Vorbild: Das Erscheinen der Me 262 1944 jagte den Alliierten Luftstreitkräften einen gehörigen Schrecken ein. War dieses Flugzeug doch allen ihren Flugzeugen überlegen. Das lag auch an der bahnbrechenden Konstruktion, die als erstes Muster über gepfeilte Tragflächen mit Turbinen verfügte. 1939 begann bei Messerschmitt die Entwicklung der 262. Der Erstflug am 18. April 1941 fand wegen fehlender Turbinen mit einem Jumo-210-G Kolbenmotor statt. Mit Turbinen flog die Me am 18. Juli 1942. Geplant wurde für zwei Turbinentypen: das BMW-003 und das Jumo 004. Da das BMW Triebwerk bis zum Ende des Krieges nicht zuverlässig funktionierte griff man auf das Jumo-004 zurück.
Die Me 262 sollte auf Weisung Hitlers als Blitzbomber Verwendung finden. Das als Abfangjäger konzipierte Flugzeug, konnte sich aufgrund des geringen Sichtfeldes des Piloten auf den Boden nicht als Bomber durchsetzen. Wertvolle Zeit ging nicht nur dadurch verloren, das Flugzeug hatte auch noch mit Kinderkrankheiten zu kämpfen. Gerade die Jumo Strahltriebwerke machten noch Probleme. Die Lebensdauer betrug nur 20 bis 25 Stunden. Auch waren sie in der Bedienung sehr empfindlich. Der Leistungshebel musste mit Bedacht bewegt werden, um nicht einen Flammabriss im Triebwerk zu riskieren.
Der Strahljäger sollte in verschiedenen Varianten zum Einsatz kommen. Von den 1433 gebauten Flugzeugen waren die A-1a "Schwalbe" und A-2 "Sturmvogel" die meistgebauten Varianten. Es gab auch zweisitzige Schulflugzeuge B-1a, um besser auf den Typ schulen zu können. Die durch den zweiten Sitz verringerte Treibstoffkapazität konnte durch zwei Abwurftanks ausgeglichen werden. Um die einfliegenden Bomber auch bei Nacht bekämpfen zu können, besonders die englische Mosquito machte der deutschen Nachtjagd zu schaffen, reiften schnell Überlegungen die Me 262 als Nachtjäger auszurüsten. Neben einem einsitzigen Prototyp wurden zweisitzige Schulversionen umgebaut. Dazu erhielten sie das FuG 218 oder FuG 240 mit dem FuG 350 als passiven Empfänger. Gut zu erkennen war dies an der am Bug befindlichen Hirschgeweih Antenne. Die bei der Schulvariante fehlende Bewaffnung von vier MK 108 30 mm kam hinzu. Auch die zweisitzige Konfiguration bot Vorteile. Der Pilot konnte sich auf das Fliegen konzentrieren und der Funkmeßfunker überwachte das "Radar". Vier Stück entstanden bis April 1945.
Der erfolgreichste Me 262 Nachtjagdpilot der deutschen Luftwaffe, Kurt Welter, flog am Ende des Krieges auf der B-1 /U-1. Wer eine sehen möchte und in Südafrika Urlaub macht, sollte unbedingt dem National War Museum in Johannesburg eine Besuch abstatten. Hier steht die sehr gut restaurierte Rote 8. (Auszüge aus Wiki)
Bausatz: Nachdem Clubmitglied Peter Wiegmann die Me 262 B-1/U-1 von Revell schon aus einem frühen Testshot hervorragend gebaut hat und unser 1. Vorsitzender, Volker Helms, einen fast finalen Testshot im Oktober in Wort und Bild besprochen hat, kam der fertige Bausatz kurz vor dem Fest in die Modellbauläden. Der Bausatz ist in der typischen Revell Schüttbox verpackt. Ein attraktives Deckelbild ziert den Karton, der in dem jetzt schon bekannten neuen Verpackungsdesign gehalten ist. Unter dem Revell Logo prangt groß die Level Angabe 5, also ein Bausatz für den schon erfahrenen Modellbauer. Eine gerechtfertigte Einstufung, da der Bausatz, über 222 Einzelteile verfügt und recht komplex ist.
Im Karton liegen elf hellgraue Spritzlinge und zwei Klarsichtrahmen mit Cockpitkanzel, Positionsleuchten, Panzerglasscheibe und Revi 16B. Dazu kommen noch Decalbogen und die Bauanleitung. Alle Bausatzteile zeigen einen hohen Grad an Detaillierung. Grat an den Teilen ist nicht zu entfernen und alle Auswerfermarkierungen liegen so, dass sie am zusammengebauten Modell nicht mehr auffallen.
Wie bei fast allen Bausätzen von Flugzeugen beginnt man mit dem Zusammenbau des Cockpits. Auch Revell macht hier mit der 262 keine Ausnahme. 12 Bauabschnitte sind dafür vorgesehen. Durch die vielen Teile, die es hier zu verbauen gilt, ist das Cockpit schon fast ein eigenes Modell. Es ist sehr gut detailliert. Die Cockpitinstrumentierung und die Sitzgurte lassen sich mittels Decals darstellen. Wer hier noch weiter supern möchte sollte sich auf dem Zubehörmarkt umsehen. Die Cockpithauben können entweder geöffnet oder geschlossen verbaut werden. Die Kanzel ist hervorragend aus der Form gekommen und es sind keine Schlieren zu erkennen.
In den weiteren Bauabschnitten geht es um den Zusammenbau des gut detaillierten Bugbereichs. In diesen werden die vier der Maschinenkanonen MK 108 mit ihren Anbauteilen wie z:b. der Munitionszuführung eingebaut. Auch hier können die Wartungsklappen in geöffneter Position verbaut werden. Die Unterseite der Tragflächen bestehen aus drei Teilen. Dem großen Mittelstück mit den Öffnungen für das Hauptfahrwerk und den Tragflächenenden. Diese werden an das Mittelstück geklebt. Hier sollt man sorgfältig arbeiten sodass nicht eine unschöne Klebenaht entsteht. In das Mittelstück wird noch der Fahrwerkschacht eingeklebt. Dieser gibt der Tragflächenkonstruktion zusätzliche Stabilität. Landeklappen und Querruder lassen sich separat und die Vorflügel Ausgefahren einbauen. Hier hat Revell auch an Ausfahrstreben gedacht.
Sind die Tragflächen komplettiert und mit dem Rumpf verklebt geht es an den Zusammenbau der gut umgesetzten und detaillierten Jumo 004 Triebwerke. Jedes besteht aus mehreren Teilen. Da, nach Einbau des Triebwerks in der Verkleidung eine Wartungsklappe geöffnet werden kann, sollte sich man sich überlegen ob man das Triebwerk noch mit diversen Leitungen versieht. Auch das Fahrwerk zeigt auf der Höhe der Zeit. Die Reifen haben ein schönes Profil sind aber leider zweigeteilt sodass beim Zusammenkleben eine unschöne Naht entstehen könnte. Alle Fahrwerkklappen sind auch von innen sehr gut detailliert. Auch weisen die Klappen des Hauptfahrwerks die korrekten Wölbungen auf.
Ist das Modell soweit fertig, gilt es noch eine Menge von Anbauteilen, wie die Antennen und Positionsleuchten, an das fertigen Bausatz anzubringen. Besonders gut gelungen sind Antennen des Funkmessgeräts. Diese sind so Filigran das man beim Heraustrennen aus dem Spritzling, bestimmt Schweißausbrüche bekommt. Hier soll ja nichts Abbrechen. Formtechnisch ist hier Nichts mehr möglich.
Bemalungsvarianten: Die farbige Bauanleitung umfasst 28 Seiten und ist auf Halbglanzpapier gedruckt. 96 Bauabschnitte mit Lackier- und Markierungshinweisen führen zum fertigen Modell. Jeder Bauabschnitt ist verständlich erklärt und die Bauteile sind farblich abgesetzt. Revell bezieht sich auf das eigene Farbsystem. Hier kann zwischen Email oder den Aqua Color Farben gewählt werden. Revell führt auch die RLM Nummern auf. RLM 76 und RLM 82 müssen aber gemischt werden. Da greife man auf Farbsysteme anderer Hersteller, die über einen reichen Fundus von RLM Farben verfügen, zurück.
Der von AirDoc gestaltete Decalbogen erlaubt den Bau zweier Varianten. An der Druckqualität gibt es nichts zu beanstanden.
Fazit:Das von Trumpeter vor einigen Jahren herausgebrachte Me 262 Modell hat Revell hier getopt. Die Detaillierungsschwächen von Trumpeter wurden korrigiert. Die knapp 45 Euro sind gut angelegtes Geld und das Modell eine Empfehlung wert.
Revell hat auch die Me 262A -1a Schwalbe in Arbeit. Testshots wurden schon gesehen. Ob der Einsitzer dieses Jahr noch erscheint? Zu wünschen wäre es.
Erhältlich im Fachhandel oder bei Revell direkt.
Andreas Wolf, Berlin (Januar 2017)
Literaturhinweise:
Marek J. Murawski, Marek Rys: Messerschmitt Me 262 Schwalbe vol.1 MONOGRAPHS 3D EDITION Nr. 46, Kagero |
Willy Radinger/ Walter Schick: Me 262, Entwicklung, Erprobung u. Fertigung des ersten einsatzfähigen Düsenjägers der Welt, AVIATIC Verlag |