Lockheed PV-1 Ventura

Revell 04662 - 1/48

Vorbild: Die Lockheed-Vega PV-1 Ventura und das Nachfolgemuster PV-2 Harpoon wurden im WK II als Patrouillenflugzeug vor allem bei der US Navy eingesetzt. Der Urahn beider Modelle war die aufgrund von britischen Wünschen entstandene Lockheed Hudson. Schnell zeigte sich, dass die Leistungen dieser Maschine beschränkt waren. Auf Basis der Lockheed Model 18 Lodestar entstand dann die PV-1 Ventura bzw. Ventura Mk. I / II (für die RAF). Von 1942 bis zum Mai 1944 wurden 1600 PV-1 Ventura für die US Navy gebaut.

Nachdem die RAF die ersten Ventura 1942 erhielt, setzte sie diese offensiv als Bomber ein. Als 188 Ventura I an die RAF geliefert waren, führten zahlreiche Änderungen zur Ventura II. Es wurde u.a. der neue P&W GR 2800-31 eingebaut. Typisch für die Ventura I und II waren die Drehtürme von Boulton-Paul. Nicht mehr als 300 Ventura erhielt der RAF. Sie verloren schnell das Interesse an diesem Flugzeugtyp, da sie nicht das erhoffte Ablösemuster für die Hudson war, sondern sie stellte ein "heißes Flugzeug" dar, welches schnell und empfindlich für Pilotenfehler war. Für Lockheed war es kein Problem, denn die Serie lief als PV-1 für die US Navy.

Als Nachfolgemuster mit weiterentwickelter Zelle und Tragfläche sowie mit R-2800-31-Triebwerken entstand ab 1942 bei Vega das Model 15. Im Juni 1943 bestellte die US Navy 500 Exemplare. Weitere Maschinen wurden noch geordert, jedoch wurden die Lieferungen nach dem Kriegsende im Pazifik im September 1945 eingestellt.

Bausatz: Endlich! Revell hat mal wieder einen neuen Bausatz in 1/48 herausgebracht. Naja, er wurde von Revell USA in Auftrag gegeben, aber immerhin gibt es ihn hierzulande schon kurz nach dem US Release. Die Form wurde in Korea produziert, was zwar derzeit deutlich teurer als der chinesische Formenbau ist, aber vorhersehbare Ergebnisse liefert – nämlich sehr gute!

Daher sind die Bauteile auf der Höhe der Zeit. Die Gravuren sind scharf und ausreichend tief. Auf die Darstellung von Nieten wurde verzichtet. Dies ist sicherlich Geschmackssache, ich finde die Darstellung mit oder ohne nachvollziehbar und kann damit gut leben. Die Klarteile sind sehr gut. Eduard hat Masken für Mai 2012 angekündigt. Das Cockpit ist gut ausgestattet, ansonsten ist der Rumpf aber leer. Ich persönlich werde auf die Fotoätzteile von Eduard warten, da ich die Gurte und das Instrumentenbrett sehr schätze.

Alle Fahrwerkschächte sind ansprechend detailliert, wirklich erstaunlich was die Koreaner hier mit wenigen Teilen erreichen. Die Tragflächen werden über Holme leicht versenkt am Rumpf fixiert. Wie Dieter Wiegmann das bei seinem Modell gezeigt hat, kann man dies sehr gut für eine Lackierung in Baugruppen nutzen!

Auch die beiden Motore mit Darstellung des ersten Stern sind ganz ordentlich. Für den Bombenschacht gibt es entsprechende Abwurfwaffen. Weiterhin hat man die zwei Zusatztanks begefügt. Ein gewisses Verbesserungspotential gibt es für Freaks bei der MG-Wanne. Hier kann man die vier MG-Nachbildungen aus Rundmaterial durch entsprechende Läufe ersetzen. Nach dem Erscheinen der PV-1 in den USA wurden die Propeller kritisiert. Hier will Revell in Zukunft selbst tätig werden und lässt die nötigen Teile selbst anfertigen.

Wo wir schon bei der Kritik sind. Gleich vorweg dies ist „jammern auf hohem Niveau“ bzw. wirklich etwas für Freaks! Für den angesprochenen Propeller gibt es bereits Ersatz von Squadron/True Details (gut und günstig) und Vector (sehr gut mit toller Getriebeglocke). Vector hat auch neue Motorhauben mit ausgefahrenen Kühlerklappen (einschließlich Mechanismus). Diesen habe ich bestellt, aber noch nicht zur Hand. Hier geht es vorwiegend um die etwas interessantere Gestaltung des Modells.

DMold hat sich auch eines kleinen Formproblems des Bugs angenommen. Trotz sehr guter Maßhaltigkeit ist dieser auf der Unterseite etwas zu kantig geraten und wirkt daher breiter und weniger stromlinienförmig. Die Korrektur ist mit sägen verbunden und daher nur etwas für fortgeschritten Freaks. Geschlossenen Bombenschachtklappen bieten True Details und DMold (hier für den korrigierten Bug!). Von Ultracast gibt es Räder mit Blockprofil mit und ohne Felgenabdeckung.

Die beiden Decalbögen sind von Zanchetti und im Register gedruckt. Es gibt auch ein paar Wartungshinweise. Die Farbangaben sind wie immer bei Revell ausschließlich für das eigene Farbsystem.

Bemalung:

Fazit: Revell ist hier ein sehr guter Bausatz gelungen! Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist wie so oft bei diesem Hersteller sehr gut. Bleibt zu hoffen, dass diesem Modell ein besserer Erfolg als der Mosquito beschieden ist (wobei letztere auch gegen ein sehr gutes Modell von Tamiya antrat und ein-zwei blöde Fehler aufwies) … jedenfalls ist dies mal wieder ein Testballon, ob Revell den Maßstab 1/48 weiter bedienen wird: also KAUFEN!

Steffen Arndt, Barsinghausen (März 2012)

Vorbildteil: Volker Helms aus seinem Preview des Bausatzes

Literatur:

PV-1 Ventura
in action No. 48
Charles L. Scrivner
squadron/signal publications 1981
ISBN 0-89747-118-0
PV Ventura / Harpoon Units of World War 2
Alan C. Carey
Osprey Plubishing 2002
ISBN 1-84176-383-7