Vorbild: Wie bereits bei vielen anderen Geschützen versuchte die Wehrmacht auch das schwere Infanteriegeschütz 33 (15 cm) mittels Selbstfahrlafetten mobiler zu machen. Da der PzKpfw. 38(t) mit den modernen russischen Panzern nicht mehr mithalten konnte und aus der Nutzung genommen wurde, sein Fahrgestell sich aber als sehr zuverlässig erwiesen hatte, wurden dieses als Grundlage für das sIG genutzt. Zunächst wurde die Wanne des Pz.Kpfw. 38(t) Ausf. H für das nun genannte "15-cm-schweres Infanteriegeschütz 33 (Sf.) auf Panzerkampfwagen 38 (t) (Sd.Kfz. 138/1) Ausf. H" oder auch "15-cm-sIG 33 auf Geschützwagen 38" verwendet. Der Suggestivname war "Grille". Der Fertigungsauftrag betrug 200 Fahrzeuge und sollte von Februar bis Juni 1943 erfolgen. 90 dieser Fahrzeuge wurden gefertigt.
Die restlichen 110 Geschütze sIG 33/2 wurden auf die nun verbesserte Selbstfahrlafette des Pz.Kpfw. 38(t) Ausf. M gesetzt, die speziell für den Marder III entwickelt wurde. Die neue Ausführung der Grille wurde K genannt, wobei in einigen Quellen auch von M die Rede ist. Der Aufbau wurde weiter nach hinten verlegt und war oben offen. Der Munitionsvorrat betrug lediglich 18 Geschosse, weshalb zusätzliche Munitionsträger notwendig wurden. Hierfür nutzte man einfach die nur leicht modifizierte Wanne der Grille. Bei einem ausgefallenen Fahrzeug konnte so das Geschütz mit wenig Aufwand demontiert und bei einem Munitionsträger wieder aufgesetzt werden. Die Grille bewährte sich und weitere 172 Fahrzeuge wurden von Oktober 1943 bis November 1944 gebaut. Sie wurde an allen Fronten eingesetzt.
Quellen:
Panzer-Kampfwagen 35(t) und 38(t) und ihre Abarten, Walter J. Spielberger, Militärfahrzeuge Band 11, Motorbuch Verlag
Wikipedia.org DE (Artikel: Sturmpanzer 38(t))
Bausatz: Seit dem Aufkauf der Toxso-Spritzgussformen durch Revell werden immer mehr Bausätze veröffentlicht, die in Europa bisher unbekannt waren. Hierzu gehören auch der Marder III und die Grille; zwei Fahrzeuge, die bisher nur von osteuropäischen Herstellern im Short-Run-Verfahren oder, im Falle des Marder III, vor fast 50 Jahren von ESCI angeboten wurden.
In dem für Revell typisch bunten, aber instabilen Faltkarton befinden sich 150 Teile auf fünf graue Spritzlinge verteilt, die Bau- und Bemalungsanleitung sowie die Decals. Die Abspritzung und Sauberkeit der Gussrahmen sind okay. Es gibt vereinzelte Sinkstellen im Bereich der Rahmen und ein paar Fischhäute. Die zahlreichen Auswerfermarken befinden sich allesamt in nicht sichtbaren Bereichen. Lediglich in den Ketten zwischen den Führungszähnen befinden sich kleine Marken, die durch die Zähne und Laufrollen aber schwer einsehbar sind. Insgesamt sollte die Versäuberung der Teile nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen. Die Detaillierung ist wirklich gut gemacht. Die Kanone und der Auspuff sind dank Slide-Mold offen dargestellt. In meinem Fall ist der Auspuff aber nur leicht geprägt worden, sodass er trotzdem aufgebohrt werden muss. Der Kampfraum ist typisch für Spritzguss etwas vereinfacht dargestellt, bietet aber eine gute Grundlage. Trittbleche und Nieten sind deutlich sichtbar wiedergegeben, wirken aber nicht übertrieben.
Der Bau beginnt mit der Wanne bzw. dem Laufwerk. Die stark vereinfachten Federblöcke sind leider ohne Struktur wiedergegeben, werden aber durch die Laufrollen verdeckt. Die einteiligen Ketten sollen nach dem Versäubern gebogen werden, wie man es bereits von anderen Revell-Modellen kennt. Die Kiste aus Lochblech (Teile A13, 14, 34, 35) auf dem linken Fender, die Auspuffabdeckung und das Gitter an der rechten Außenseite sind im Spritzguss nur vereinfacht wiedergeben. Hier empfehle ich Ätzteile zu nutzen oder wenigstens die Löcher aufzubohren bzw. das Gitter dünner zu schleifen. Die Antenne, Spriegel und Griffe an dem Ableitblech unterhalb des Geschützes sind maßstäblich natürlich zu dick. Hier kann man mittels Draht oder gezogenem Gussast Abhilfe schaffen. Positiv zu erwähnen sind die nicht-angegossenen Werkzeuge, das mehrteilige Funkgerät und die einzelnen Granaten, die dem Modell einen wesentlich plastischeren Eindruck verleihen. Der Munitionsbestand ist komplett aufgefüllt. Wer einzelne Halterungen leer darstellen möchte, muss einige Umbauten in Kauf nehmen. Das Geschütz bleibt beweglich. Sinnvoll wäre es, die Heckklappe für einen Feuerkampf abzuklappen. In der Anleitung wird sie zwar geschlossen befestigt, sie lässt sich aber auch im geöffneten Zustand ankleben. Zubehörsets, insbesondere Ätzteile, speziell für dieses Modell sind mir keine bekannt. Für das sIG 33 und die Pz.Kpfw. 38(t)-Varianten anderer Hersteller sind aber schon einige Sets erschienen, die sich mit etwas Nacharbeit sicherlich auch für diese Grille nutzen lassen.
Die Bauanleitung ist typisch für Revell. Infos zum Vorbild gibt es leider keine mehr, dafür sind die einzelnen Arbeitsschritte leicht nachzuvollziehen und Besonderheiten wie z. B. das Aufbohren von Teilen werden deutlich dargestellt. Revell bietet leider nur zwei fast identische Bemalungsvarianten an, wobei es sich um dunkelgelbe Grundfarbe mit braunen und grünen Tupfen handelt, in einem Fall mit grauem Rohr. Die Einheiten sind unbekannt, nur irgendwie von der Ostfront 1945! Selbst die Wintertarnung des von Revell gebauten Modells wird nirgends erwähnt. Merkwürdigerweise werden dazu vier verschiedene Balkenkreuzstile/-größen angeboten. Auf mich wirken die angebotenen Bemalungen sehr einfallslos, zumal man im Internet recht schnell auch andere attraktive Fahrzeuge mit Markierungen findet. Hier wurde eine gute Chance für schöne Decals vertan. Immerhin wandern mehrere dünn und fehlerfrei gedruckte Balkenkreuze in die Restekiste.
Fazit: Da die Grille bisher nur in Short-Run-Qualität verfügbar war, erfreut es sehr, dass Revell diese Spritzgussformen übernommen hat. Mit nur wenig Aufwand entsteht hier ein sehr ansehnliches Modell. Einziger Wehrmutstropfen sind die einfallslosen Bemalungsvarianten. Hier wünsche ich mir, dass der Zubehörmarkt und hoffentlich auch Revell mit einer zweiten Auflage mehr Optionen anbieten werden. Nichtsdestotrotz handelt es sich um ein gutes Modell, dass sein Geld definitiv wert ist.
Aufgrund der Anzahl der Teile, aber des einfachen Aufbaus ist der Bausatz auch schon für diejenigen geeignet, die erste Erfahrungen mit Panzermodellen gesammelt haben. Der Preis liegt bei etwa 13-16 €. Zu erhalten ist der Bausatz direkt über Revell oder beim Modellbaufachhändler.
Philip Koch, Godern(Februar 2021)