FV 510 Warrior MCV

Revell 03128 - 1/72

Vorbild: Der FV 510 Warrior, der aus dem MCV-80 Projekt (Mechanized Combat Vehicle) entstand, ist der aktuelle Schützenpanzer der britischen Armee. Er ersetzt die veralteten FV 430. Die Entwicklung begann in den 1970ern, der Vertrag zur Serienfertigung ging an die Firma GKN Sankey / Defence. Die ersten Fahrzeuge wurden im Mai 1987 an das 1st Battalion Grenadier Guards übergeben. Die britische Arme erhielt zwischen 1987 bis 1995 789 Fahrzeuge, weitere 254 wurden für die kuwaitische Arme produziert. Die Briten setzten ihren Schützenpanzer bei der Operation Granby (Golfkrieg), im Rahmen der UNPROFOR (Bosnien), bei der Operation Telic (Einfall in den Irak) und der Operation Herrick (ISAF in Afghanistan) ein. Hierbei kam es auch zu mehreren Ausfällen, teils durch Friendly Fire, teils durch Anschläge.

Der Warrior besitzt eine Aluminiumpanzerung und bietet Schutz gegen Geschosse bis zu einem Kaliber von 14,5 mm sowie Artilleriesplitter. Im Laufe seiner Einsatzzeit wurde er mit verschiedenen zusätzlichen Panzerungen ausgestattet. Das FV 510 ist mit einer 30 mm L21A1 RARDEN Maschinenkanone, einem koaxialen 7,62 mm L94A1 (Kettenkanone) Blenden- MG ausgestattet.
Der Perkins Engines Condor V8 Dieselmotor bringt eine Leistung von 550 PS. Bei einem Gewicht von rund 25t erreicht er eine Maximalgeschwindigkeit von 75 km/h. Die Reichweite beträgt etwa 660 km.
Die Besatzung besteht aus 3 Personen (Kommandant, Richtschütze & Fahrer). Zusätzlich finden 7 Soldaten im hinteren Bereich des Fahrzeuges Platz, die über die große Heckklappe oder über eine 2 teilige Luke auf dem Deck absitzen können.

Es gibt weitere Versionen des Warriors, so etwa Führungs-, Berge-und Artilleriebeobachtungsfahrzeuge. Desweiteren wurden verschiedene Varianten für den Export und für den Wüsteneinsatz u.a. für Kuwait entwickelt.

Modell: Revell hat diesen Bausatz bereits vor einigen Jahren auf den Markt gebracht. Trotzdem ist dieses Modell auf der Höhe der Zeit und gut detailliert. Die Passgenauigkeit ist ausgezeichnet. Den Modellbauer erwarten 3 Spritzgussrahmen mit 132 Teilen. Viele davon verteilen sich auf das aufwendig gestaltete Laufwerk. Die Ketten liegen in Segmenten und Einzelgliedern bei. Sind sind beidseitig detailliert. Auswerfermarken oder Fischheute sind erfreulicherweise nicht vorhanden. Die Lauf- und Stützrollen sowie Leit- und Triebräder sind zweigeteilt. Die Leiträder sind durchbrochen, die Antriebszahnkränze sind leider geschlossen und sollten für ein realistischeres Aussehen aufgebohrt werden. Desweiteren sind die Abdeckungen für das Seitenvorgelege an der Wannenfront zu lang und sollten etwas gekürzt werden. An den Abschleppösen fehlen einige Details.

Der Oberteil der Wanne ist erstaunlich detailreich und scharf wiedergegeben. Grade die Motorabdeckung ist Revell gut gelungen. Leider sind die Werkzeuge teilweise angegossen, dafür jedoch scharfkantig. Andere Teile der Bordausstattung, etwa eine Schaufel und die Feuerlöscher liegen aber separat bei. Die Scheinwerferabdeckungen sind maßstäblich zu dick, was aber spritzgusstechnisch nicht anders darstellbar ist. Auch hier empfiehlt es sich, aus Draht die Abdeckungen selber herzustellen. Dabei sollten auch gleich die Halterungen für Tarnnetze ergänzt werden. Komplizierter gestaltet sich die Nachdetaillierung der geschlossenen Gitter auf der Motorabdeckung sowie die Gitter der Staukörbe. Die Fahrerluke und Heckklappen sind leider geschlossen. Weiterhin fehlen den Scharnieren selbiger die Hinterschneidungen. Ein weiteres Problem des Spritzgusses sind die senkrecht nach oben zeigenden Scharniere, die im Original jedoch im rechten Winkel zu den abgeschrägten Platten stehen.



Der Turm ist schnell zusammengebaut, da er nur aus wenigen Teilen besteht. Die Luken sind hier geöffnet oder geschlossen darstellbar. Die RARDEN-Kanone ist gut wiedergegeben und muss nur vorne aufgebohrt werden. Leider fehlen am Turm einige Details. Die Öse und Optik auf der Blende sind zu hoch geraten, die Blende an sich ist zu schmal. Die Winkelspiegel haben keine weitere Detaillierung. Das Gitter des Staukorbes ist wie schon bei der Oberwanne als geschlossenes, zu dickes Spritzgussteil ausgeführt. Die Nebelmittelwurfanlage ist falsch dargestellt und sollte gescratcht werden. Die Halterung für Tarnnetze und die Antennen fehlen völlig.

Die Bauanleitung ist typisch für Revell: in 28 übersichtlichen Schritten wird der Bau beendet. 2 Bemalungsvarianten sind angegeben, die Farben beziehen sich auf das Revellfarbsystem und sollten vor der Lackierung mit Originalfotos abgeglichen werden. Die Abziehbilder sind mit minimalem Versatz gedruckt. Angeboten werden ein Warrior der BAOR (Rheinarmee), 1990 und ein Fahrzeug der Royal Green Jackets, 2000.

Da der Bausatz schon vor einigen Jahren erschienen ist, gibt es mittlerweile von vielen Herstellern Nachrüstsätze. Wer seinen Bausatz besonders realistisch darstellen will, sollte sich Ätzteile zulegen. Diese gibt es z.B. von Extratech. Schatton & PDS Model Supplies bieten eine gedrehte RARDEN-Kanone an. Wer die Luken öffnen, Zusatzpanzerung anbringen oder einen Umbausatz für eine andere Warriorvariante sucht, wird bei der Firma CMSC / Kingfisher Miniatures fündig. Passende Abziehbilder werden von Bison Decals angeboten.

Abschließend ist zu sagen, dass der Bausatz leicht und schnell zu bauen ist. Die gute Passgenauigkeit und die nicht zu hohe Anzahl der Teile lassen auch Anfängern viel Freude am Bau. Fortgeschrittene Modellbauer haben hier eine gute Grundlage zur Nachdetaillierung ohne große Schleif- und Spachtelorgien. Wünschenswert wäre eine größere Auswahl an Bemalungsvarianten.

Fazit: Es ist sehr erfreulich, dass Revell die älteren Bausätze wieder auflegt. Es bleibt abzuwarten, ob auch noch der Warrior mit Zusatzpanzerung folgen wird.

Philip Koch, Schwerin (April 2012)