Vorbild: Die He 70 war ein typischer Vertreter der heute längst untergegangenen Gattung "Schnellverkehrsflugzeug" aus der Vorkriegszeit. Das Auftauchen des ersten Flugzeugs dieserer Art in den USA zu Beginn der 1930er Jahre blieb auch in Europa nicht unbemerkt. Mehrere europäische Hersteller begannen ein der amerikanischen Lockheed Orion vergleichbares Verkehrsflugzeug zu entwickeln. In Deutschland waren dies die Firmen Junkers und Heinkel.
Insbesondere die aufstrebende Firma Heinkel war sehr bemüht mit einem modernen Entwurf Zugang in den lukrativen Markt der ständig wachsenden Zivilluftfahrt zu erlangen. Tatsächlich konnte das versierte Konstruktionsteam unter der Leitung der Zwillingsbrüdern Siegfried und Walter Günther eine entsprechenden Luft Hansa-Ausschreibung recht zügig in einen Entwurf umsetzen.
Dank der Verwendung eines Einziehfahrwerks, dass ursprünglich nicht vorgesehen war, konnte eine erstaunlich hohe Reisegeschwindigkeit erreicht werden. Erstmals war es nun möglich, auch im Geschwindigkeitsbereich oberhalb der bislang üblichen 250km/h Passagiere zu befördern. Aufgrund der hohen Höchstgeschwindigkeit wurden mit dem kompakten in Gemischtbauweise gefertigten Flugzeug nicht nur mehrere internationale Weltrekorde erflogen sondern auch militärische Versionen entwickelt.
Nichtsdestotrotz war die Einsatzkarriere des mit dem Beinamen "Blitz" versehenen Airliners nur sehr kurz, und auch die schnellen Aufklärungsbomber für die damals neu entstandene deutsche Luftwaffe wurden auch vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs wieder ausgemustert. Obwohl der Typ zweifellos Entwicklungspotential besaß (z.B. durch stärkere Triebwerke) und er sich im Kriegseinsatz (Spanien) durchaus bewährt hatte, wurde dennoch keine Weiterentwicklung vorgenommen. Somit entstanden in Deutschland nur wenige Passagierflugzeug und Behelfskampfflugzeuge, während Ungarn noch während des Krieges einige der moderneren mit Sternmotoren ausgerüsteten und He 170 bezeichneten Militärmaschinen in Lizenz fertigte.
Revells momentan auslaufender Bausatz 04229 stammt aus einer Matchbox-Form. Dieses war eines der letzten eigenen Flugzeugmodelle dieser berühmten Spielwaren-Marke gewesen. Bei genauerem Hinsehen kann man dies noch heute an der nunmehr Revell gehörenden Form erkennen. Die in der Rumpfinnenseite eingravierte Aufschrift läßt noch teilweise die Worte "made in China" erkennen, was dafür spricht, dass die He 70 erst nach dem Aufkauf der Marke Lesney durch die Fa. Universal Toys aus Hong Kong ins Sortiment aufgenommen wurde.
Auch wenn es sich "nur" um einen in Raised-Panels-Machart konzipierten Bausatz handelt ist die Detaillierung vollkommen ausreichend, ja fast schon angebracht, da bei den mit Holzplatten oder Aluminiumblechen beplankten Flugzeugen jener Epoche stets auf Stoss gearbeitet wurde. Auch am Original konnte es durchaus statt Fugen oder Rillen auch zu leicht herausragenden Kanten innerhalb der glatten Oberflächen kommen.
Das eigentliche Problem dieses Bausatzs liegt nicht im Mangel an eingravierten Oberflächendetails oder an einer fehlenden Cockpiteinrichtung, sondern vielmehr in einer etwas zu bescheidenen Gussqualität. Welche einen "verwaschenen" Eindruck macht und auch ein paar Sinkstellen bereithält. Auch sind die Angussstege recht ungünstig angebracht worden da sie teilweise an den Ecken liegen und daher schwer mit dem Seitenschneider abzutrennen sind. Hinzu kommt das die grau-beige Kunststoffmischung etwas spröde ist, so daß es beim Abschneiden der Teile vom Gussrahmen aufzupassen gilt.
Die Anzahl der Bauteile ist mit 77 für ein von den Außenabmessungen eher kleines Modell durchaus hoch. Außer den etwas zu einfach gestalteten Hauptfahrwerksrädern und dem Spornrad sind die Teile auch recht fein modelliert worden. Die Klarsichteile sind ganz passabel und die reichhaltigen Abziehbilder wie bei Revell gewohnt makellos. Wobei es sie diesmal sogar für drei Maschinen verschiedener Versionen gibt.
Wie schon beim ursprünglichen Matchbox-Kit kann man nicht nur den Airliner und ein deutsches Kampflugzeug (in spanischen Diensten) bauen, sondern noch eine ungarische He 170 Militärmaschine mit Sternmotor! Dementsprechend umfangreich ist dann auch die Bauanleitung, die nicht weniger als 32 einzelne Bauschritte aufweist. Mehr oder minder erwartungsgemäß hat sich dann dort auch ein kleiner Fehler eingeschlichen. Da das Profile für die He 70 der spanischen Faschisten nur zwei Fenster pro Rumpfseite darstellt.
Verpackt wurde dieser bei seinem Erscheinen noch einzige Bausatz einer He 70 in eine viel zu kleinen Karton der nicht einmal eine Fotografie des fertigen Modells auf den Seitenwänden besitz und von den Dimensionen von anderen Revell-Flugzeugmodellen Verpackungen abweicht. Das Deckelbbild stammt übrigens von Jaroslav Velc den die ältern Modellbau-Kollegen noch von KP Kopro kennen dürften und der sich in der Tschechoslowakei nebenbei auch noch als Grafiker vieler Profiles einen Namen gemacht hat.
Das Fazit fällt recht positiv aus da eine gute Passgenauigkeit vorliegt und die gegebene Variantenvielfalt keine Wünsche offen lässt.
N. (September 2011)