Vorbild: X-Wing gegen TIE Fighter, das ist das klassische Duell seit dem ersten Star Wars-Film von 1977. Ausgetragen wird es im Kinderzimmer und manchmal vielleicht auch heimlich von dem ein oder anderen erwachsenen Modellbauer. Wer da ist ohne Schuld, der werfe den ersten Stein.
Der X-Wing als Jäger der Rebellenallianz kommt mit viel Feuerkraft in Form von vier Laserkanonen und Protonentopedowerfern, Schilden sowie mit einem Hyperantrieb daher. Für die Navigation wird ein Astromech-Droide benötigt. Optisch haben die Jäger oft schon bessere Zeiten gesehen, was nicht zuletzt an der ständigen Verfolgung durch das Imperium liegt. Der TIE Fighter hingegen steht für blitzblanke Großserientechnik, gut gewartet und bestens in Schuss. Er verlässt sich auf seine Wendigkeit und muss mit nur zwei Laserkanonen und ohne Schilde und Hyperantrieb auskommen.
Bausatz: Revell vereint in dieser Edition zwei altbekannte und bereits mehrfach aufgelegte Bausätze von X-Wing und TIE Fighter. Beide Kits sind Snap-Fit-Bausätze, die ohne Kleber auskommen. Der Bau ist relativ einfach und schnell erledigt, womit sich diese Kits explizit an jüngere Modellbauer und Einsteiger richten.
Bausatz: Die Maßstäbe von 1:57 für den X-Wing und 1:65 für den TIE Fighter sind seit jeher fragwürdig. Wer kommt auf sowas? Hat man einfach gewürfelt? Konnte man sich nicht zwischen 1:48 und 1:72 entscheiden? Box Scale kann es auch nicht sein, denn in der Schachtel ist noch viel Platz. So gesehen passen die zwei Modelle auch nicht ganz zusammen, wenn sie auch in der gleichen Liga spielen.
Der X-Wing zeigt schöne Details und wie das Original einen klappbaren Flügelmechanismus. Die Blechstöße sind etwas kräftig ausgefallen.
Auch der TIE Fighter – in hellblauem Plastik gegossen, um des Filmmodell nachzuempfinden – verfügt über eine anständige Detaillierung. Einer der Rahmen für den sechseckigen „Flügel“ ist separat gefertigt, was einem beim Bemalen viel Maskierarbeit erspart. Unverständlich: Die andere Seite besteht aus einem durchgängigen Teil aus Rahmen und Radiatorfläche.
Der Blick ins Cockpit liefert in beiden Fällen recht spartanische Ergebnisse. Die Zielgruppe wird das nicht stören.
Richtigen Mist hat Revell allerdings bei den Pilotenfiguren gebaut. Wir erinnern uns: Der X-Wing-Pilot müsste bei 1:57 der Größere sein. Der TIE-Pilot ist bei 1:65 kleiner. Wenn man beide Augen zudrückt, wären sie immer noch ungefähr vergleichbar. Die Realität dieses Bausatzes sieht anders aus: Der mitgelieferte X-Wing-Pilot kann bei seinem TIE-Kollegen schön auf dem Schoß sitzen. Das sieht aus wie der imperiale „Bring your child to work day”. Papa zeigt dem Rebellensohn heute mal, wie man richtig fliegt. Schrecklich.
Da im Gegensatz zu früheren Ausgaben der Bausatz nicht vorbemalt ist, hat Revell Kleber, Pinsel und eine Auswahl von Farben mit dazu gepackt. Decals ergänzen insbesondere beim X-Wing das Finish.
Fazit: Revell nennt es ein „Collector Set“, am Ende ist es eine Neuauflage von zwei schon altbekannten Bausätzen. Diese Edition richtet sich besonders an die jüngere Kundschaft und Einsteiger, die sich nicht lang mit dem Bau aufhalten wollen. Die Wahl des Maßstabs wirft Fragen auf, aber wenn nach einem lustigen Bastelnachmittag mit Papa die Jagd im Graben des Todessterns zu neuem Leben erwacht, ist das auch völlig egal.
Christian Höcherl, Berlin, Juni 2021