Vorbild: Auf Grund der Auflagen des Versailler Vertrages konnte die deutsche Marine nur unter Geheimhaltung in den Niederlanden in einem Ingenieursbüro neue U-Boottypen entwickeln. Der Typ II entstand auf Basis eines für Finnland gebauten Boots, der Vesikko. Die Serienproduktion begann dann 1934 und es wurden in sieben Jahren insgesamt 50 Typ II hergestellt. Im Laufe der Jahre wurden vier Versionen entwickelt, die stetig größer wurden. Von der Version B entstanden 20 Boote, U-7-U24 und U-120, U-121. Der Druckkörper wurde vergrößert, die Gesamtlänge war um 1,8 m größer als bei der Version A und die Einsatzreichweite stieg ebenfalls auf nun 3100 sm (Überwasser).
Die Typ II U-Boote waren ursprünglich für den Küstenschutz vorgesehen. Im Zweiten Weltkrieg kamen sie daher anfangs nur in Nord- und Ostsee zum Einsatz. 1941 wurden sie von der Front abgezogen und nur noch zur Ausbildung eingesetzt. Als sich die Ostfront 1942 immer mehr Richtung Kaukasus bewegte, sollten auch U-Boote im Schwarzen Meer gegen die sowjetische Marine eingesetzt werden. Dazu wurden sechsTyp II B (U-9,-18, -19, -20, -23, -24) erst über Land, dann über Flüsse mühevoll und unter Geheimhaltung bis ins rumänische Konstanza verlegt. Von dort aus operierten sie 23 Monate lang und versenkten 26 Schiffe mit 45.426 Bruttoregistertonnen. Insgesamt blieb der Seekrieg im Schwarzen Meer ein Nebenkriegsschauplatz.
Als 1944 Rumänien die Seiten wechselte waren die U-Boote im Schwarzen Meer gefangen. U-9 ging im Hafen durch sowj. Angriffe verloren, U-18 und U-24 wurden schwer beschädigt und kurz darauf durch die eigene Besatzung versenkt. Die restlichen drei U-Boote, davon U-19 leicht beschädigt, erhielten keine Erlaubnis für den Durchbruch ins Mittelmeer und Verkaufsgespräche von Seiten der deutschen Führung mit der neutralen Türkei verliefen erfolglos. Daher wurden auch sie nahe der türkischen Küste versenkt und die Besatzungen gingen in türkische Gefangenschaft. Nach wikipedia, http://www.ubootarchiv.de, spiegel.de (Artikel: Zweiter Weltkrieg - U-Boot auf der Autobahn)
Bausatz: Der Bausatz des Typ II B ist kein neuer: Revell bot bereits vor mehreren Jahren einen Typ II B von 1939 in 1:144 an. Sowohl bei der Ausführung von 1939 als auch von 1943 handelt sich um Neuauflagen von ICM, die von 1943 erschien allerdings noch nicht über Revell. Sie zeichnet sich unter anderem durch den Wegfall der Netzsägen, die 2 cm Flak, einen veränderten Rumpf mit einer anderen Anordnung der Flutschlitze und bei einigen U-Booten einen geänderten Turm aus.
Der bunte Faltkarton zeigt auf der Vorderseite das abgetauchte U-20 und auf der Rückseite mehrere Bilder des fertig gebauten Modells sowie die Angaben der firmeneigenen Farben. Die Infos zum Original sind leider nur marginal. Im Karton befinden sich auf drei Spritzgussrahmen insgesamt 55 graue Teile sowie die farbige Bauanleitung und ein Decalbogen. Für die Präsentation des Bootes gibt es extra einen kleinen Ständer. Angegeben wird der Bausatz im Schwierigkeitsgrad 4, ich persönlich würde ihn bei den wenigen Teilen auf Level 3 einstufen.
An den ICM-Formen wurde nichts weiter verändert. So kommt der Bausatz mit den alt bekannten Stärken und Schwächen. Alle Teile sind sehr sauber gegossen, es gibt keine Fischhäute und die Auswerfermarkierungen befinden sich nur auf nicht sichtbaren Innenseiten. Die Teile passen gut zusammen. Für eine höhere Stabilität sind im Rumpf 2 Ringe einzukleben. Schön sind die sauber und deutlich wiedergegeben Gravuren und Schweißnähte. Die tief dargestellten Flutschlitze wirken auch ohne Nacharbeiten recht realistisch: viel mehr geht auch heute nicht bei Plastikspritzguss.
Was negativ auffällt: die Reling ist zwar möglichst dünn gespritzt, aber maßstäblich immer noch deutlich zu breit. Außerdem sind nur der Wintergarten und der Bereich um die vordere 2 cm Flak wiedergegeben. Die restliche Reling fehlt. Wer diese vollständig darstellen möchte, dem ist der Griff zu Ätzteilen zu empfehlen. Ebenfalls negativ fallen die Torpedoschächte auf: sie sind komplett geschlossen und benötigen zum Öffnen einiges an Nacharbeit.
Bauanleitung/ Bemalung: Die Bauanleitung ist typisch für Revell in Explosionszeichnungen gehalten und führt in 18 Schritten zum fertigen Modell. Diese sind gut detailliert und weisen auf viele Besonderheiten wie das Entfernen der nicht benötigten Netzsägen oder die Nutzung von Faden für die Verspannung hin. Nur bei der Auswahl zwischen zwei Teilen in Schritt 7 wird nicht erklärt, welches Teil wann genutzt wird. Insgesamt bietet der Bau aber keine Herausforderungen und sollte schnell von der Hand gehen. Lediglich die Verspannung benötigt etwas Erfahrung. Wer sein U-Boot noch aufbessern möchte, der findet auf dem Ersatzteilmarkt Ätzteile z.B. von RC Subs oder NH Detail.
Revell bietet leider nur U-20 (Schwarzes Meer 1943) als Bemalungsvariante an, welche in der Anleitung in Farbe abgebildet ist.
Für mich ist das bei Level 4 verwunderlich, zumal ICM den Bausatz bereits für U-20 und U-23 mitsamt anderem Turm anbot. Allerdings hat U-23 am Rumpf eine andere Anordnung der Flutschlitze. Dies wurde bei ICM nicht berücksichtigt, weswegen ich vermute, dass Revell dieses Boot weggelassen hat. Die Reichskriegsflagge ist der deutschen Gesetzeslage entsprechend dargestellt.
Fazit: Das U-Boot Typ II B (1943) ist ein schöner, einfacher Bausatz mit nur kleinen Schnitzern, der schnell an einem Wochenende zusammengebaut und bemalt werden kann. Geeignet ist es für fortgeschrittene Modellbauer.
Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder bei Revell direkt.
Philip Koch, Godern (Januar 2019)