Aero L-39ZA "Attack & Trainer"

Special Hobby SH 48167 - 1/48

Vorbild: Ab 1963 begannen die Arbeiten für einen Nachfolger der L-29. Anfangs wurde eine modernisierte „Delfin“-Variante ins Auge gefasst, die jedoch nicht allen Anforderungen gerecht geworden wäre. Die Entwicklungsgruppe wandte sich daher einer völligen Neukonstruktion mit dem Projektnamen TTP zu. Nach mehrere getesteten Versuchsmodellen wurde 1967 die Fortsetzung des Entwicklungsprogramms genehmigt. Parallel zum Projekt begannen die Arbeiten am Schleudersitz VS-1BRI, dem Schleudersitzsimulator NKTL-29-39, dem Flugsimulator TL-39 und der mobilen Kontrollanlage KL-39.

Den Erstflug führte am 4. November 1968 Chefpilot Rudolf Duchon mit dem zweiten Prototyp X-02 (OK-32) vom Aero-Werksflugplatz aus durch, denn X-01 wurde ausschließlich für Belastungstests am Boden verwendet. Am 28. April 1970 startete der sechste Prototyp X-06 mit dem verbesserten Triebwerk Iwtschenko AI-25TL zum Erstflug. Mit ihm wurden Schieß- und Abwurfübungen von Außenlasten durchgeführt und die fahrbare Kontrollstation KL-39 getestet. X-07 schließlich flog erstmals am 15. Dezember 1970. Er verfügte über alle während der Erprobung durchgeführten Veränderungen und wurde ab Mai 1973 bei den sowjetischen Luftstreitkräften ausgiebig getestet. Er diente als Ausgangsmuster der ersten Serienversion L-39C, die ab Anfang 1974 ausgeliefert wurde und über zwei Außenlastträger für maximal 500 Kilogramm verfügte.

Ende 1972 begann die Erprobung der X-08, die als Ausgangsmuster für die einsitzige Zielschleppversion L-39V diente. Anstelle des hinteren Sitzes verfügte die L-39V über eine Schleppseiltrommel. Das 1700 Meter lange Schleppseil wurde mit Hilfe einer unter dem Rumpf angebrachten Staudruckturbine ausgefahren. Für diesen Verwendungszweck wurde eigens das Schleppziel KT-04 entwickelt. Die von 1973 bis 1976 gebauten Prototypen X-09, X-10 und X-11 dienten als Ausgangsmuster für den Waffentrainer L-39ZO und das leichte Erdkampf- und Aufklärungsflugzeug L-39ZA und schlossen ihre Erprobung 1977 ab.

Die L-39ZO verfügte über ein verstärktes Tragwerk und vier Außenlaststationen (Tragfähigkeit außen 250, innen 500 Kilogramm), an denen Bomben von bis zu 500 Kilogramm, Kassettenbehälter UB-16-57 für je 16 ungelenkte S-5-Luft-Boden-Raketen, Kraftstoff-Zusatzbehälter mit 150 Liter (außen) bzw. 350 Liter (innen), gelenkte Luft-Luft-Raketen oder Maschinengewehrbehälter 7,62 oder 12,7 Millimeter mitgeführt werden können. Beim Einsatz als Aufklärer flog die L-39ZO üblicherweise mit einem Kamerabehälter am linken inneren Träger und einem 350-Liter-Zusatzbehälter am rechten.

Die L-39ZA besaß gegenüber der ZO ein verstärktes Fahrwerk und konnte zuzüglich zu den vier Außenträgern mit einer 23-mm-Kanone GSch-23 in einer Gondel unter dem Rumpf ausgestattet werden. Der Munitionsvorrat von 150 Schuss befand sich unter dem hinteren Pilotensitz.

Das Flugzeug wurde zum Standardtrainer der Luftstreitkräfte des Warschauer Vertrags, ausgenommen Polen. Größter Halter war die ehemalige Sowjetunion; weitere Nutzer waren bzw. sind unter anderem Afghanistan, Ägypten, Bangladesch, Bulgarien, Irak, Kuba, Libyen, Rumänien, Syrien, Thailand, die Tschechoslowakei und Vietnam. Auch bei den LSK/LV der Deutschen Demokratischen Republik standen 54 L-39 beim FAG-25 (Fliegerausbildungsgeschwader) und der ZDK-33 (Zieldarstellungskette) von 1977 bis 1990 im Einsatz. Insgesamt wurden fast 3000 Exemplare dieses Flugzeugs gebaut.

Bausatz: Auch dieser Bausatz entstammt alten Formen, die bereits unter MPM-Label mehrfach erschienen sind. Entsprechend rudimentär sind die Details der Plastikteile. Dafür gibt es aber einen Ätzteilbogen mit Fotofilm für die Instrumentenskalen und etliche Resinteile für die Detaillierung des Modells. Entsprechend komplex gestalten sich auch die ersten Schritte in der Bauanleitung wobei hier noch unter drei möglichen Optionen – entsprechend der gewünschten Bemalungsvariante - zu wählen ist. Etwas irritierend ist die Bauanleitung beim Austausch der Leitwerksspitze. Hier soll angeblich nur bei der thailändischen Bemalungsoption ausgetauscht werden, mir scheint die Sensorspitze aber auf allen Fotos von L-39ZA vorhanden zu sein.

Nach dem komplizierten Zusammenbau des Cockpits geht es einfach weiter, denn es können keine Steuerflächen angestellt werden und die Aufstiegsleitern sind eingeklappt dargestellt. Je nach Variante müssen noch einige Resinteile angebaut bzw. Plastikteile durch diese ersetzt werden. Die Bauanleitung muss also weiterhin mit Konzentration verfolgt werden. Unter Umständen kann es hier sinnvoll sein, die Sensoren und Antennen erst nach der Lackierung zu montieren. Bei meinem Geschick ist dies sicher sinnvoll. Für den Anfänger sind die Maßangaben in der Anleitung sicher irritierend. Hier müssen die Bauteile ohne vorgegebene Passzapfen und Löcher montiert werden. Bei dieser Auflage des Bausatzes gibt es immerhin eine Spritzgusskanzel, so dass man sich nicht mit einer Vakuhaube herumplagen muss.

Die zweite Hälfte der Bauanleitung wird von den sieben Bemalungsvarianten eingenommen. Genau genommen handelt es sich um nur 4 Flugzeuge die zu unterschiedlichen Zeitpunkten dargestellt sind. Sehr spannend finde ich hier die algerische L-39ZA mit nigerianischen Ersatzflügeln und größeren in Rostschutz gestrichenen Flächen aus der Instandsetzung in Tschechien.

Bemalungsvarianten:

  1. L-39ZA 2436 (232436) Tschechoslowakische Luftstreitkräfte 2. Staffel, 5. Jagdfliegerregiment, 1990
  2. L-39ZA 2436 (232436) Tschechische Luftstreitkräfte 222. Schulstaffel, 22. Air Force Base, Namiest an der Oslawa 2008-2013
  3. L-39ZA 5107/NL-37 École Supérieure de L'air, Algerische Luftstreitkräfte, 1991-1995
  4. L-39ZA 5107/NL-37 Algerische Luftstreitkräfte, in Reparatur in der Tschechischen Republik, April 1996
  5. L-39ZA 5107/NL-37 École Supérieure de L'air, Algerische Luftstreitkräfte, 1996
  6. L-39ZE 5119/208 Aero Werksflugplatz, so lackiert für Testflüge durch Israelische Piloten 11-12/1990
  7. L-39ZA/ART Royal Thai Air Force (365504) 411 Sqn. 41. Wing, RTAFB Chiang, 2008

Die Abziehbilder befinden sich auf zwei Decalbögen. Beide wurden von Cartograf gedruckt! Gerade beim Blick auf die unzähligen Wartungshinweise könnte man leicht die Vorfreude verlieren.



Fazit: Den Modellbauer erwarten hier einige Stolpersteine, die typisch sind für die älteren Kleinserienbausätze aus Prag: fehlenden Passzapfen, anpassen, spachteln und schleifen sollte den geneigten Modellbauer nicht schrecken. Ansonsten erhält man aber ein stimmiges Modell des tschechischen Trainers und eine nette Auswahl an Bemalungsoptionen.

Steffen Arndt, Barsinghausen (März 2018)