Vorbild: Der deutsche U-Boot Type IX, war neben den Booten des Typs VII die meistgebaute U-Boot Klasse der deutschen Kriegsmarine im zweiten Weltkrieg. Die Boote des Typs IX, waren für den ozeanischen Einsatz konzipiert und konnten bis in den Pazifischen Ozean operieren.
Die Entwicklung der U-Boot Klasse IX geht auf das Jahr 1935 zurück. Die ersten von 243 Booten wurden 1938 in Dienst gestellt. Den Typ bauten drei Werften: Der Deschimag-Werft AG Weser in Bremen, der Deutschen Werft in Hamburg und der Seebeckwerft in Wesermünde. Bis zum Ende des Krieges entstanden sieben Varianten (A, B, C, C/40, D1, D2 u.D/42.). Diese Unterschieden sich im wesentlichen durch größere Treibstoffbunker, um die Reichweite zu erhöhen. Der Typ IX D2 konnte durch zwei schwächere Marschantriebe bis in den Indischen Ozean und nach Japan fahren. Wie die Boote des Typs VII, waren auch die größeren IXer Boote mit einem 8,8 cm oder 10,5 Bordgeschütz vor dem U-Boot Turm ausgerüstet. Durch die Luftüberlegenheit der Alliierten war eine Schiffsbekämpfung über Wasser, ohne das eigene Boot der Versenkung preiszugeben, kaum noch möglich, daher wurden die Geschütze ab 1943 abmontiert. Um den alliierten Flugzeugen begegnen zu können, wurden die sogenannten Wintergärten vergrößert und mit zusätzlicher Flakbewaffnung verstärkt. Zum Ende des Krieges erhielten viele Boote einen Schnorchel, um die Einsatzreichweite des Bootes unter Wasser zu verlängern.
Einsatzgeschichte U-190: Das Boot wurde am 7.Oktober 1941 von der Deschimag-Werft AG Weser in Bremen auf Kiel gelegt und am 8. Juni 1942 von Stapel gelassen. Die Indienststellung von U-190 als Typ IX C/40 unter Kapitänleutnant Max Wintermeyer erfolgte am 24.September 1942. U-190 fuhr bis Februar 1943 als Ausbildungsboot bei der 4.U-Flottille in Stettin. Im Einsatz, erst der 2.U-Flotille unterstellt, kam das Boot zur 33. U-Flottille. Am 6. Juli 1944 wurde Kapitänleutnant Max Wintermeyer durch Oberleutnant zur See Hans-Erwin Reith abgelöst der das Boot bis Kriegsende befehligte. In der Einsatzzeit von U-190 wurden 6 Einsatzfahrten absolviert. Auf zwei Feindfahrten konnten Schiffe versenkt werden, vier weitere blieben erfolglos. Der britische Frachter Empire Lakeland mit 7.015 BRT fiel am 8. März 1943 auf der ersten Feindfahrt und das kanadische Minenräumboot HMCS Esquimalt bei der letzten Unternehmung dem Boot zum Opfer. U-190 überlebte den Krieg und blieb bis zum Erhalt des Kapitulationsbefehls am 8.Mai auf Patrouillenfahrt. Am 11.Mai stieß es auf kanadische Korvetten und Oblt.z.S. Reith unterschrieb die bedingungslose Kapitulation des Bootes. Die Kanadische Marine übernahm das Boot. Nach anderthalbjähriger Dienstzeit als Anti-U-Boot-Übungsschiff wurde es am 24. Juli 1947 ausgemustert und am 21. Oktober als Übungsziel im Verbund schwerer Waffen versenkt.
Bausatz: Revell beglückt den Marinemodellbauer mit einer neuen Ausführung des deutschen U-Boottyps IX C/40 im Maßstab 1:72. Mit diesem Bausatz hat Revell jetzt sein viertes Boot deutscher U-Boote des zweiten Weltkrieges auf den Markt gebracht. Bisher erschienen ein VII C , ein VIIC/41 danach ein IX C und jetzt das IX C/40 als U-190.
Das Kartondesign ist völlig neu. Auch die Bauanleitung erfuhr eine komplette Überarbeitung. Für mein Empfinden ist das gut gelungen. Schwierigkeitsgrad (Level) und Teilezahl werden groß auf dem Karton hervorgehoben, so dass der Modellbauer weiß, was ihn erwartet. Auf den Karton befinden sich auch farbig hinterlegt Angaben zu den von Revell empfohlenen Farben, die für die Lackierung des Modells benötigt werden. Leider verzichtet Revell völlig auf eine Typenbeschreibung des Originals, wie es viele Jahre üblich war und mir persönlich sehr viel Hintergrundwissen vermittelt hat. Finde ich Schade, dass man das nicht beibehalten hat.
Nach dem Öffnen des sehr großen länglichen bis auf den Deckel stabilen Kartons, fallen gleich die großen Rumpfhälften auf, die gegenüber dem Bausatz des IX C eine komplette Überarbeitung erfahren haben, um die spezifischen Änderung des IX C/40 nachzubilden. Um die Verpackungsgröße nicht noch größer gestalten zu müssen, ist der Rumpf wie beim Vorgängermodell des IX C viergeteilt. Das Heck muss an den restlichen Rumpf verklebt werden. Durch eine zusätzliche Abtrennung zu den restlichen neun großen Spritzlingen, sind diese vor Bruch geschützt. Das Deck des Bootes besteht aus drei Teilen.
Zur Präsentation des Modells liegt ein stabiler Ständer bei. Die Teilezahl des Bausatzes beträgt 183 Teile. Ein paar Teile landen in der Restekiste. Ansonsten findet sich im Karton noch ein Decalbogen und Garn für die Antennenbespannung. Die Oberflächenstrukturen des Rumpfes sind gut herausgearbeitet worden.
Bevor der Rumpf zusammengebaut wird, sind einige Bohrungen zu tätigen. Die Bauanleitung erklärt diese Schritte. Die Ausstoßöffnungen der Torpedorohre können entweder geschlossen oder geöffnet dargestellt werden. Alle Ruder sind beweglich. Um die Stabilität des Rumpfes zu gewährleisten, werden zwei Spanten in denselben verklebt. Der Bau des U-Boot Turms umfasst mit dem Anbau aller Teile inklusive der Flakbewaffnung insgesamt 23 Bauabschnitte. Als Flakbewaffnung liegen zwei 2 cm 38M Zwillingsgeschütze und ein 3,7 cm M42 Zwillingsgeschütz bei. Vielen wird die Reling etwas zu dick erscheinen. Formtechnisch ist im Moment aber nicht mehr möglich. Noch ein paar Teile an den Rumpf verbauen und nach der Lackierung und Alterung des Modells, noch die Antennenverspannung anbringen und schon ist das IX C/40 Boot fertig.
Revell ging mit der Zeit und verpasste der Bauanleitung ein neues Layout. Sie ist farbig gestaltet und in den Bauabschnitten erscheinen die Teile in weiß vor hellblauem Hintergrund. Hinweise werden gelb hinterlegt. Meine Bauanleitung hatte eine kleine Schwäche, zwei Seiten wurden nicht bedruckt und erscheinen in jungfräulichem Weiß. Gerade wabeim Einbau des Schnorchels und dem Zusammenbau der Flakbewaffnung stehe ich jetzt etwas auf dem Schlauch. Da ich noch die Bauanleitung U-505 dem Vorgängermodell habe, kann diese mir Abhilfe schaffen. Das gilt zwar nicht für den Einbau des Schnorchels, dies dürfte aber kein großes Problem darstellen, weil nur wenige Teile einzubauen sind.
Bemalungsvarianten: Auch die Lackierungsvorlage erscheint jetzt farbig. Endlich zieht Revell nach, andere Modellbauherrsteller haben dies ja vorgemacht. Revell bezieht sich auf das eigene Farbsortiment. Hier kann auf die Aqua Color Farbpalette oder Emailfarben zurückgegriffen werden. Bei der Lackierung des Decks, mit Anthrazit 09 wäre ich vorsichtig, ich tendiere zu einem dunkleren Grau. Der hervorragend gedruckte Decalbogen erlaubt den Bau zweier Varianten:
Fazit: Revell hat mit U-190 wieder einen sehr gut gemachten Bausatz auf den Markt gebracht. Diesen kann man nur empfehlen. Auch die Neugestaltung der Verpackungen und der Bauanleitung überzeugen. Nur das Wegfallen der Typenbeschreibung auf der Verpackung finde ich schade. Beglückt uns die Revell noch mit einem Boot vom Typ XXI? Viele Modellbauer würden vor Freude in die Luft springen. Ich auch!!!!!
Dank an Revell für das Muster.
Andreas Wolf, Berlin (November 2015)
Literaturhinweise:
U-BOAT WAR, Timothy J.Kutta, Squadron Signal Publications,ISBN: 0-89747-395-7 | |
U-Boats in Action, WARSHIPS Nr.1, Robert C.Stein,Squadron Signal Publications,ISBN: 0-89747-054-0 |