sWS mit 3,7cm-Flak 43

Revell 03066 - 1/35

Vorbild: Der schwere Wehrmachtsschlepper (sWS) enstand ab 1942 bei Büssing-NAG. Nach der Erprobung ging der sWS auch bei Ringhoffer-Tatra in Kollin in die Serie. Die erhoffte Großserie kam nicht so richtig voran. Immerhin wurden bis 1945 ca. 1000 Exemplare fertiggestellt. Meist hatten sie einen Pritschenaufbau. Es wurden auch einige Fahrzeuge umgerüstet. Sie erhielten eine zusätzlichere Panzerung und die 3,7cm-Flak 43.

Bausatz: Vor einiger Zeit erfuhr ich, dass es den sWS mit 3,7 cm Flak geben soll. "Das ist bestimmt das Italeri-Teil" dachte ich so bei mir. Und tatsächlich: nach dem Öffnen des Kartons lächelte mich der altbekannte Bausatz an - und auch gleich ein Problem: Eines der kleineren Laufwerksteile, das sich aus unerfindlichen Gründen schon vom Spritzling gelöst und den Weg durch eines der ca. 5 mm grossen "Luftlöcher" in den Karton gefunden hatte, fiel zu Boden. Nicht so gut - glücklicherweise zeichnen sich die beige-gelben Bausatzteile gut von meinem recht dunklen Teppichboden ab ...

Die Aufteilung der fünf Spritzlinge mit insgesamt 390 Teilen (Fahrzeug: 149, Laufwerk/Kette: 130, Flak: 111) entspricht voll und ganz der des Italeri-Bausatzes. Revell hat außer einem neuen Abziehbilderbogen nichts verändert.

Von der Detailierung her ist dieser Bausatz gemessen an den heutigen (Pseudo-)Standards einiger Hersteller nicht mehr auf der Höhe der Zeit (allerdings ist es mir persönlich lieber, einige Sachen selber hinzuzufügen bzw. zu ändern, als sich bei Bausätzen anderer Hersteller z.B. mit einer 27-teiligen Kommandantenkuppel herumzuschlagen) - für diese Preisklasse allerdings hervorragend. Die Passgenauigkeit der Teile ist gut bis sehr gut - von leichten "Unschärfen" bei der Treibrad- und Kettenmontage sowie des Schutzschildes der Flak einmal abgesehen. Insgesamt bereitet der Zusammenbau keine Probleme. Bei den Ketten sollte man sich sklavisch an die Bauanleitung halten, was die Montagereihenfolge der einzelnen Teile betrifft. Ansonsten erlebt man eine unliebsame Überraschung und Ersatzteile sind im Bausatz nicht vorgesehen...

Außer dem Standardzubehör (Werkzeug und Munition) ist weiter nichts in der Richtung enthalten, aber hier kann die berühmte Grabbelkiste schnelle Abhilfe schaffen. Wer will, kann die beiliegenden Werkzeuge gegen solche von anderen Anbietern austauschen.

Die Details der Ladefläche sind hervorragend wiedergegeben. Eine Darstellung abgeklappter Seitenwände ist möglich. Die hinteren Munitionskisten können nur geschlossen dargestellt werden. Die Einstiegsluke auf dem Dach der gepanzerten Fahrerkabine kann offen oder geschlossen gebaut werden. Die Scharniere dieser Luke sowie der nur angedeuteten Motorraumöffnungen sind etwas zu groß, fallen aber später beim fertigen Fahrzeug nicht mehr groß ins Gewicht. Etwas Nacharbeit ist an den Enden der Fahrerkabine zur Ladefläche hin erforderlich um eine etwas realistischere Darstellung der Dicke der Panzerung zu erreichen.

Die Vorderräder können beweglich gebaut werden. Die teile der Vorderachse und der Lenkung sind recht filigran. Die Detaillierung der Vorderräder und der Kette ist befriedigend bis gut.

Bauanleitung: 16 Seiten mit insgesamt 82(!) Bau- und vier Bemalungsabschnitten. Weiterhin enthält die Bauanleitung einen kurzen geschichtlichen Abriss des Fahrzeuges (deutsch und englisch), allgemeine Bauhinweise sowie Hinweise zur Verarbeitung der Decals/Abziehbilder, eine Übersicht der in der Bauanleitung verwendeten Symbole, eine Aufstellung der benötigten Farben und eine Gesamtübersicht aller enthaltenen Spritzlinge.

Bemalungen:

Der Druck der Decals ist sauber und im Register. Balkenkreuze fehlen, sind aber auch nicht erforderlich.

Vorteile: Neben dem in Restbeständen auf dem Markt befindlichen Bausätzen von Italeri und den eher grobschlächtigen und völlig überteuerten Bausätzen von Ironside/Azimut sowie DES-Kit (?) der einzige Bausatz dieses Fahrzeuges. Die Detaillierung ist insgesamt ausreichend; die der Flak gut. Schon "out-of-the-box" lässt sich ein ansprechendes Fahrzeug bauen - für fortgeschrittene Modellbauer und Detaillierungsfreaks ist der Bausatz ein Hort der Freude. Interessanter Decalbogen mit der Möglichkeit zur Darstellung von drei Einsatzfahrzeugen und eines Prototypen. Die Detaillierung der Flak ist gut bis sehr gut. Die Nacharbeit an Bausatzteilen hält sich in engen Grenzen.

Nachteile: Zum einen einmal mehr die Verpackung des Ganzen. Der einteilige Faltkarton ist für die weitere Benutzung beim Bau des Fahrzeuges nicht zu gebrauchen. Die Idee, alle Spritzlinge in einem Plastikbeutel zu verpacken mag noch angehen, aber die "Luftlöcher" sind irgendwie daneben... Wie schon beim Italeri-Modell befinden sich auch hier wieder einige Auswerferstellen im Sichtbereich. Diese sind zwar relativ problemlos zu entfernen - ärgerlich ist die Sache allemal. Manche Teile sind zu groß dargestellt (Scharniere der diversen Abdeckungen) oder auch falsch ("Nieten" des Treibrades, Sitzbank, Übergang von der Fahrerkabine zur Ladefläche). Das beiliegende Gittergeflecht ist zwar brauchbar, sollte aber nach Möglichkeit gegen das anderer Hersteller ausgetauscht werden. Auch reicht die Menge nicht aus, um den Hülsenfangkorb an der Flak darzustellen.

Fazit: Stimmiger Bausatz mit gutem Preis-Leistungsverhälnis. Für Freunde von Wehrmachtsfahrzeugen ein Muss. Absoluten Einsteigern in das Modellbaumetier ist der Bausatz nicht unbedingt zu empfehlen, da es hier und da einige (wenige) "Fallstricke" (zu grobe Passung der Treibräder, Kettenmontage, Schutzschildmontage der Flak) gibt, auf die in der Bauanleitung nicht hingewiesen wird (aber das Problem gab es bei der Italeri-Bauanleitung auch schon). Die Vorteile des Bausatzes überwiegen eindeutig. Im direkten Vergleich z.B. mit neueren Bausätzen von Tamiya hat dieser "Oldie" die Nase vorn!

Rolf Giebeler, Grebenstein (Modellbauteil)

Volker Helms, Godern (April 2007)