Vorbild: Eines der bedeutendsten Flugzeuge des zweiten Weltkriegs an der Ostfront war die Iljuschin Il-2. Obwohl es permanent verbessert wurde, war es nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Deshalb wurden 1943 neue Spezifikationen für einen Nachfolger an die Konstruktionsbüros Suchoi und Iljuschin herausgegeben. Das Ergebnis der Entwicklung waren die Su-6 III, Il-8 und Il-10, welche einer eingehenden Untersuchung unterzogen wurden.
Es erwies sich, dass die Il-8 schlechte Flugeigenschaften hatte und im Wesentlichen eine modifizierte Il-2 war. Im Gegensatz zur Il-8 war die Il-10 komplett neu entwickelt worden. Sowohl der Mikulin AM-42 als auch das Cockpit waren schwer gepanzert. Obwohl die Su-6III das schnellste der getesteten Flugzeuge war, zeigte die Il-10 bessere Leistungsparameter in geringeren Flughöhen. Nach Ende des Vergleichsfliegens wurde die Il-10 als Nachfolger für den Sturmowik ausgewählt.
Die Serienproduktion begann im Herbst 1944 und die ersten Flugzeuge gelangten im März 1945 an die Front. Sie nahmen am Angriff auf Berlin und bei der Befreiung der Tschechoslowakei teil. Die Produktion wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fortgeführt.
Die ursprüngliche Bewaffnung bestand aus zwei 20mm Kanonen und zwei 12,7mm Maschinengewehren in den Flügeln und ein bewegliches, durch den Heckschützen bedientes 12,7mm MG. Die Nachkriegsproduktion und die Tschechische Lizenzfertigung waren mit 4 20mm Kanonen in den Flügeln und ebenfalls einer Kanone für den Heckschützen ausgestattet.
Auch eine Schulversion Il-10UT wurde entwickelt. Den Abschluss der Produktionsreihe bildete die völlig überarbeitete Version Il-10M. Neben den Luftstreitkräften der Sowjetunion, nutzten Luftwaffen in Mittel- und Osteuropa sowie China und Nordkorea die Il-10.
Beim Angriff Nordkoreas auf den Süden im Jahre 1950 waren Il-10 beteiligt und während des Einsatzesin diesem Krieg zeigten sie sich recht erfolgreich. Während des Konfliktes wurden 2 Exemplare von UN Truppen erbeutet und in den USA getestet.
Seit 1952 wurden Il-10 in der Tschechoslowakei in Lizenz gefertigt. Diese Flugzeuge wurden als Avia B-33 bezeichnet. Sie dienten in den Luftstreitkräften der CSSR und wurden nach Polen, Ungarn, Bulgarien, Rumänien und dem Jemen exportiert. Sogar eine eigene Schulversion wurde als CB-33 bei Avia produziert. Die B-33 diente bis ende der 1960er Jahre in den tschechoslowakischen Luftstreitkräften. Il-10 und B-33 erhielten die NATO Bezeichnung "Beast". Bei den Piloten in der CSSR wurde sie dank ihres typischen Motorengeräusches "Kombajn", also Mähdrescher, genannt.
Bausatz: Die Avia B-33/Il-10 ist eines der schon sehr lange angekündigten Modelle, aber wie man sieht arbeitet Special Hobby/MPM die langen Listen ab. Erstaunlich ist, wie unterschiedlich die zuletzt erschienenen Modelle Modelle hinsichtlich der Plastikteile sind. Die Spitfire Vc entspricht fast eduard Standard und die Fiat G.55 ist sehr guter Kleinserienspritzguss. Die Avia hingegen erinnert eher an die Modelle vor 5 oder mehr Jahren. Sehr feine, flache Gravuren, die teilweise ganz verschwinden und dazu eine ziemlich rauhe Modelloberfläche - und ich meine hier nicht eine leichte Orangenhaut, sonder eher Sandpapier.
Auch der Formenbau oder die Produktion scheint eher nachlässig gewesen zu sein. Im Internet habe ich einen Online-Build dieses Bausatzes von Jakub Vilingr gefunden (leider nur in tschechisch), der u.A. die gleichen Probleme festgestellt hat wie ich. Anscheinend hat er das ganze Modell nachgraviert, die Oberfläche glatt geschliffen und noch einige Dinge ergänzt und korrigiert. Der ganze Bau ist übrigens höchst interessant, was diverse Techniken angeht (auch ohne der Sprache mächtig zu sein).
Besonders erstaunt war ich über die dort erwähnten zwei unterschiedlich langen Rumpfhälften. Ich habe dann gleich den Seitenschneider herausgeholt und dies getestet ... mit dem gleichen Ergebnis wie in jenem Diskussionsforum. Anscheinend soll dies nur bei einigen sehr frühen Exemplaren aufgetreten sein... Die Lösung von Kubrt ist clever und sollte für Modellbauer, die Special Hobby Bausätze bauen keine Hürde sein. (Bei den weiter diskutierten Vorbildvergleichen verstehe ich leider nur "Bahnhof").
Zur Detaillierung liegen diesmal wieder erstaunlich viele Resin und Photoätzteile bei, die von Hauler produziert wurden. Dies entspricht wiederum eher dem "Alten Standard" von MPM. Dem Bausatz liegen einige für die Avia nicht benötigte Teile bei, die für einen zukünftigen IL-10 Bausatz bestimmt sein dürften. Ob man aus dem Bausatz direkt eine Il-10 Bauen kann weiß ich nicht. Möglicherweise fehlen einige Teile für das Cockpit.
Bemalungen:
Die Decals sind sauber und ohne Versatz bei Aviprint gedruckt. Sogar die Bulgarischen Hoheitszeichen scheinen korrekt zu sein (rot-grün-weiße Kokarde auf "Sowjetstern").
Fazit: Für diesen Bausatz ist wieder etwas mehr Vorbereitung erforderlich als bei den neuesten Produkten der MPM Gruppe. Da es aber keine wirkliche Alternative für eine Avia B-33 in 1/48 gibt, ist eine solche etwas schwierigere Ausgangsbasis immer noch viel besser als gar keine. Für Experten!
Erhältlich dieser Bausatz für Händler bei Glow2B (zu erreichen über mail@glow2b.de). Der Modellbauer kann ihn im örtlichen Modellbaufachgeschäft oder online erwerben.
Steffen Arndt, Ettlingen (Januar 2009)