M109A6 "Paladin"

Revell 03331 - 1/72

Vorbild: Die Panzerhaubitze M109A6 "Paladin" ist eine Kampfwertsteigerung der älteren M109, die aus dem 1985 begonnenen Howitzer Improvement Program hervorging. Ziel war es, die "Shoot-and-Scoot-Fähigkeit" (Schießen und abhauen), also schnellere Stellungswechsel unabhängig von externer Feuerleitung durchzuführen, und die Autonomie zu erhöhen, um sich somit feindlicher Aufklärung und Gegenmaßnahmen zu entziehen.

Dazu wurde der Turm komplett überarbeitet. Die Besatzung besteht nun mehr nur noch aus 4 Mann. Neuerungen sind u.a. ein neuer Feuerleitrechner mit automatischem Feuerleitsystem, Geschwindigkeitsmessung der Munition für eine höhere Präzision, Digitalisierung des Bordfunks und der Funkgeräte, Änderung der Kommandantenluke, eine automatische Rohrzurrung, Integration eines Wasserkochers für die Zubereitung von Essensrationen und Erhöhung des Munitionsvorrates von 36 auf 39 Geschosse. Die Haubitze ist nun in der Lage, innerhalb von 30 Sekunden nach dem Halten aus der Bewegung die ersten präzisen Salven abzufeuern.
Die Ausführung A6 "Paladin" ist lange Zeit das Hauptsystem der mobilen US-amerikanischen Rohrartillerie gewesen. Erst in den letzten Jahren wurde die Ausführung A7 eingeführt, von denen 698 durch Umbau der A6 entstehen sollen.

Quellen:
Wikipedia.org (Artikel: M109 de/en)

Bausatz: Revell hat bereits 2017 eine erste frühe M109 in 1:72 herausgebracht. Die Freude war bei mir groß, als die Ausführung A6 angekündigt wurde und die Überraschung noch größer, als sich herausstellte, dass es sich nicht um Revell-, sondern um ehemalige Toxso-Formen handelt.
Der typische Faltkarton fällt im Vergleich zu den frühen M109-Bausätzen auch deutlich größer aus. In diesem befinden sich auf 4 graue Spritzgussrahmen verteilt 160 Teile sowie die Bauanleitung und Decals. Die Abspritzung ist sauber mit nur wenigen Fischhäuten und ohne nennenswerte Sinkstellen. Leider wurden die Auswerfer nicht immer günstig platziert. So kommt es mehrfach vor, dass in Sichtbereichen Marken verspachtelt werden müssen. Besonders die Kettensegmente sind hiervon betroffen. Im Vergleich zu den Original-Revell-M109 fallen die Details etwas gröber aus, sind aber dennoch auf dem Stand der Zeit.

Die Anleitung beginnt auch bei diesem Modell mit der Wanne. Diese wird klassisch aus mehreren Teilen zusammengeklebt. Sehr positiv ist die rudimentäre Inneneinrichtung. So lassen sich die Heck- und Motorluke geöffnet darstellen und innen gibt es ein deutlich sichtbares Trittblech sowie eine einfache Motornachbildung. Die Erdsporne und Rohrzurrung bleiben beweglich. Leider wurden die Schwingarme der Laufrollen angegossen. Sie sind später aber eh nur schwer zu sehen. Diese Lösung ermöglicht es immerhin, mit nur wenig Aufwand ein eingedrücktes Laufwerk darzustellen.

Der Turm wird ebenfalls aus mehreren Teilen zusammengeklebt. Besonders für einen (Nun-)Revell-Bausatz ist die Kanone, die dank Slide-Mold-Technologie in einem Stück mit durchbrochener Mündungsbremse gegossen wurde. Kanone, Turm, Kommandantenluke, FlaMG und Periskop bleiben später beweglich. Die Antirutschflächen auf den Oberseiten sind deutlich wiedergegeben. Wem die Staukästen, Abschleppseil, Antennen, Griff des FlaMG und Kanister zu klobig wirken, kann hier mit ein wenig Nacharbeit unter Zuhilfenahme von Gase, Draht und Metallfolie sicher noch einiges rausholen. Die Plane, die die Kanonenblende abdeckt, soll für einen realistischen Faltenwurf sinnvollerweise aus einem Papiertuch oder ähnlichem Material selbst erstellt werden. Ein Highlight des Bausatzes ist wohl die mitgelieferte Kommandantenfigur. Die Details, besonders die Schlaufen der Schutzweste, sind hier überdeutlich dargestellt, sodass auch nach einer einfachen Bemalung alles sichtbar bleibt. So eine Figur kann den Bausätzen gerne öfters beiliegen!

Die Bauanleitung ist typisch für Revell. Infos zum Vorbild gibt es leider keine mehr, dafür sind die einzelnen Arbeitsschritte leicht nachzuvollziehen und Besonderheiten wie z.B. das zu verwendende Papiertuch werden deutlich dargestellt. Revell bietet leider nur 2 Bemalungsvarianten an, welche in der Anleitung in Farbe abgebildet sind. Zur Auswahl stehen:

Die Decals sind wie üblich versatzfrei und sehr sauber gedruckt.

Fazit: Die M109A6 "Paladin" von Toxso war in Europa meines Wissens nach nicht zu erhalten. Umso erfreulicher ist es, dass Revell diese Formen übernommen hat und nun selber anbietet. Der Bausatz ist minimal klobiger als die anderen M109-Modelle von Revell und Riich Models, bietet dafür aber viele schöne Details wie das Innenleben, bewegliche Teile und die Kommandantenfigur. Daher ist diese A6 absolut empfehlenswert.
Geeignet ist die M109A6 aufgrund der vielen Teile für erfahrene Modellbauer. Erhältlich ist sie für etwa 15 € beim Spielwaren- oder Modellbaufachhändler.

Philip Koch, Godern (November 2020)