das war lebensnotwendig, denn im Gegensatz zu praktisch allen Flugzeugentwicklungen anderer Firmen, für die das Reichsluftfahrtministerium (RLM) von vornherein die Entwicklungskosten trug, hatte Bücker wie auch schon zuvor bei der Bü 131 und der Bü 133 das ganze Risiko auch für die Bü 181 voll allein zu tragen gehabt. Er musste mit dem Flugzeug also Erfolg haben, um über einen größeren Auftrag des RLM die Entwicklungskosten wieder hereinholen zu können.
In Rangsdorf, wo Mitte 1940 der Serienbau des neuen Flugzeugs in der Ausführung A-1 (noch mit Motoren Hirth HM 504 A-2) anlief, wurde ab Ende 1941 auf B-0 (55 Flugzeuge) und dann auf B-1 umgestellt. Bei dieser Version war bereits der dann bis zum Ende verwendete Motor Hirth HM 500 eingebaut, der ebenso wie sein Vorgänger 105 PS (77 kW) leistete. Die schwedische Luftwaffe (Flygvapnet) kaufte 1942 ein Flugzeug Bü 181 und erwarb nach zufriedenstellender Erprobung die Nachbaurechte. Von März 1944 bis 1946 wurden unter der Bezeichnung Sk 25 insgesamt 120 Flugzeuge gebaut. Die schwedische Luftwaffe nutzte sie zwischen 1944 und 1954. Nach dem Ende ihrer militärischen Laufbahn wurden sie an meist schwedische Fliegerclubs und Privatpersonen verkauft. Mehrere davon kamen nach 1955 nach Deutschland. Einige wenige fliegen noch heute. Als zweite Produktionsstätte wurde von 1942 an die niederländische Firma Fokker zum Bau von Bü 181 herangezogen. Sie erhielt dazu einen Auftrag über 675 Flugzeuge der Ausführung B-1. Als weiterer Hersteller kam ab Mai 1942 die tschechische Firma Zlín hinzu, die bis dahin Kl 35 gebaut hatte. Ihr Auftrag lautete auf 385 Flugzeuge. Im Februar und März 1945 wurden noch etwa 50-60 Bü 181 von Zlín und Bücker gebaut. Es ist anzunehmen, dass auch im April 1945 einige Flugzeuge vom Band liefen. Damit wurden während des Krieges etwa 2750 Bü 181 gebaut. Nach dem Kriegsende gab es eine Fertigung des Flugzeugs nur noch in Zlín als Z-18 oder C-6. Als die deutschen Motoren aufgebraucht waren, wurden tschechische eingebaut. Damit war die Karriere der "Bestmann" aber noch nicht beendet. In Ägypten erwarb die Firma Heliopolis Air Works in den 1950er-Jahren die Bauunterlagen und entwickelte unter der Bezeichnung Goumhouria eine eigene Version. (Quelle Wikipedia)
Bausatz (Vorgeschichte): Zunächst bot MPM einen Kit der Bestmann an mit Vakuhaube, bevor 2016 Special hobby und Stransky etwa zeitgleich mit Bü-181 und Zlin-181-Modellen auf den Markt kamen. Während die SH-Kits mit zusätzlichen Resin- und Ätzteilen glänzen können, haben die Stransky-Bausätze feinere Oberflächen und geöffnet darstellbare Cockpithauben.
Bausatz: Special Hobby bringt nun in einem etwas zu großen Stülpkarton mit ansprechendem Deckelbild eine Variante seines erst vor kurzem erschienenen Bü-181-Bausatzes auf den Markt. Dieser Kit verwendet die am Spritzrahmen befindlichen vier Panzerfäuste, die ober- und unterhalb der Flügel zu montieren sind. Die Bauanleitung ist in Tschechisch und Englisch gehalten, die Farbvorschläge beziehen sich nur auf das Gunze-Sortiment. Die grauen Spritzrahmen sind in einem wiederverschließbaren Klarsichtbeutel verpackt, die Glasteile, Resinteile und die Abziehbilder sowie ein kleiner messingfarbener Ätzteilerahmen sind separat verpackt.
An den Teilen findet sich etwas Gussgrat, einige Auswerfermarkierungen stören etwas. Sinkstellen sind mir nicht aufgefallen. Das Bausatzmaterial scheint von einem leichten Trennmittelfilm überzogen zu sein, eine gründliche Reinigung vor Baubeginn ist also zu empfehlen. Ansonsten findet man Teile mit konstanten feinen Gravuren und mäßig scharfen Oberflächendetails vor.
Die Glasteile sind zwar recht dünn, zeigen aber leichte Schlieren. Die Haube ist leider nur geschlossen darzustellen.
Der Innenraum ist nicht zuletzt durch die beiliegenden Resin- und Ätzteile (Gurte, Gepäcknetz etc.) vom Feinsten darstellbar, leider fällt das etwas flache Instrumentenbrett hier ab. Wie weit das Instrumenten-Decal dies wieder wettmacht, wird sich erst beim Bau zeigen.
Soweit die wenigen Kritikpunkte, denen auf der Habenseite stehen diesen das interessante Vorbild, geschlossene und Vierspeichenräder mit und ohne Profil und die kleine Motorteilnachbildung und die Auspuffrohre aus Resin gegenüber.
Bemalung: Die Abziehbilder, die wohl aus Italien stammen, stellen diesmal drei recht wenig aufregende Vorbilder in RLM 70/71 über RLM 65 dar. Alle drei stammen aus sogenannten Panzerjagdstaffeln:
Fazit: Eine interessante Variante eines wichtigen, aber nur wenig beachteten Flugzeuges. Für Modellbauer mit ein wenig Erfahrung zu empfehlen.
Zu beziehen ist das Modell im gutsortierten Fachhandel oder bei SH direkt.
Utz Schißau, Berlin (Juli 2017)