Revell hat für Bastler ab 10 Jahren in seiner Reihe von Kits zum Zusammenstecken ein Modell eines Geisterschiffs herausgebracht. Auch wenn bei Revell in der Vergangenheit schon öfter Fantasy-Segelschiffe herausgekommen sind wie die Jolly Roger von Peter Pan und das Carribean Pirate Ship, das sicher von den Kinoerfolgen der Fluch der Karibik-Serie inspiriert wurde, so scheint es sich hier aber um keine Wiederauflage zu handeln. Zumindest hatte man bisher kein solches Schiff in Steckbauweise im Angebot.
Die lt. Hersteller 109 Teile sind auf vier mit Tesastreifen verschlossene Kunststoffbeutel verteilt, es gibt zwei große und zwei kleine Gussrahmen in Schwarz mit den Rumpfteilen, einen großen und einen kleinen Rahmen in Dunkelgrau mit den Segeln und einen kleinen Rahmen in Braun mit Beschlägen.
Die Kunststoffteile sind sauber abgespritzt, fast ohne Grat, die Auswerfermarkierungen sitzen überwiegend innen. Die Oberflächen zeigen eine feine Holzmaserung, die aber unvermeidlich für den Maßstab zu grob ausfällt. Die Segel sind zu dick, leicht gebläht dargestellt und zeigen schönen Faltenwurf. Die Beschläge, unter ihnen das Steuerrad, haben feine Details. Gefallen können auch die Wanten, die Kanonen, das Steuer und die detaillierten Anker.
Außerdem findet sich im Karton noch ein kleiner Bogen mit einer Fahne, einem Wimpel und zwei klaren Aufklebern für die Segel, geschmückt mit jeweils einem fluoreszierenden Totenkopf. Der Bausatz bietet als zusätzlichen Kaufanreiz noch eine Flasche fluoreszierende Nachtleuchtfarbe und einen Pinsel.
Die 16-seitige farbige Bauanleitung im neuen Revellstil führt in 33 übersichtlichen Abschnitten zum fertigen Modell, die letzte Seite bietet eine Bemalungsanleitung und gibt Platzierungshinweise für die Totenkopfsticker. Wer mag, kann das fertige Schiff mit der Nachtleuchtfarbe anstreichen. Den beiliegenden Pinsel würde ich allerdings dafür nicht empfehlen, er taugt höchstens zum späteren Abstauben des Modells. Sicher wäre es einen Versuch wert, zu testen, ob sich die Farbe mit der Airbrush auftragen lässt, um die vielen feinen Strukturen des Schiffes nicht zu verdecken. An Takelage ist in der Anleitung nicht gedacht, es gibt auch keinen Plan für die Anbringung des stehenden und laufenden Gutes.
Fazit: Die Vorbildtreue bei diesem Bausatz lässt sich natürlich nur schwer beurteilen, auch wenn das Modell eine gewisse Ähnlichkeit mit einer spanischen Galeone des 17. Jahrhunderts nicht ganz verleugnen kann. Wie gut das easy-click-system besonders an Stellen, an denen mehrere Teile zugleich zusammengebaut werden müssen, funktioniert, ist nur schwer vorherzusagen. Vielleicht sollte doch an der einen oder anderen Stelle mit etwas Plastikkleber nachgeholfen werden. Grundsätzlich begrüße ich die Initiative von Revell, Nachwuchs an unser Hobby heranzuführen, aber wegen des komplexen Zusammenbaues und dem Handling der Nachtleuchtfarbe empfehle ich eher eine Altersgrenze von 14 Jahren. Andererseits spricht natürlich ganz und gar nichts dagegen, wenn Papa oder Mama mit ihren Sprösslingen aus dem Zusammenbau ein Familienerlebnis machen und den Jüngeren dabei unter die Arme greifen. Vielleicht bieten die nächsten Schulferien mal die Gelegenheit, das Geisterschiff zusammen mit meinen Töchtern zu bauen. Die sind schon gespannt auf die Fluoreszenzfarbe. Jedoch glaube ich, dass die vielen zum Teil sehr kleinen Teile den Baufortschritt ziemlich in die Länge ziehen werden. Empfehlenswert!
Erhältlich in vielen Läden und online bei www.revell-shop.de.
Utz Schißau, Berlin (Januar 2018)