Historie: Der heutige legendäre Ruf der "Tante Ju" begann alles andere als vielversprechend. Als Ganzmetall-Flugzeug wurde die Maschine ursprünglich als einmotorige Ju 52/1 m, mit 800 PS, entwickelt.
Diese Konstruktion ist bis heute das größte einmotorige Flugzeug der Welt, von denen jedoch insgesamt nur 7 Stück gebaut wurden. Der Hauptabnehmer des Flugzeuges, die damalige "Luft Hansa" (erst später wurde daraus die heutige Lufthansa) weigerte sich jedoch die Maschine zu kaufen, was die Firma Junkers fast an den Rand des Ruins brachte. Die Forderung nach einer dreimotorigen Ausführung konnte durch die stabile Konstruktion der Tragflächen entsprochen werden.
Neben der Überarbeitung einiger noch nicht fertig gestellten Ju 52/1m wurde am 1. März 1932 die erste dreimotorige Version als Ju 52/3m ce mit der Kennung D-2001 "Oswald Boelcke an die Luft Hansa ausgeliefert. Nach dem Erstflug am 7. März 1932 sprach sich die außerordentliche Zuverlässigkeit dieser Konstruktion sehr schnell herum. Neben der Lufthansa wurde sie schnell zum Standardflugzeug vieler Airlines in Europa, Asien und Südamerika. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges unterbrach die weitere Entwicklung des zivilen Luftverkehrs.
Die Ju 52 wurde auch der Standard-Transporter der Luftwaffe. Nach dem Ende des Krieges wurde schnell eine hohe Nachfrage an Passagierkapazität erkennbar, worauf eine große Suche nach geeigneten Flugzeugen für die zivile Luftfahrt einsetzte. Auch die British European Airways, die am 1. August 1946 den Flugdienst von Croydon und Northold zu den Kanalinseln, der Isle of Man und nach Schottland aufnahm, bekam den Mangel zu spüren.
Die Lösung waren die von der Royal Air Force in Europa erbeuteten Ju 52. Diese Maschinen waren in so hoher Anzahl vorhanden, dass sie zum Verkauf angeboten wurden. So erwarb die BEA auf diesem Weg 10 Stück Ju52/3m, in verschiedenen Ausführungen. Neben Passagieren konnte so auch Luftfracht und Postgüter transportiert werden.
Bis Ende 1948 waren die Maschinen im ständigen Einsatz, bis sie aus wirtschaftlichen Gründen in Ringway endgültig abgewrackt wurden.
Der Bausatz / Das Modell: In einem sehr großen und schön gestalteten Karton finden sich neben 10 reich gefüllten Gießästen auch ein Fläschchen Kleber, ein Doppelpinsel und sechs Farben, wovon zwei identisch sind. Laut Bauanleitung werden jedoch insgesamt 19 Farben benötigt, von dem drei als Mischfarben aufgeführt sind. Da der Bausatz mit 249 Teilen, von Revell, mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad 5 angegeben ist, wird hiermit klar der versierte Modellbauer angesprochen. Dieser wird evtl. den Kleber und vielleicht noch die eine oder andere Farbe verwenden, den Doppelpinsel jedoch qualitätsbedingt höchstens zum Auftragen von Verschmutzungen oder für den Dioramenbau benutzen.
Die Qualität der Teile des eigentlichen Bausatzes kann jedoch nur als hervorragend bezeichnet werden. Da auch noch viele Teile, herstellungsbedingt, aus einer militärischen Erscheinungsform stammen, dürfte so die Restekiste ebenfalls eine starke Bereicherung erfahren. Dies gilt auch für die hohe Detailgenauigkeit der einzelnen Teile. Obwohl die Form schon inzwischen 12 Jahre alt ist, begeistert sofort die feinste Darstellung der unterschiedlichen Wellblech- sowie der Nietenstruktur. Ein besonderes Schmankerl stellt die vollständige genaue Inneneinrichtung dieser zivilen Ausführung dar. Neben dem sehr detaillierten Cockpit, mit der Instrumententafel, sorgt die komplette Kabineneinrichtung für höchste Baufreude.
Neben einem WC und Waschraum wurde sogar an die genaue Darstellung der Wandverkleidung der Kabine, einschließlich der Gepäcknetze, Kleiderhaken, sowie der Deckenbeleuchtung gedacht. Des Weiteren besteht die Option zwei Bestuhlungsvarianten zu wählen. Somit besteht die Möglichkeit eine Version, dieser legendären Maschine, zu bauen in der man als Raucher, während eines Fluges noch wie ein ganzes Industriegebiet qualmen durfte. Durch die Möglichkeit das gesamte Kabinendach abnehmbar auszuführen muss zwar auf den Antennendraht verzichtet werden, man hat dafür jedoch einen hervorragenden Blick in das gesamte Innere der Maschine. Selbst an die offen darstellbare linke Tür, samt kleiner Einstiegsleiter für Passagiere, wurde gedacht. Diese lässt sich während des Fluges sogar in einem extra Raum deponieren.
Leider enthält die Bauanleitung einige Ungereimtheiten. Als Beispiel sei hier die Ausführung des Fahrwerkes genannt. In Baustufe 29 bis 32 soll die Blechverkleidung der Räder weggelassen werden, jedoch in den folgenden Baustufen ist genau diese Verkleidung vorhanden. In der Zeichnung für die Decal-Anbringung fehlt diese Verkleidung wieder Ein Blick auf das Kartonbild offenbart jedoch die Ausführung mit verkleideten Rädern. Auch der Decal-Bogen selbst ist zwar von sehr hoher Qualität, hat jedoch ebenfalls einige Denkaufgaben für den Modellbauer parat. So soll in Baustufe 60 und 61 auf die seitlichen Motorengondeln die Decals mit Nummer 21 angebracht werden, diese bestehen jedoch aus den Schriftzügen BEA. Hier hilft also wirklich nur umfangreiches Quellenstudium.
Fazit: Revell hat mit diesem Bausatz einer seiner besten Arbeiten abgeliefert. Die hohe Passgenauigkeit, sowie die fein detaillierten Bauteile, sind ein sehr gutes Beispiel dafür, was im Formenbau heute möglich ist. Wer diese Maschine noch nicht in seiner Sammlung haben sollte und noch im Regal Platz für ein Flugzeug mit einer Spannweite von 61,50 cm und einer Länge von 39,30 cm hat, sollte nicht lange überlegen und zuschlagen.
Die beigelegten Farben, Pinsel, Kleber sind zwar entbehrlich, hier wäre evtl. ein kleiner Ätzteilbogen für die Triebwerke sinnvoller gewesen. Der Bausatz selbst trägt den Titel "Icons of Aviation" wirklich zu Recht und verdient das Prädikat sehr empfehlenswert.
Reiner Janick, Berlin (Oktober.2012)