Vorbild: Der amerikanische Kampfhubschrauber AH-64 Apache hatte 1975 seinen Erstflug. 1982 wurden die ersten Maschinen dieses neuartigen Helikopters der U.S. Army übergeben. Parallel zu dieser Entwicklungsphase dachte sich die sowjetische Armeeführung: So etwas in der Art wollen wir auch haben, und begann mit der Entwicklung eines eigenen Angriffshubschraubers. Mil, bekannt durch lange Typenreihen von Helikoptern, z.B. die berühmte Mi-24, begann ebenfalls in den 1970er Jahren mit der Entwicklung eines fast baugleichen Typ: Der Mi-28.
Ob nun die Ähnlichkeit beider Typen ein reiner Zufall war, sei dahingestellt. Einige markante Unterschiede gab es aber doch. So ist die Havoc (Verwüster) zwei Meter länger als ihr westliches Pendant und die Kanzel der beiden Besatzungsmitglieder ist enger, stärker abgestuft und vor allem ist der Panzerschutz der Kanzel aus Keramik und Titan effektiver. Die Abgase der beiden Klimow-Isotow-Wellenturbinen werden bei der Mi-28 nach unten abgeführt.1982 flogen drei Prototypen und eine wurde alsbald bei der Luftfahrtaustellung in Le Bourget bei Paris vorgestellt. Die Havoc ist mit einer 30mm Shipunov 2A42 Kanone bewaffnet, die unter dem Rumpf in einer Art schwenkbaren Barbette gelagert ist. Außerdem gehören Atava-V Panzerabwehrraketen, S-8, S-13 und 9A-2200 Panzerabwehrraketen zur Bewaffnung, die unter den beiden Stummelflügeln angebracht ist.
Die Mi-28N, welche für Nachteinsätze tauglich ist, flog erstmals 1996. Sie ist mit einem Computer für Geländeerkennung ausgerüstet. Das Cockpit ist mit einer Nachtsichtausrüstung versehen. Außerdem wurde die Havoc von Anfang an so konzipiert, das sie in Transportflugzeugen wie die An-22 und die Il -76 untergebracht werden kann. Neben der heutigen Russischen Föderation setzen die Armeen von Venezuela und Kenia die Mi-28 ein. Bis 2012 wurden 52 Maschinen gebaut. In Russland ist die Havoc der Standartangriffshubschrauber.
Bausatz: Revell hat diesen Bausatz aus älterer Produktion, ursprünglich von Dragon, der nachtflugtauglichen Variante Mi-28N gewidmet. In dem neu gestalteten, aber immer noch unpraktischen Stülpkarton (Ich denke, meine Generation wird mit dieser Verpackung bis an ihr Lebensende klarkommen müssen) finden wir 100 Bauteile, die sauber aber auch einfach gestaltet sind.
Trotzdem macht das Modell in seiner Gesamtausführung etwas her. Das liegt nicht zu Letzt auch an dem Fünfblattrotor mit der Geländeerkennungskugel über dem Rotorkopf. Auch die 30mm Kanone und die übrige Bewaffnung geben dem Modell einen aggressiven Charakter. Dazu kommt noch der "wölfische" Ausdruck des Helikopters, dem die Titelseite der neuen Bauanleitung wunderbar gerecht wird. Während die 30mm Kanone schön detailliert daherkommt, sind die beiden Cockpits sehr simpel gestaltet. Zwei Sitze, Steuerknüppel Armaturenplatten, für die es aber schöne Decals gibt, das war es schon. Da es aber nichts zu öffnen gibt und die Fenster auch nicht besonders groß sind, reicht es ein paar Gurte für die Sitze zu ergänzen.
Alles in allem ist das Modell der Mi-28 aber gut getroffen. Die Detaillierung ist insgesamt in Ordnung. Die wenigen Gravuren sind schön negativ gestaltet. Und ganz wichtig: der gesamte Bausatz ist einsteigerfreundlich und preiswert. Die Bauanleitung ist wieder farbig gestaltet.
Bemalung: Vorgesehen ist eine Demonstrationsvariante der Mi-28N aus dem Jahre 2001 in der russischen Standarttarnung.
Fazit: Also, Daumen hoch für den Verwüster. Denn er verwüstet auf keinen Fall das Taschengeld.
Jürgen Bauer, Berlin (Dezember 2015)