Vorbild: Die Gothaer Waggonfabrik hatte mit dem Gotha G.I bereits 1915 erstmals ein der neuen G-Spezifikation entsprechendes zweimotoriges Großflugzeug in einer kleinen Serie produziert. Dieser Entwurf wurde durch den von den Halberstädter Flugzeugwerken kommenden Konstrukteur Hans Burkhard völlig überarbeitet und in der Version G.II als zweistieliger Doppeldecker mit zwei Druckpropellermotoren entworfen. Der Rumpf, bei der G.I mit der oberen Tragfläche verbunden, war nun konventionell auf die untere Tragfläche gesetzt worden, und dementsprechend waren die beiden Motoren seitenversetzt auf den unteren Tragflächen angebracht.
Nachdem es bei dem Vorgänger G.I bereits zu einem tödlichen Unfall gekommen war, wurden, um ein Überschlagen des Flugzeugs zu vermeiden, die Motoren nun auf je ein zweiachsig konstruiertes Fahrwerk platziert. Die G.III behielt wesentliche Konstruktionsmerkmale bei, bekam jedoch eine stärkere Motorisierung durch den Sechszylinder-Mercedes D IVa-Motor mit 190 kW (260 PS) sowie einen Schacht hinter dem Fliegerschützen im verstärkten Rumpf der Maschine, die für dessen MG das Feuern nach hinten unten ermöglichte. Bis zur Indienststellung der Gotha G.IV blieben die Typen II und III an der Balkanfront als Bomber im Einsatz. Danach dienten die verbliebenen Maschinen als Schulflugzeuge. (Quelle: Wikipedia)
Bausatz: Obwohl schon recht betagt (2000), ist der Bausatz fast auf der Höhe der Zeit. Da die Gotha ja nicht gerade ein kleines Flugzeug ist, wollen eine Menge Einzelteile verbaut werden. Der Bausatz wird mit 151 Bauteilen, verteilt auf sechs graue und einen klaren Spritzling im praktischen Stülpkarton ausgeliefert.
Die Detailierung ist teilweise als sehr gut zu bezeichnen. Auch weisen die Teile wenige Sinkstellen oder Grate auf (es sind zwar ein paar Fischhäute vorhanden, die sich aber gut entfernen lassen), was die Verarbeitung natürlich sehr vereinfacht. Einige Bauteile werden nicht gebraucht. Typ II und III sind optisch identisch, lediglich das Seitenruder variiert (Beide Varianten sind vorhanden).
Das Cockpit, wenn man es so bezeichnen will, ist ausreichend detailliert, kann aber durchaus verfeinert werden. Die Passgenauigkeit sieht auf den ersten Blick OK aus, es fehlen allerdings (rodentypisch) Fixierpunkte, was zum sorgfältigen Anpassen der einzelnen Bauteile zwingt. Die Klarsichtteile sind schlierenfrei gespritzt, könnten aber einen Hauch dünner sein.
Die Bauanleitung ist in drei Sprachen (Russisch, Englisch und Deutsch) auf sechs Seiten in Schwarz/Weiß gedruckt. Nach einem kurzen Steckbrief und einer Teileübersicht wird in 20 Bauschritten der Zusammenbau dargestellt. Drei weitere Zeichnungen widmen sich den unterschiedlichen Verspannungen.
Bemalung: Die letzten drei Seiten zeigen die Farbgebung dreier Staffeln, die an der Balkanfront eingesetzt waren. Die Farbangaben beziehen sich auf Humbrolfarben. Die Decals für die drei Staffeln sind sauber ohne Versatz auf hellblauem Trägerpapier gedruckt.
Fazit: Ein sehr schöner Bausatz, der allerdings ein wenig Modellbauerfahrung voraussetzt. Wer will kann diesen Bausatz noch mit Ätzteilen von Extra Tech aufrüsten. Es gibt zwar auch ein sehr gutes Set von Aber, dies ist jedoch gut doppelt so teuer wie der Bausatz. Der Platzbedarf darf allerdings nicht außer Acht gelassen werden. Selbst in 1/72 hat das Flugzeug noch eine Spannweite von gut 32cm!
Zu kaufen ist der Bausatz im Fachhandel.
Leider gibt es, anders als bei den meisten Flugzeugen dieser Epoche, über die Gotha G.II + III nur wenig Literatur. Für Liebhaber der "Drahtverhaue" aus dem ersten Weltkrieg eine klare Kaufempfehlung.
Jürgen Bellenbaum, Dallgow (November 2016)
Als Zugabe die von Jürgen Willisch gebaute Gotha.