Modelleisenbahnern die BR 01 vorstellen zu wollen hieße Eulen nach Athen tragen, etwas anders sieht es mit ihrer älteren Schwester der BR 02 aus.
Modelle beider Baureihen brachte Revell 2004 bzw. 2005 als Bausatz heraus. Nachdem es in diesem Segment bei Revell danach mehrere Jahre ruhig war brachte man im vergangenen Jahr die Diesellok der BR 230/231 als Doppelbausatz auf den Markt, dem in diesem Jahr die Modelle der BR 01/02 folgten (darf man träumen? Im nächsten Jahr die BR 43, vielleicht ergänzt um einige Zusatzteile für die an diesen Loks durchgeführten Versuche mit Windleiteinrichtungen).
Nach dem ersten Weltkrieg hatte die neu gegründete Reichsbahn das Problem für mehrere hundert verschiedene Dampflok-Baureihen Wartungsmöglichkeiten, Ersatzteile vorhalten zu müssen, dabei waren Baureihen die teilweise seit über 50 Jahren im Einsatz waren. Um die Probleme bei Einsatz und Wartung zu minimieren und den vorhandenen Lokomotivpark zu modernisieren wurde ein Typenprogramm festgelegt das eine Reduzierung auf knapp über 20 Baureihen vorsah.
Teile BR01 | ||
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Im damaligen Deutschen Reich gab es bei den Dampfloks eine dem Weißwurstäquator vergleichbare Linie. Die ehemaligen süddeutschen Länderbahnen bauten bereits Bauarten mit zweifacher Dampfdehnung als Drei- und Vierzylindermaschinen, die norddeutschen Bahnen, allen voran die preußische Eisenbahn Verwaltung blieben bei Zweizylindermaschinen mit einfacher Dampfdehnung, einzige Ausnahme hier war die vierzylindrige pr. S10.1.
Der erste Typenplan sah als Schnellzuglokomotive eine vierzylindrige Pacifik (2'C1') vor (die spätere Baureihe 02. Erst auf Weisung der damaligen Reichsverkehrsministeriums und unter dem zunehmenden Einfluß Richard Wagner wurde die zweizylindrige Pazifik (die spätere BR 01) in das Typenprogramm aufgenommen.
Leider schlug sich dieser Einfluß auch in der Konstruktion der BR 02 nieder, welcher zusammen mit dem Ersteinsatz der Maschinen in Betriebswerken die wenig oder keine Erfahrung mit Vierzylinder-Bauarten hatten sicher zur negativen Beurteilung dieser Baureihe beitrug. Letztendlich wurden von der BR 02 nur 10 Maschinen gebaut die alle zwischen 1937 und 1942 in zweizylindrige Maschinen der BR 01 umgebaut wurden.
Teile BR02 | ||
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Die Bausätze
Revell hat sich die Gemeinsamkeiten der beiden Baureihen zu Nutze gemacht um beide im Modell realisieren zu können.
Die darstellbaren Maschinen der BR 01 (01 001, 005, und 006) wurden 1926 bei Borsig gebaut. Für die BR 02 liegen Betriebsnummern für 02 001, 003, 006 (Henschel 1925) und 010 (Maffei 1925) bei.
Der Decalbogen des Bausatzes enthält noch die Loknummer 01 011, hinter dieser Betriebsnummer verbirgt sich die 1937 im RAW Meiningen als erste umgebaute Maschine der BR 02, die ehemalige 02 001. Darstellbar sind alle Maschinen als solche der Epoche II (1925-1949).
Legt man die Teile auf die im EisenbahnJournal Typenblätter Band 1 veröffentlichten Zeichnungen, sind nahezu alle Teile deckungsgleich. Die einzige Abweichung habe ich bei den Führerhausseitenteilen gefunden, sie sind vor bzw. hinter den Fenstern je ca. 1 mm zu lang. Ein Grund mal wieder ins Bayerische Eisenbahnmuseum nach Nördlingen zu fahren und der dort stehenden 01 066 mit dem Metermaß an's Blech zu gehen, bevor man die Säge ansetzt.
Beide Baureihen wurden ursprünglich mit dem Tender der Bauart 2'2 T30 und den kleineren Windleitblechen der Bauart Grunewald ausgeliefert. Die Tender wurden später gegen die Bauart 2'2' T32 Bauart 1926 und die Windleitbleche gegen die bekannten großen Wagner-Bleche getauscht.
Für die BR 01 hat Revell den Tender der Bauart 2'2' T32 Bauart 1926 und Wagner-Bleche beigefügt, für die 02 den Tender der Bauart 2'2 T30 und Bleche der Bauart Grunewald. Wann die Tender bzw. Bleche getauscht wurden, habe ich leider noch nicht herausgefunden. Mit den entsprechenden Unterlagen kann man sich hier mit der Darstellung der unterschiedlichen Bauzustände austoben
Abgesehen davon unterschieden sich beide Baureihen nur im Bereich der Zylinder, des Triebwerks und der Frontansicht. Diese Unterschiede sind am Modell nachgebildet. Bei der BR 02 hat man die Mühe nicht gescheut, die Steuerung der Innentriebwerke und die gekröpfte Treibachse nachzubilden.
Der Bausatz bereitet demjenigen der bereits Erfahrung mit dem Modellbau hat, wenig Mühe. Spachtel- und Schleifarbeiten halten sich in Grenzen. Lediglich am Langkessel musste ich mich damit beschäftigen, ansonsten - 'shake & glue'.
Lokomotive 02 001 | ||
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Bei der Farbgebung gibt es bei deutschen Dampfloks eigentlich keine Abwechslung, alles unterhalb des Umlaufs rot (RAL 7/3000), alles darüber tiefschwarz (RAL 5/9005).
Der Lok-Vogel berichtet in seiner Sonderausgabe zur Farbgebung deutscher Triebfahrzeuge, das es wohl auch noch Einheitsloks in den Farben RAL29/6008 und RAL 13a/8012 gab. Explizite Belege dafür gibt es aber anscheinend nicht. Schade eigentlich, aber ich glaube nicht das mich das am Bau eines entsprechenden Modells hindern wird.
Quellen:
Roland Schmidt (Dezember 2011)
Nachtrag: Das Führerhaus von Revell ist richtig. Es war bei den Vorserien-01 und bei den 02 tatsächlich etwas länger. Die Info kam von Eckart Weber und ist mit Photo belegt. Vielen Dank!