Krusenstern

Revell 05159 - 1/200

Vorbild: Anfang des 20. Jahrhunderts bauten deutschen Werften Segelschiffe mit Metallrümpfen. Trotz des Antriebes durch Wind und Segel, stellten Rümpfe aus Metall eine technische Neuerung dar. Metall war eben nicht so anfällig für Schäden wie Holz und konnte leichter und einfacher auf den Werften überholt werden. Der deutsche Reeder, Ferdinand Laeisz, gab um diese Zeit vier Großsegler im Auftrag. Sie alle sollten mit dem Buchstaben "P" anfangen. Und so entstanden die Kauffahrteischiffe Pamir, Passat, Preußen, ein gewaltiger Fünfmaster, und letztlich, die Padua. Diese Bark, ein Viermaster, deren vorderer Mast ein Rahsegel und am letzten Mast ein Schratsegel trägt, lief 1924 vom Stapel. Sie bekam im zweiten Weltkrieg trotz ihres Status als Handelschiff kurzzeitig eine leichte Geschützbewaffnung und wurde 1946 der Sowjetunion als Reparationsleistung übergeben. Unter dem neuen Namen "Krusenstern" fuhr sie für die sowjetische Marine. Patron für den neuen Namen war der deutsch-baltische Admiral Adam Baron von Krusenstern. Im 19. Jahrhundert galt er auch als russischer Weltumsegler. Irgendwann wurde sie dann auch mit einem Dieselmotor ausgerüstet, und kam ab 1974 sogar auf eine Höchstgeschwindigkeit von 17,5 Knoten, also fast 32 Km/h. Die Kruzenshtern fährt heute noch als Viermastbark für das russische Ministerium für Fischereiwirtschaft und wird in dieser Funktion auch zu Ausbildungszwecken für Mannschaften der Handelsmarine genutzt. An eine Abwrackung des stolzen und geschichtsträchtigen Segelschiffes ist noch lange nicht zu denken.

Bausatz: So neu wie auf den Karton bezeichnet ist der Bausatz nicht, denn er stammt aus Formen der russischen Modellbauschmiede Zvezda. Obwohl die 474 Einzelteile fast neu sind fällt ihre Betrachtung etwas zwiespältig aus.

Beginnen wir mit den beiden Rumpfhälften. Diese sind trotz ihrer Größe makellos ausgeformt, sind nicht verzogen und haben eine gute Prägung der Metallplatten. Es lohnt sich sicher, die vielen Bullaugen aufzubohren und mit einer Schicht Cristal Clear zu hinterlegen. Vorher sollte aber zumindest im oberen Bereich die Lackierung erfolgen.

Auch die Decksteile haben schöne Details und Strukturen. Wobei Revell/Zvezda aufgepasst und das große Mittel/Hauptdeck mit einer Antirutschbeschichtung versehen haben. Vor und Achterdeck verfügen über eine maßstabsgerechte Holzbeplankung. Was die Aufbauten, Brücke, Kombüsen und Deckhäuser anbelangt, könnten die Prägungen der Fenster etwas präziser sein. Klarsichtteile sind nicht vorgesehen.

Gut bis hervorragend fallen die weiteren Details des Modells aus. So sind zum Beispiel die beiden Zodiak-Schnellboote eine wahre Augenweide. Selbst die Außenborder fehlen nicht. Nur sollte man sie nicht in der Betriebsstellung montieren. Entweder waagerecht zu den Booten geklappt, oder in die Boote verstauen.

Zu den vielen Details unserer Kruzenshtern gehören unter anderem das Ankerhaus unter dem Vordeck, Behälter für die Rettungsinseln, Lüfteranlagen, Beschläge Steuerräder und zwei moderne Radarkuppeln. Und so weiter, und so fort. Alle Teile sind so fein gegossen, dass sie unbedingte mit viel Vorsicht abzutrennen sind.

Am recht attraktiven Ständer steht der Namen Kruzenshtern einmal in lateinischer- und einmal in kyrillischer Schrift. Zu dem Bausatz, gibt es noch zweifarbige Taue, zum Takeln des stehenden und laufenden Gutes.

Nun gibt es neben den vielen "Bienchen" aber noch einige Minuspunkte. Als da wären die aus normalen dicken Plastikteilen geformten Segel. Das Fehlen jeglicher Blöcke für das laufende Gut der Segel. Mit den Wanten, kann man eventuell noch leben. Die Takelanweisungen sind zwar gut gezeichnet, aber befestigen lassen sich die Taue des stehenden Gutes nur an den äußeren Rumpfhälften und deren seitlichen Beschlägen. Eventuell könnte man die nötigen Klampen an Deck selbst anfertigen. Auch die Segel sollen einfach nur an den Rahen geklebt werden. Ein Tipp für die Modellbauer unter uns, für die Restaurationsarbeiten nicht so einfach möglich sind. Es gibt in Schifffahrtsmuseen auch Segelschiffmodelle, welche ein präzise nachgebildetes Deck mit den dazugehörigen Aufbauten haben. Auch die Masten sind mit einer einfachen Takelung versehen, wie es der Bausatz vorsieht.

Bauanleitung/ Bemalung: Die Bauanleitung ist farbig und in Heftform gehalten. Außerdem ist noch ein Decalbogen mit den Flaggen der russischen Föderation beigefügt. Der Anstrich des Rumpfes soll wohl an die historischen Fregatten des 18. und frühen 19. Jahrhunderts erinnern.

Fazit: In Verbindung mit einer schönen, sauberen Lackierung lässt sich dann auch so aus dem Bausatz ein wahres Schmuckstück zaubern.

Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder bei Revell direkt.

Jürgen Bauer, Berlin (Januar 2018)