Vorbild: Die Hawker Siddeley Harrier GR.1 ist ein einstrahliger einsitziger Senkrecht-/Kurzstart Jagdbomber des britischen Herstellers Hawker Siddeley Aircraft Ltd., später BAe, British Aerospace. Die Harrier wurde von der Royal Air Force, der Thailändischen Marine, der Spanischen Marine und vom United States Marine Corps eingesetzt.
Von April bis Dezember 1969 erhielt die No. 1 Squadron die ersten 20 Serien-GR.1. In England war dafür die No. 1 Squadron in Wittering und in Deutschland die No. IV Squadron in Wildenrath vorgesehen. Zur Pilotenschulung wurde die No. 233 Operational Conversion Unit (OCU) ebenfalls in Wittering aufgestellt. Nachdem sich die Einsatzflexibilität der Harrier bei diesen Einheiten gezeigt hatte, begannen 1970 auch die No. 3 und 20 Squadron in Wildenrath mit dem Ersatz ihrer Ausrüstung durch die Harrier. Die ersten zweisitzigen Schulflugzeuge folgten ebenfalls 1970. 1977 verlegten die RAF-Harrier in Deutschland zum Standort RAF Gütersloh, wobei die No. 20 Squadron aufgelöst wurde. Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten wurden die nominell 36 Flugzeuge auf nur zwei Staffeln verteilt, die No. 3 und 4 Squadron. Die No. 3 und 4 Squadron wurden von 1992 bis 1999 in RAF Laarbruch (Weeze) stationiert, anschließend nach England verlegt und einige Jahre später außer Dienst gestellt.
Während des Falklandkrieges erwies sich die Harrier den reinen Jagdflugzeugen, wie der von den argentinischen Streitkräften eingesetzten Dassault Mirage III, im Luftkampf als ebenbürtig. Dies teils wegen der von den Vereinigten Staaten gelieferten AIM-9L Sidewinder-Luft-Luft-Raketen, hauptsächlich aber, weil das so nie vorgesehene Schwenken der Schubdüsen während des Fluges bisher nicht für möglich gehaltene Manöver ermöglichte. Für den anfangs geplanten Einsatzzweck als Jagdbomber zur Luftnahunterstützung war die Harrier jedoch zu schwach gepanzert.
Bausatz: Das Modell erschien zuerst 1972, dann 1973, 1974, 1979, 1982 und noch einmal, bevor das vorliegende Exemplar 2019 mit neuer Verpackung kam. Der Karton wird von oben geöffnet.
Der Bausatz enthält fünf Spritzlinge, einen mit Klarsichtteilen sowie einen Bogen mit Wasserschiebebildern. An den Klarsichtteilen konnten keine Mängel entdeckt werden.
Die Bauteile sind dem Augenschein nach in Ordnung. Es gibt zwar Unreinheiten, aber diese sind doch sehr leicht zu beseitigen. Interessant ist die beigefügte Pilotenfigur. Die Haltung der Figur ist die "einer Gottheit in einem Majatempel". So der Kommentar eines IPMS-Mitglieds.
Zu berücksichtigen ist das Alter des Bausatzes. Es sind keine versenkten Linien vorhanden. Stattdessen haben die Teile erhabene Panellinien, wie es zur damaligen Zeit üblich war. Man kann diese dazu benutzen, die Stöße zu gravieren. Oder man arbeitet, wie es mir von besagtem Mitglied empfohlen wurde, mit Vorschattierung der Linien. Ob ich die erhabenen Linien dann mit Schmirgelpapier etwas abflache wird man sehen.
Bauanleitung/ Bemalung: Die Bauanleitung ist farbig und übersichtlich gehalten. Insbesondere für die Bemalung ist die farbige Darstellung von Oberseite, Unterseite und beiden Seitenteilen sehr günstig. Wasserschiebebilder sind vorhanden für wahlweise eine Harrier der No. 3 Squadron in Wildenrath, August 1974 oder der No.20 Squadron in Wildenrath vom April 1971.
Dem Bausatz sind fünf Töpfchen mit Acrylfarbe beigefügt. Dunkelgrau, grau, hellgrau, dunkelgrün und Aluminium reichen schon für einiges an Bemalung. Dazu gibt es einen Pinsel, dem man zumindest eine Chance geben sollte. Die kleine Flasche Klebstoff ist auch nicht fehl am Platz.
Für den Perfektionisten könnte der Baubericht interessant sein. Hier wird auch darauf hingewiesen, dass ein Anstrich mit glänzenden Farben richtig sei, da die Mattlackierung erst ab 1977 aufgekommen sei.
Fazit: Das Modell hat seinen Charme. Es ist groß. Die Kanzel ist groß. Es gibt eine Pilotenfigur. Majagottheit hin oder her, bei einer so großen Kanzel macht eine Figur das Modell lebendiger. Es gibt auch eine Figur aus dem Zubehörhandel, die mit großer Wahrscheinlichkeit schöner und weniger gottähnlich ist.
Ärgerlich ist die Aufschrift "NEW" auf der Verpackung. Dieser Bausatz ist alles andere als NEW. Zwischen einem Modell von 1971 und den heutigen Ansprüchen liegen Welten. Das macht diesen Bausatz zwar nicht zu einem schlechten Modell, doch die Aufschrift verspricht eben ein "neues" Modell. Das Nebeneinander von alten und neuen Modellen im Angebot von Revell führt zur Verwirrung des unerfahrenen Kunden. Airfix versieht alte Bausätze mit dem hilfreichen Zusatz "Classic". Revell könnte z.B. mit Begriffen wie "Senior", "reich an Jahren" oder "Asbach" arbeiten. Der Hinweis "50 Years" bezieht sich auf den Original Harrier.
Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder bei Revell direkt.
Burkhard Kötke (Januar 2020)