Vorbild: Die Entwicklung von effektiven Nachtjägern wurde von der deutschen Luftwaffe bis 1943 vernachlässigt. Erst als die Nachtangriffe der Briten immer mehr deutsche Städte, wie z.B. Hamburg in Schutt und Asche legten, beschäftigte man sich im Reichsluftfahrtministerium eingehender mit diesem Thema. Von einem standardisierten Typ für diese Aufgabe war man aber noch weit entfernt. Bei den vielen Umbauprojekten für die Nachtjagd griff man dann auch auf die bewährte Focke Wulf 190 zurück. Auf Betreiben von H. J. Herrmann, dem die Sonderabteilung der deutschen Luftwaffe unterstand, wurden Focke Wulfs mit einem "Neptun" Funkmessgerät ausgerüstet und dem Einsatzgeschwader "Wilde Sau" unterstellt. Dieses entstand aus dem ebenfalls von Herrmann erdachten Rammjägergeschwader. Die ersten Fw wurden mit den stachelförmigen Neptun 2 Geräten ausgerüstet. Ab 1943 kam das System Neptun J3 zum Einsatz, welches dem Modell zu Grunde liegt. Umgangssprachlich wurde das Funkmessgerät "Hirschgeweih" genannt. Eine weitere Änderung waren R11 Flammschutzbleche an der Motorhaube und Mündungsfeuerdämpfer an den Rumpfmaschinengewehren.
Bausatz: Der Bausatz in dem typischen Faltkarton von Revell besteht aus über 175 Teilen. Diese bieten auch alles, was man von einem modernen Modell in diesem Maßstab erwarten kann. Die recht unbekannte Variante der Nachtjägerausführung basiert auf der vor zwei Jahren herausgebrachten Fw 190F. Sie ist unter den zahlreichen Untertypen des Jagdflugzeuges eine wirklich interessante Wahl. Wie auf der Packung zu ersehen, kann man natürlich auch einen Standardjäger Fw 190A-8 aus dem Bausatz bauen.
Das Cockpit ist recht ansehnlich gestaltet und eine gute Idee, ist die Beilage des Gurtzeugs des Piloten als Abziehbild. Man kann diese nur ausschneiden, die Kanten nachmalen und sie dann wie Ätzteile verwenden. Für die Armaturen gibt es jede Menge farbig gedruckte Instrumente. Werden sie nach dem Ablösen von dem Trägerpapier mit Weichmacher richtig behandelt, hinterlassen sie auch out-of-the-Box einen realistischen Eindruck.
Eine kleine Sensation ist die Nachbildung des BMW-801 Doppelsternmotors. Solch feine Strukturen wie bei den Zylindern des Motors habe ich selten gesehen. Auch das die Hauptbauteile aus einem Stück gefertigt sind ist Klasse. Die verzwickten Abgasrohre sind an den Enden selbstverständlich offen. Es wäre schade, den Motor zu verstecken. So sehr die meisten Modellbauer darauf bedacht sind, eher die elegante Linienführung der Focke Wulf 190 zum Tragen zu bringen, dieser Motor sollte wenigstens teilweise gezeigt werden. Eventuell kann sich die Fa. Revell ja durchringen und den Motor mit einem kleinen Transportgestell als extra Bausatz erscheinen lassen.
Weiter geht es mit dem Fahrwerk. Die Räder sind lackierfreundlich in Reifen und Felgen getrennt. Die Fahrwerksbeine sind jeweils ein Teil. Sehr schön! Klappen und die Kabinenhaube sind in doppelter unterschiedlicher Ausführung vorhanden. Es kann nämlich auch die Standardausführung der FW 190 A-8 gebaut werden.
Die Gravuren sind ebenfalls sehr schön negativ und vollständig. Alle Ruder und Landeklappen können variabel montiert werden. Die Antennenstärke des FuG 218 Neptun J3 geht für diesen Maßstab in Ordnung. Die seitlichen Stangen sind recht dünn, und bruchanfällig. Also empfiehlt es sich, die Anlagen erst nach dem vollständigen Zusammenbau incl. Lackierung vorsichtig zu montieren.
Der Ständer ist sicher Geschmacksache. Wegwerfen sollte man ihn nicht, denn als zukünftige Vignette für ein kleineres Modell ist er durchaus geeignet.
Die Bauanleitung ist natürlich wie seit dem letzten Jahr bei Revell üblich, farbig und in Heftform gehalten.
Bemalung: Der sauber gedruckte Abziehbilderbogen liefert alles für zwei Maschinen:
Den Wappenspruch bitte nicht zu ernst nehmen. Kognak kann zwar in Maßen entspannen, ist aber ein schlechter Klebstoff.
Fazit: Ein wie ich finde, sehr schöner neuer Bausatz des klassischen Jägers der deutschen Luftwaffe. Als Nachtjäger ein ausgefallener Hingucker, der vor Allem preislich kaum schlagbar ist. Zu kaufen ist der Bausatz im Fach-, Onlinehandel oder bei Revell direkt.
Jürgen Bauer, Berlin (Juli 2017)