Vorbild: Die Heinkel He 219 "Uhu", ein zweimotoriger Nachtjäger, war als erstes Flugzeug der Luftwaffe serienmäßig mit Schleudersitzen für die zweiköpfige Besatzung ausgerüstet. Mit einem Lichtenstein-Bordradargerät ausgestattet wurde es ab Juni 1943 eingesetzt.
Von Beginn an wurde die He 219 als erstes Flugzeug der Luftwaffe explizit als Nachtjäger entworfen. Für diese Verwendung musste das ursprüngliche Konzept aufgegeben werden, weil es unmöglich gewesen wäre, die notwendigen Bordwaffen durch die gegenläufigen Luftschrauben synchronisiert schießen zu lassen. Auch die für den ersten Entwurf vorgesehenen Motoren vom Typ Daimler-Benz DB 613 - zwei gekoppelte DB 603 mit Abgasturbolader und MW-50-Einspritzung - sowie die später auch in Erwägung gezogenen Doppelmotoren DB 610(Zwischenlösung) und DB 615 waren in der Planungs- und Entwicklungsphase nicht verfügbar, was auch zu einem Verzicht auf das ursprüngliche Konzept führte. Aufgrund dieser Überlegungen entstand ein neuer Entwurf mit zwei konventionellen Motorgondeln unter den Tragflächen. Durch die gute Flugstabilität, das Bugradfahrwerk und das doppelte Seitenleitwerk war die He 219 auch unter den für Nachteinsätze typischen schwierigen Bedingungen sicher zu handhaben. Das Leistungsvermögen lag deutlich über dem der älteren Messerschmidt Bf 110. Die He 219 hatte für die Piloten einen großen Vorteil gegenüber den herkömmlichen Nachtjägern: In allen anderen Flugzeugen wurden sie durch das Mündungsfeuer der eigenen Waffen geblendet. Durch die Anordnung der Bordwaffen mehr als zwei Meter hinter und unter der Pilotenposition wurde eine Blendung vermieden. Produziert wurde die He 219 in den Heinkel-Werken in Rostock-Marienehe und in Wien-Schwechat.
Dass bei Abschussvergleichen ab Juni 1944, bei denen Einsätze zur selben Zeit und in demselben Angriffszeitraum betrachtet wurden, die Flugzeugführer der II. Gruppe (Bf 110) des NJG 1 regelmäßig mehr Bomber abschossen als die He-219-Piloten der I. Gruppe des gleichen Geschwaders, ist wohl damit zu erklären, dass die Bf-110-Piloten die Eigenheiten ihrer Maschinen durch die längere Einsatzzeit besser kannten und zu ihrem Vorteil ausnutzen konnten. Den ersten Fronteinsatz mit einem He-219-Nachtjäger flog Major Werner Streib mit seinem Bordfunker Fischer in der Nacht vom 11. auf den 12. Juni 1943, wobei er innerhalb kurzer Zeit fünf schwere britische Bomber vom Typ Avro Lancaster abschoss. Beim anschließenden Landeanflug auf den Fliegerhorst Venlo (Niederlande) kam es aufgrund beschlagener Scheiben, eines Instrumentenschadens und eines Fehlers an der Landeklappenarretierung zu einer Bruchlandung, wobei die Maschine in mehrere Teile zerbrach. Die Besatzung blieb dabei unverletzt.
Bausatz: Es handelt sich hier um keine neue Bausatzform. Erstmalig erschien sie 2012 Heinkel He 219 A-7 (A-5/ A-2 late) als . Lediglich die Antennen zur Nachtortung und die Kanzelverglasung erfuhren die Veränderung zur spezifischen A-0 Variante. Das Ergebnis kann sich wieder sehen lassen. Die insgesamt 259 Bauteile sind auf 14 in hellgrau eingefärbten Spritzlingen und einem Spritzling mit Klarsichtteilen verteilt, dazu kommt ein Abziehbilderbogen und die Bauanleitung.
Das Flugzeugmodell macht auch hier rundum einen positiven Eindruck. Die Oberflächen von Rumpf und Tragflächen sind fein detailliert und weisen versenkte Blechstöße auf. Die Motorimitationen sind ausreichend detailliert. Die Propeller sind beweglich. Das Fahrwerk weist ausgeprägte Fahrwerksschächte mit Klappen und den dazugehörigen Scharniergestänge auf. Die gläsernen Teile sind von der Materialstärke gut und schlierenfrei ausgefallen und erlauben einen Blick in die Arbeitsbereiche der Piloten.
Die Kanzelverglasung kann geöffnet oder geschlossen dargestellt werden. Die Arbeitsbereiche zeigen ein detailliertes Cockpit mit Instrumentenbord und Seitenkonsolen. Der Arbeitsplatz des Funkers fällt ebenfalls positiv ins Auge. Die Antennenanlage ist ausreichend filigran reproduziert. Hier ist bei der Ausrichtung der Antennen sorgfältiges Arbeiten angesagt.
Die 28-seitige Bauanleitung führt übersichtlich durch 80 Bauabschnitte. Die Bauanleitung sollte trotzdem genau studiert werden, da hier und dort Variationsmöglichkeiten lauern. Auch sollte die Gewichtszugabe im vorderen Rumpfbereich nicht vergessen werden um den Flieger sicher auf seinen drei Beinen stehen zu lassen.
Bemalung: Die Bemalungsanleitung bezieht sich auf das Farbensortiment von Revell. Der umfangreiche Abziehbilderbogen für drei Maschinen ist sauber und randscharf gedruckt.
Fazit: Eine Bausatzvariante zu einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis. Sicherlich lässt sich die He 219 hier und da mit Zurüstsätzen noch aufwerten - ist aber nicht unbedingt erforderlich, denn das Ergebnis wird mit Sicherheit auch so zufriedenstellend ausfallen.
Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder bei Revell direkt.
Alexander Hilbig, Berlin (Dezember 2017)