Vorbild: Auf dem Höhepunkt der „Großen Depression“ vereinigten der Luftfahrtunternehmer Walter H. Beech und der Flugzeugkonstrukteur T. A. "Ted" Wells ihre Anstrengungen in einem Projekt, das viele als schwachsinnig ansahen – ein großes, stark motorisiertes und schnelles Geschäftsreiseflugzeug speziell für Topmanager zu entwickeln. Die Beechcraft Model 17, oft nur "Staggerwing" genannt, flog erstmals am 4. November 1932 und setzte für die kommenden Jahre DEN Standard für private Passagierflugzeuge. In seiner Zeit galt es als das beste Flugzeug für die Mitglieder der Führungsetage der Unternehmen in den USA, ähnlich der Gulfstream Business Jets der heutigen Zeit.
Die ungewöhnliche negative Staffelung der Flügel (der obere Flügel war hinter dem vorderen gestaffelt) und die einzigartige Formgebung ergaben maximale Pilotensicht bei gutmütigen Flugeigenschaften. Der Bespannstoff wurde über hölzerne Formspanten und Stringer an einem geschweißten Stahlrohrahmen gespannte. Der Aufbau war komplex und viele Mannstunden gingen in die Fertigung eines Flugzeugs. Das Einziehfahrwerk der Staggerwing war ein ungewöhnliches Merkmal zu jener Zeit. Zusammen mit der Stromlinienform, dem geringen Gewicht und kräftigen Motoren waren die Leistungen des Typs deutlich besser als die der Konkurrenzdoppeldecker.
Mitte der 1930er Jahre begann Beech mit einer Überarbeitung der Konstruktion, die zum Modell D17 Staggerwing führte. Die D17 hatte einen verlängerten Rumpf, der durch die besseren Hebelwirkungen des Höhenruders die Landeeigenschaften verbesserte. Die Querruder des oberen Flügels wurden verlegt, um jeglichen Strömungsabriss über den Rudern zu verhindern. Die Verzögerung am Boden wurde verbessert, indem eine mit den Ruderpedalen verbundene Bremse eingebaut wurde. Diese Maßnahmen verbesserten die Leistungen der Staggerwing, welche sich schon bald unter Kriegsbedingungen beweisen musste.
Als der Zweite Weltkrieg schon seine Schatten voraus warf, wurde eine Anzahl von Modell B17L von der FARE, der Luftwaffe der Spanischen Republik, im Spanischen Bürgerkrieg als Behelfsbomber in den Einsatz geschickt. China orderte eine Anzahl von Staggerwings um sie bei ihrem Kampf gegen die Japanischen Invasoren als Ambulanzflugzeuge einzusetzen. Auch Finnland hatte eine B17L als Verbindungsflugzeug zwischen 1940-1945. Am 2. Oktober 1941 lieferte Beech eine speziell getarnte D17S an Prinz Bernhard von Lippe, der im Exil in London lebte, nachdem Deutschland die Niederlande besetzt hatte. Er nutze das Flugzeug bei seiner Arbeit für die Flüchtlinge um London.
Die Beech UC-43 Traveler war eine leicht veränderte Version der Staggerwing. Ende 1938 kaufte das United States Army Air Corps drei Model D17S, um sie für den Einsatz als Verbindungsflugzeug zu evaluieren. Diese wurden als YC-43 bezeichnet. Nach einem kurzen Testprogramm gingen die YC-43 nach Europa als Verbindungsflugzeuge für die Botschaften in in London, Paris und Rom.
Zu Beginn des zweiten Weltkrieges wurde der Bedarf für ein kompaktes Kurierflugzeug offenbar und die U.S. Army Air Forces bestellten die ersten 270 Model 17 für den Dienst in den USA und Übersee als UC-43. Diese unterschieden sich nur in kleinen Details von den zivilen Exemplaren. Um den dringenden Kriegsbedarf zu decken, kaufte oder mietete (nicht immer freiwillig) die amerikanische Regierung weitere Staggerwings von privaten Eignern. Im Dienst der U.S. Navy wurden die Flugzeuge als GB-1 und GB-2 geführt. Die britische Royal Air Force und Royal Navy erhielt 106 "Traveller Mk. I" (man beachte die britische Schreibweise mit zwei "l") über den Lend-Lease-Act, um den eigenen kritischen Bedarf für ein leichtes Personen-Transportflugzeug zu decken.
Die Unterschiede zwischen der UC-43 und der YC-43 waren gering. Zwei äußerliche Merkmale sind jedoch leicht erkennbar. Zum einen hatte die UC-43 die ringförmige Peilantenne zwischen den Fahrwerksbeinen montiert und sie besaß Landelichter nahe der Flügelspitzen des unteren Flügels (Anm: beides gut auf dem Titelbild des Bausatzes zu erkennen). Alle waren mit dem 450 PS (336 kW) Pratt & Whitney R-985 Triebwerk ausgestattet.
Nach dem Ende des Krieges wandte Beech sich umgehend wieder der Produktion ziviler Flugzeuge zu indem er die finale Version der Staggerwing einführte, das Modell G17S. Davon wurden 16 Flugzeuge gebaut. Norwegen verkaufte 1949 eine D17S an Finnland, die von der Finnischen Luftwaffe zwischen 1950 und 1958 genutzt wurde.
Die leichtgewichtige Beechcraft Bonanza mit V-Leitwerk, ein stark motorisiertes Luxusflugzeug für 4 Passagiere, ersetzte bald die ehrwürdige Staggerwing in den Beech Produktionsstätten. Es bot fast die gleichen Leistungen bei einem Drittel des Preises. Beechcraft verkaufte die letzte Staggerwing 1948. Sie verließ die Fabrik 1949 und war die 785. produzierten Staggerwing.
Quelle: nach Wikipedia Beechcraft Staggerwing (englisch)
Bausatz: 2010 überraschte Roden mit der Ankündigung dieses Bausatzes und zunächst war ich etwas skeptisch ob er denn wirklich erscheinen würde. Der konsequente Ausbau der PC-6-Reihe und die leibhaftige Umverpackung auf der diesjährigen Spielwarenmesse machten es dann doch wahrscheinlich und ich habe mich wirklich auf diesen interessanten Bausatz gefreut. Leider hat es bis jetzt gedauert, bis er wirklich in deutschen Landen erhältlich ist.
Der Bausatz präsentiert sich in der typischen Aufmachung mit tollem Titelbild gedruckt auf einem sehr dünnen Stülpdeckel und einem stabileren inneren Karton der die Teile enthält. Diesmal ist beim Transport auch nichts kaputt gegangen. Die Spritzlinge sind in mehreren durchsichtigen Tüten verpackt, die Klarteile separat in einer eigenen. Auch Bauanleitung und Decals stecken in einer Folie.
Die Hauptbauteile für Rumpf und Flächen sind auf zwei größeren, den Karton aber nicht ausfüllenden Rahmen abgespritzt. Kleinere Teile sind auf 3 kleinen Spritzrahmen verteilt. Die Oberfläche ist wie immer etwas rau, aber das ist bei dem stoffbespannten Vorbild kein Problem. Insgesamt ist die Qualität etwa auf dem Niveau der PC-6 in einigen Details vielleicht sogar etwas besser. Der Rumpf hat ein paar ungünstige Auswerfermarken, die bei geöffneter Tür beseitigt werden sollten, ist aber clever aufgeteilt, so dass die bespannte Rahmenkonstruktion gut zur Geltung kommt. Auch gibt es an vielen Teilen Grate und am Flügen Ansatz auf dem Rumpf je eine Sinkstelle, die gespachtelt werden muss ... das ist aber keine große Sache.
Die Detaillierung des Bausatzes ist gut. Manch einer wird den Motor aber aufwerten oder ersetzen wollen. Im Innenraum sind auf jeden Fall ein paar Gute und ein Instrumentenbrett ergänzenswert. Das Decal für letzteres ist nicht schlecht, aber das Plastikteil sehr eindimensional. Etwas persönliche Ausrüstung schadet sicher auch nicht, von MR Modellbau gibt es z.B. einen netten Satz für den 48er Citroen von Tamiya, dem Koffer und Schreibmaschine beiliegen. Auch der U.S. Stabswagen vom japanischen Hersteller passt sicher gut dazu.
Die Klarteile sind leider ein Schwachpunkt bei Rodens Modellen. Sie sind zwar ausreichend dünn, aber sehr schlierig, was auch ein Bad in Future/Klear nicht beheben können wird. Das zweite Problem bei Modellen aus Osteuropa sind häufig die Decals. Der Erfahrung nach sind diese meist sehr brüchig, dick und reagieren so gut wie nicht auf die „härtesten Weichmacher“ (Daco Rot u.Ä.). Aber das habe ich bei diesem Modell noch nicht getestet. Leider sind die Decals darüber hinaus noch etwas verdruckt.
Roden liefert 3 Bemalungsvarianten im Bausatz:
Fazit: Trotz einiger Unzulänglichkeiten ist dieses Modell sehr willkommen und auf jeden Fall empfehlenswert. Das Produkt ist nicht mit modernen Großserienprodukten zu vergleichen, allerdings wird es sicher auch keine Staggerwing von Tamiya geben... Der Bausatz ist in seiner Qualität in Ordnung und auch das Preis Leistungsverhältnis stimmt. Wer noch buntere Maschinen z.B. aus der U.S. Amerikanischen Air-Racing Szene der 30er Jahre sucht, wird von Roden sicher in Zukunft bedient werden.
Der Bausatz ist im Fachhandel oder online erhältlich. Das Muster stellte IBG zur Verfügung.
Steffen Arndt, Barsinghausen (Juli 2011)