Sd.Kfz. 10 Zugkraftwagen 1 t (Demag D7)

Special Armour SA 72021 - 1/72

Vorbild: Das Sd.Kfz. 10 leichter Zugkraftwagen 1 t wurde ab 1934 von der Demag AG entwickelt, wobei es diverse Prototypen gab. Mit dem Muster D 6 wurden die ersten Serienfahrzeuge produziert, die Abschlussausführung war dann die D 7. Eine geplante Ausführung D 8 kam nicht über die Reißbretter hinaus. Die Variante D 7 wurde von 1938 bis 1944 zunächst von Demag, dann auch von Büssing NAG, Adler, MWC, MIAG, MNH und Saurer Wien gebaut. Obwohl die Produktion zugunsten des Zugkraftwagen 3 t eingestellt werden sollte, wurden bis einschließlich 1944 noch ca. 17.500 Fahrzeuge gefertigt.

Konzipiert war der leichte Zugkraftwagen zunächst zum Transport von kleinen Geschützen wie der 3,7 cm Pak, 2 cm Flak, 7,5 cm leIG oder dem Sonderanhänger 32 sowie der dazugehörigen Geschützmannschaften. In dieser Funktion kam es weitläufig zum Einsatz. Trotz der geringen Zuglast wurden oftmals auch andere Geschütze gezogen oder durch Feldumbau auf dem Fahrzeug befestigt. Später wurden serienmäßig die drei Varianten Sd.Kfz. 10/1 - 10/3 für die Nebeltruppe (chemische Kriegsführung) sowie die Varianten 10/4 und 10/5 mit der 2 cm-Flak auf einer Plattform für die leichte Flugabwehr der Frontverbände eingeführt. Durch leichte Modifikationen wie das Weglassen eines Laufrollenpaares entstand auf Basis des D 7 der leichte Schützenpanzerwagen Sd.Kfz. 250.

Quellen:
Motorbuch - Militärfahrzeuge Band 6 - Die Halbkettenfahrzeuge des deutschen Heeres 1909-1945
Wikipedia.org DE (Artikel: Sd.Kfz. 10)

Bausatz: Nachdem die Firma MK 72 (Modellbau Kuonen) den eigenen Betrieb aufgegeben hatte, übernahm Special Armour nicht nur die Formen des Marder II, sondern auch weitere Modelle wie das Sd.Kfz. 10 (Demag D7). Dieser mittlerweile über 10 Jahre alte Bausatz wurde von Matthias Conrad (MaCo) erstellt und erschien damals in der Basis- und einer Afrika-Variante. Von der ModellFan wurde das Sd.Kfz. 10 als Modell des Jahres in der Kategorie "Militär-Kfz 1:72 und kleiner" prämiert, was für seine gute Qualität spricht. Special Armour legt nun erfreulicherweise die Basis-Variante wieder auf.
Im typischen Faltkarton mit einem neuen Cover befinden sich ein sandgelber und ein grauer Spritzgussrahmen, die Decals und Bauanleitung enthalten. Von den 107 enthaltenen Bauteilen werden 24 nicht benötigt, optionale Teile inbegriffen. Der Guss ist relativ sauber und weist kaum Sinkstellen auf. Fischhäute und unversäuberte Spuren der Formen sind verglichen mit dem Marder II öfter vertreten, halten sich aber im erträglichen Rahmen. Die Auswerfermarken befinden sich überwiegend an nicht oder schwer sichtbaren Stellen. Insgesamt sind noch ein paar Nacharbeiten erforderlich. Dafür ist die Detaillierung für diesen Maßstab gut und vor allem deutlich ausgeprägt, um sie nach dem Bemalen noch gut erkennen zu können.

Der Bau beginnt mit dem Schachtellaufwerk. Die Laufrollen sind in den hinteren Reihen zusammengefasst, um den Zusammenbau zu erleichtern. Ketten und Triebräder sind sowohl am sandgelben, als auch am grauen Spritzling enthalten. Die sandgelben Teile sind die ursprünglich von MK 72 genutzten, die grauen stammen von Special Armour. Glaubt man Quellen im Netz, hat MK 72 das eigene Sd.Kfz. 250 damals in Zusammenarbeit mit Special Hobby verbessern wollen. Da es sich um das gleiche Laufwerk handelt, wurden die Teile sinnvollerweise auch für das Sd.Kfz. 10 verwendet. Die neuen Teile sind sichtbar feiner gestaltet, was man besonders an den Oberseiten der Kettenglieder und Streben der Triebräder erkennt. Auch hier sind die Kettensegmente so konstruiert, dass sie an Sollbruchstellen gebogen werden. Ärgerlich hingegen sind die Auswerfermarken, die auf den Innenseiten der Kette liegen und einiges an Nacharbeit erfordern werden.

Sobald alle Teile versäubert sind, sollte es beim Zusammenbau aber keine Probleme mehr geben. Werkzeug und feine Teile wurden extra beigefügt und sind dankenswerterweise nicht angegossen. Die Reifen und zahlreichen Kanister sind sogar zweigeteilt, damit das Reifenprofil und die Henkel besser wiedergegeben werden. Da die meisten Kanister für die Afrika-Version gedacht sind, wandern hier gleich sieben Stück in die Restekiste. Dies gilt auch für ein übrigbleibendes Paar Scheinwerfer, da sowohl Tarnscheinwerfer als auch einfache beiliegen. Letztere sind sogar ausgehöhlt und können nach dem Lackieren mit Holzleim oder selbstgebauten Linsen geschlossen werden. Das Glas der Windschutzscheibe ist zwar nicht im Bausatz enthalten, in der Anleitung stehen aber die Maße, sodass der Modellbauer aus dünnem Klarsichtmaterial eine eigene erstellen kann. Special Armour geht im Gegensatz zu MK 72 auch darauf ein, dass einige Sd.Kfz. 10 an der rechten Heckseite ein weiteres Nummernschild trugen. Dieses muss dann jedoch selber erstellt werden. Wer Interesse hat, sein Modell zusätzlich aufzuwerten, kann die Mittelstege der Kanisterhenkel und den Handlauf an Teil 42 ergänzen (an Teil 43 ist er vorhanden). Die Stacheldrahtrolle am Heck und die Peilstangen an den Kotflügeln kann man durch geätzte oder welche aus Draht ersetzen. Auch das Verdeck kann man z. B. mittels Tuch oder Folie aufwerten. Für den MK72-Bausatz hat Hauler einen passenden Ätzteilsatz herausgebracht, der natürlich auch bei diesem Bausatz passt.

Die Bauanleitung und Decals wurden von Special Armour neu erstellt. Die Anleitung ist übersichtlich und farblich gestaltet. Auf Optionen und kleinere Details wird, wie oben bereits erwähnt, genauer eingegangen. Die insgesamt vier Bemalungsoptionen sind ebenfalls neu. Leider sind die genauen Wehrmachtseinheiten nicht benannt, dafür wird, soweit bekannt, auf genauere Details wie etwa Hersteller oder extra Nummernschild eingegangen. Angegeben wird das Farbsystem von Gunze Sangyo. Neben den Nummernschildern sind auch einige taktische Zeichen und das neu gestaltete Instrumentenbrett enthalten, welches sich von dem von MK 72 sichtlich unterscheidet. Die Decals sind sauber und versatzfrei gedruckt.

Bemalungsvarianten:

Fazit: Der Bausatz ist trotz seines Alters von über 10 Jahren weiterhin auf der Höhe der Zeit. Es handelt sich in 1:72 immer noch um das beste Sd.Kfz. 10. Daher ist es sehr erfreulich, dass Special Armour diesen Bausatz wieder anbietet.
Aufgrund des unkomplizierten Aufbaus ist er auch für weniger erfahrene Modellbauer geeignet. Das Preis-/Leistungsverhältnis bei ~15 € ist daher sehr gut. Zu erhalten ist der Bausatz direkt über Special Hobby oder beim gut sortierten Modellbaufachhändler.

Philip Koch, Godern (Januar 2021)