Vorbild: Der 300 SL wurde aus dem Rennsportwagen Mercedes-Benz W 194 entwickelt. Mercedes-Benz präsentierte den 300 SL im Februar 1954 auf der International Motor Sports Show in New York. Er war der schnellste Sportwagen seiner Zeit. 1999 wurde das Fahrzeug von Lesern der deutschen Oldtimer-Zeitschrift Motor Klassik zum "Sportwagen des Jahrhunderts" gewählt.
Die ersten 300 SL wurden 1954 zunächst in Europa verkauft und im März 1955 das erste Fahrzeug in die USA exportiert. Von den insgesamt gebauten 1400 Flügeltürern gelangte der größte Teil, etwa 1100 Stück, in die USA. Für die speziellen Wünsche der Kunden in den USA (etwas mehr Komfort, größerer Kofferraum und oft auch ein Cabrio) wurde ab 1957 der 300 SL Roadster (W 198 II) gebaut.
Die Karosserie des 300 SL besteht zum größten Teil aus Stahlblech, die Motorhaube, die Kofferraumklappe, die Schweller- und Türhaut jedoch aus Aluminium. Für die Karosserie war Silbergrau die Standardfarbe. Andere Farben waren jedoch auf Wunsch erhältlich.
Erst nach der Konstruktion des Rahmens, der weit nach oben reichte, fiel auf, dass herkömmliche Türen daran nicht einsetzbar waren. Die auffälligen Flügeltüren waren also wegen der Fahrzeugkonstruktion nötig. Im englischsprachigen Raum bekam der W 198 wegen seiner Türen den Beinamen "Gullwing" (Möwenflügel). Ein dezenter Stab ließ sich zum Öffnen der Türen aus der Karosserie schwenken, entriegelte das Schloss und ließ die von zwei Teleskopfedern unterstützte Tür nach oben schwenken.
Der Wagen hat einen Sechszylinder-Reihenmotor (Ottomotor) des Typs M 198 mit 2996 cm³ Hubraum und Benzindirekteinspritzung. Die Leistung beträgt 215 PS (158 kW). Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 260 km/h bei entsprechender Übersetzung.
Um das Einsteigen zu erleichtern, lässt sich beim Coupé das Lenkrad an der Lenkradnabe mit dem unteren Teil um 90° in Richtung Armaturenbrett nach vorne klappen, wodurch der obere Teil in den Fahrgastraum ragt. Im Instrumententräger liegen links der Drehzahlmesser und rechts der Tachometer. Unter diesen Instrumenten sind Öl- und Wasserthermometer sowie Öldruckmanometer und Benzinuhr angeordnet. Die Uhr sitzt leicht nach rechts versetzt in der Mitte des Armaturenbretts. Der Innenspiegel ist auf dem Armaturenbrett angebracht. Einen serienmäßigen Außenspiegel hatte der 300 SL anfangs noch nicht.
Hinter Fahrer- und Beifahrersitz ist beim Flügeltürer ein Stauraum für Gepäckstücke vorhanden, da der Raum unter der Heckklappe durch Reserverad und Fahrzeugtank samt Tankeinfüllstutzen weitestgehend ausgefüllt ist. Wird jedoch in dem Raum hinter den Sitzen Gepäck mitgeführt, ist der Rückspiegel kaum zu nutzen. Der Innenraum des Flügeltürers heizt sich im Sommer stark auf und kann durch die Fahrzeugbelüftung nur unzureichend gekühlt werden. Die Seitenscheiben sind nicht versenkbar, es gibt aber vorn dreieckige Ausstellfenster. Der Roadster hatte dagegen einen bescheidenen Kofferraum und einen deutlich bequemeren Einstieg durch normal befestigte Türen. (Quelle Wikipedia)
Bausatz: Der Bausatz kam zuerst 1960 bei Renwal heraus, 1977 und 1985 von Revell, dann 1990 von Monogram und nun erneut von Revell. Änderungen an den Plastikteilen sind wohl nicht erfolgt.
Der Karton wird von oben geöffnet. Mit Pappe sind die beiden Karosseriehälften gut gesichert und fliegen nicht lose in der Verpackung umher. Dazu gehören noch zwei silbergraue und ein schwarzer Spritzling. Der rote ist gefaltet und wurde für die Fotos getrennt. Eine Tüte ist mit vier Schrauben zur Verbindung der Karosseriehälften gefüllt. Eine weitere enthält kleine Metallteile zur Verbindung der Flügeltüren mit dem Autodach. Hinzu kommt ein Gussast mit Klarsichtteilen, ein großer mit Chromteilen, fünf lose Gummireifen sowie ein großer Bogen mit Wasserschiebebildern.
Man sieht dem Guss sein Alter an. Die Verbindungsstellen zwischen Bauteilen und Rahmen sind dicker als gewohnt. Man sollte nicht immer die feinste Zange ansetzen. Die Modellteile selbst sind jedoch ohne besondere Fehler und einwandfrei zu verwenden. Sie sind auch an einigen Stellen schön detailliert, aber aus heutiger Sicht könnte es etwas mehr sein. Motor und Motorraum könnten gut noch einige Details, Kabel und Schläuche vertragen. Auch bei den Türgriffen und im Innenraum wäre noch Platz für Details.
Die Klarsichtteile weisen keine Fehler auf. Sie sind etwas dicker als gewohnt und verzerren leicht den Blick. Als Mangel sollte dies noch nicht bezeichnet werden. Immerhin ist das Modell in 1:12 doppelt so groß wie die üblichen Automodelle.
Die reichhaltige Chromteile dürfte auch verwendbar sein. So finden sich auch Chromteile für die Fensterumrahmungen. Mir erscheint das Chrom vorläufig nur etwas zu glänzend, aber das ist ein Luxusproblem. Problematische Verbindungsstellen zum Gussast gibt es jedoch mehrere. Perfektionisten werden darüber nachdenken, alles zu entchromen und neu zu behandeln. Man sollte dann aber sicher sein, dass man in der Lage ist, die Teile in Chrom wieder strahlen zu lassen.
Die Reifen sind gut. Es befindet sich darauf lediglich die Bezeichnung der Reifengröße. Das Profil ist gut dargestellt und es fehlt der störende Grat, der sich bei anderen Modellen oft in der Mitte der Auflagefläche befindet. Sie sind hohl, was jedoch keinen Mangel darstellen sollte.
Anleitung/Bemalung: Die Bauanleitung ist farbig und übersichtlich. Der Zusammenbau dieses Modells dürfte keine größeren Probleme aufweisen. Lediglich das Anbringen der geöffneten Flügeltüren ist etwas unübersichtlich dargestellt. Hier wäre ein Bild des fertigen Schließmechanismus oder des fertigen Bauabschnitts hilfreich.
Die Wasserschiebebilder sind sehr gut gearbeitet. Es finden sich auf dem Bogen historische Kennzeichen aus den 50er und 60er Jahren verschiedener Länder. Hinzu kommen ein modernes Stuttgarter Kennzeichen und die schlichte Typenbezeichnung. Ebenfalls dabei sind die Decals für Tachometer, Drehzahlmesser, Motoranzeigen, Autoradio, Warnhinweise für den Motor etc. Besonders erwähnenswert sind jedoch die Wasserschiebebilder für die Sitzbezüge. Wie bereits oben erwähnt, war Standardbezug der karierte Stoffbezug. Viele Käufer wählten einfarbiges Leder als Sonderausstattung. Hier kann man den klassischen Karostoff durch Decals darstellen, was bei geöffneten Flügeltüren schon sehr interessant aussehen dürfte.
Fazit: Der Bausatz ist etwas Besonderes. Er ist von 1960 und er ist im Maßstab 1:12. Der Bausatz ist gerade für den Maßstab nicht übermäßig detailliert. Er kommt aus einer anderen Zeit, in der auch nicht jedes Modell lackiert wurde. Dies zeigt schon die Färbung der einzelnen Baugruppen. Er ist jedoch groß und sehr präsentabel. Die Teile sind ordentlich, die Chromteile sind verwendbar und die Wasserschiebebilder des Stoffbezugs werten den Innenraum bei geöffneten Flügeltüren auf. Vermutlich wird es in Zukunft auch Bauberichte geben, in denen das Modell von begabten Modellbauern in großartiger Weise verbessert wird.
Es gibt den Mercedes-Benz 300 SL zwar in 1:24, doch in 1:12 dürfte er konkurrenzlos sein. Der Interessent von heute wird sich nur fragen, ob es den Preis wert ist. Das ist eine persönliche Entscheidung und kann angesichts der erstaunlichen Preisschwankungen auf dem Markt immer wieder neu entschieden werden. Eine Videoüberblick ist auch hier zu finden.
Erhältlich bei gut sortierten Modellbauhändlern, direkt bei Revell oder für Händler bei Glow2B.
BK, März 2021
PS: Eine Rezension mit dem Bausatz unverhältnismäßig hart ins Gericht. Das Modell wird als Karikatur, unförmig und mit unstimmigen Größenverhältnissen bewertet. Dieses sehr harte Urteil über den Bausatz zu sprechen, ohne nachprüfbare Belege für die Behauptungen zu erbringen, ist jedoch milde ausgedrückt sehr ungehörig und wenig hilfreich. Es bleibt bei der Behauptung. Ich selbst kann nur die Bauteile und das Foto auf der Titelseite der Bauanleitung mit Fotos des Originals vergleichen. Derartige Unterschiede sind mir nicht aufgefallen. Vielleicht hat der Rezensent recht.