Vorbild: Im Jahre 1773 führte die sogenannte "Bostoner Tea Party", zwei Jahre später zum amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Er dauerte von 1775-1785. Den Aufständischen Kolonien, welche sich gegen das britische Mutterland erhoben, war bald klar, das sie auch einen Krieg zur See ausfechten mussten. Es mussten also kampfstarke Kriegsschiffe her, die es mit den britischen Fregatten aufnehmen konnten.
Dafür war die noch junge Nation aber auf Unterstützung europäischer Reiche angewiesen. Besonders Frankreichs König Louis XVI. sympathisierte mit dem Aufstand der überseeischen Kolonien und versprach einem gewissen Benjamin Franklin, welcher sich seit 1776 als Diplomat für die angehende amerikanische Nation an dessen Hofe befand, sich um das Problem zu kümmern.
Drei Jahre später wurde der neu gegründeten Continental Navy ein Handelsschiff mit Namen "Duc de Duras" übergeben, das die Amerikaner zu einer Fregatte umbauten und unter dem Namen "Bon Homme Richard" in Dienst stellten. Der Name wurde zu Ehren Franklins gewählt, der sich in den Kolonien schon einen guten Ruf als Kolumnist und Abgeordneter erworben hatte.
Richard war übrigens sein Pseudonym unter dem er jahrelang ein Magazin mit den Titel: "Poor Richard" veröffentlicht hat. In Frankreich erschien dieses Blatt unter dem Titel "Bon Homme Richard." Dieser Titel wurde dann für die Fregatte übernommen. Als Erfinder verdanken wir ihm den Blitzableiter.Später war er Mitverfasser der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung.
Die inzwischen zum Flaggschiff der Continental Navy deklarierte "Bon Homme Richard" wurde nun seinem neuen Kapitän John Paul Jones übergeben und errang Berühmtheit in der Seeschlacht bei Flamborough Head am 23.September 1779. Jones gelang es, die englische Fregatte "H.M.S. Serapis" außer Gefecht zu setzen, obwohl er dabei sein eigenes Schiff verlor. Der Sieg und das Durchhaltevermögen von dem Kapitän und seiner Besatzung, führte letztendlich zu weiteren Unterstützungen der französischen Krone für die aufstrebenden Kolonien in Amerika.
So historisch wie das Schiff selbst, ist auch der Bausatz den Revell im Frühsommer auslieferte. Schon 1962 lief es bei einer Firma namens Aurora vom Stapel. Aurora war in Sachen Plastikmodelle damals sehr umtriebig und hatte eine breite Palette aller Sparten im Angebot. Nach ein paar Jahren "schipperte" die Bon Homme Richard nun den Hafen von Monogram an, um letztendlich bei Revell vor Anker zu gehen. Die Vergangenheit macht sich auch an der Fertigung der Bauteile bemerkbar. Obwohl der Rumpf über eine schöne Holzmaserung verfügt, geben schon die quadratischen Kanonenöffnungen mit den aufgeprägten Stückpforten die Gewissheit, wer mehr will kommt um umfangreiche Nacharbeit nicht herum. Mit heutigen Mitteln, dürfte es nicht schwer sein, die Kanonenöffnungen auszubohren und Zwischendecks einzuziehen.Aber woher bekommt man die Geschütze nebst Lafetten in diesem Maßstab? Wer sagt: So war es damals eben", sollte die Mündungen der Geschütze zumindest aufbohren.
Interessant ist die Schnittlinie an der Wasserlinie des Modells. Die sollte sicher die Bemalung von Ober-und Unterwassersektion erleichtern. Auf den Decks sind Taue aufgeprägt. Damit kann man leben. Wer auf den Gedanken kommt diese zu entfernen, sollte sich klarmachen, dass die Holzstruktur dabei verloren geht.
Um die beiden charakteristischen Hecklaternen zu verkleiden sieht Revell Decals vor. Ob das mal gut geht? Die Decals für die Fenster der Kapitänskajüte gehen in Ordnung. Auch weitere Details betreffend Schiffsrumpf und Masten können gerade noch durchgehen. Aber die Wanten, Leitern von Laternenanzündern aus dem guten alten Berlin gleich, sollten auf den Meeresgrund verschwinden und in Eigenregie z.B. durch gezogene Guss-äste ersetzt werden. Auch die aus Plastik geformten Segel eignen sich bestenfalls als Schablonen für Eigenanfertigung. Allerdings müssen dann auch die Rahen neu gefertigt werden. Des weiteren befinden sich noch vierzehn Seeleute und eine große Anzahl von Blöcken für die Taklung an den Gießrahmen.
Abgerundet wird der Bausatz von zwei Arten Takelgarn und einem sehr attraktiven Ständer.
Fazit: Der Bausatz ist Nostalgie Pur. Aber die Bon Homme Richard gehört, zumindest in den USA, zu den patriotischen Geschichten, welche sich um die Gründung und die Verfassung der Vereinigten Staaten ranken. Dem Interessierten sei der Bausatz eine Grundlage ein Modell aus dieser Zeit zu erstellen.
H.-Jürgen Bauer, Berlin (August 2012)