Junkers Ju 88A-1

Revell 04728 - 1/32

Vorbemerkung: Die Spritzlinge sind bereits bei Volkers Preview abgebildet, so dass ich mir das hier erspare: Ju 88 A-1 Testshot

Kurz vor Weihnachten 2008 war es dann endlich soweit : Revell bescherte uns einen Riesenbrummer im seit geraumer Zeit wiederauferstandenem Maßstab 1:32. Immerhin will das Modell mit einer Rumpflänge von 45cm und einer Spannweite von 57 cm, so es denn tatsächlich gebaut wird untergebracht und präsentiert werden. Diverser Termindruck während der Vorbereitungs- und Designphase des Bausatzes führten dazu, dass zunächst nur die erste in Serie gebaute Variante dieses Vielzweckflugzeugs als Modell realisiert werden konnte. Die A-1 war praktisch nur in der Anfangsphase des Zweiten Weltkiriegs, etwa bis zur "Luftschacht um England" im Spätsommer 1940, in den Einsatzverbänden Deutschlands präsent. Danach liefen die äußerlich deutlich unterschiedlichen Varianten A-4 und vorher die A-5 zu. Ein Modell der Ju 88 A-4 wird hoffentlich im kommenden Modellbaujahr 2010 in den Markt eingeführt werden. Der Bausatz ist modular ausgelegt, um auch weiter Varianten realisieren zu können. Wir lassen uns gerne überraschen !

Ein besonderes Moment bei einem Modell dieser Größe bildet der Gut einsehbare Cockpitbereich - und hier ist Revell eine großartige Leistung gelungen. Die Klarsichteile sind sehr dünnwandig und lassen einen nahezu unverzerrten Blick ins Innere zu. Das Cockpit selbst ist mit eine wahre Augenweide. Die zahlreichen Details und Bauteile lassen ein Zurückgreifen auf den wegen seiner hohen Preise gefürchtete Aftermarket überflüssig erscheinen. Einige Verbesserungen und Ergänzungen sind natürlich möglich, je nach Gusto Einziges Manko in diesem Bereich ist das fehlende Decal für das Instrumentenbrett. Abhilfe schaffen die Instrumente von MDC, die sehr kostengünstig sind. Die verglaste Bugnase, eine potentielle Fehlerquelle, wurde in der Formgebung perfekt getroffen.

Die versenkten Gravuren der Flugzeugzelle sind im Großen und Ganzen gut getroffen, in einigen Bereichen wirken sie jedoch übertrieben und können gerne mit Spachtel gefüllt werden. Die Rumphälften weisen im mittleren Bereich auf Höhe der größten Wölbung des Flügelprofils eine "Kante" aus. Diese sollte mit einem passenden Werkzeug herausgearbeitet werden, so dass eine egalisierte Fläche entsteht. Die drei kleinen Öffnungen links oben müssen verfüllt werden.

Die Steuerflächen sind sämtlich separat ausgeführt, eigentlich eine Selbstverständlichkeit in diesem Maßstab. Ebenso ist die Kehlung zwischen Flügel und Steuerflächen realistisch gestaltet. Die Kontur des Seitenruders stimmt im unteren Bogen nicht ganz, ist aber mit relativ wenig Aufwand korrigierbar (s.u.).

Die Triebwerksschalen sind sehr dünnwandig und sollten mit Vorsicht gehandelt werden. Die Sichtfenster für die Anzeigen in den äußeren Motorverkleidungen waren häufig übermalt, also bitte einen Blick in die Referenzliteratur ! Propellerblätter und Spinner entsprechen der A-1.

Das Fahrwerk ist den großmaßstäblichen Anforderungen entsprechend mit einer großen Teilezahl reproduziert worden. Die Hauptfahrwerksstreben bestehen aus zwei Halbschalen, die entsprechend sorgfältig verklebt und verschliffen werden müssen. Der obere Bereich der Hauptfahrwerksstrebe scheint bei vielen Maschinen nicht in RLM 02 lackiert gewesen zu sein, auch hier sollten Referenzen hinzugezogen werden. Die Hauptfahrwerksräder sind gut wiedergegeben, entsprechen aber den größeren Rädern der späteren Varianten. Auch hier wird es sicherlich bald Alternativen geben.

Leider liegen dem Bausatz keine Außenlasten bei und die typischen Bombenschlösser mit Vekleidung liegen dem Bausatz nicht bei. Hier gibt es inzwischen Abhilfe: http://www.jrutman.com

Der von Zanchetti in Italien gedruckte Decalbogen mit umfangreichen Wartungshinweisen erlaubt die Darstellung von drei Flugzeugen:

alle im Standardschema RLM 70,71,65.

Umfangreiche Hilfe für mögliche Verbesserungen, Änderungen und die Bemalung liefert die Website:

http://www.ju88.net/

Ein Besuch ist dringend empfohlen!

Kommentar: Revells Wiedereinstieg in den 1/32 WK II Markt war in diesen ökonomisch unsicheren Zeiten ein großes Wagnis. Diesem Modell und seinen zukünftigen Varianten ist aller Erfolg zu wünschen. Es erscheint aber unwahrscheinlich, dass aufgrund der notwendig hohen Investitionen alle Varianten der Ju 88/188 als Modell realisiert werden können. Der einzige wirkliche Zugzwang als "Muss" ist die Ju 88 A-4, die wir hoffentlich im Modellbaujahr 2010, ergänzt um Abwurfwaffen und Bombenschlösser, sehen werden. Ergänzungsteile für Torpedoträger und/oder Aufklärer sind sowohl sinnvoll wie auch wünschenswert. Geht es dann weiter, und wie?

Naheliegend sind die schweren Jäger der "C" Baureihe, ergänzt um BMW 801 Triebwerke für die "R". Nebenbaureihen wie "P", "S","T" kann man getrost dem Aftermarket überlassen. Der vielfach gehegte Wunsch nach den Nachtjägern der "G" Baureihe wird aber erhebliche ökonomische Risiken in sich bergen. Ist durch die vorherigen Varianten der Markt schon gesättigt und wird wegen der notwendigen sehr hohen Investitionen für die vielen neu anzufertigenden Teile ein Markterfolg noch sicher sein? Immerhin wäre die Alternative Ju 188 auch sehr attraktiv.

Es besteht die Gefahr des Verzettelns - und andere Projekte, wie eine B-25 oder eine Mosquito wären doch auch nicht von schlechten Eltern, oder?

Andreas Beck, Berlin (Februar 2009)