Flower Class Corvette – Platinum Edition

Revell 05112 Multimedia-Bausatz - 1/72

Vorbild: Spätestens nach Abschluss des Münchener Abkommens machte sich die britische Marine keinerlei Illusionen betreffs eines längeren Friedens mit Deutschland mehr. Jetzt erwies sich die zuvor getätigte Duldungspolitik und vor allen der Abschluss des Londoner Flottenabkommens als sehr nachteilig denn letzteres erlaubte Deutschland offiziell den Bau von U-Booten. Aus der bitteren Erfahrung des Ersten Weltkrieges wusste die Royal Navy, dass sie bei einem neuen Krieg schnell sehr viele Schiffe für den Geleitdienst benötigen würde und gab daher noch 1938 die Entwicklung entsprechender Fahrzeuge in Auftrag. Neben den - später in sehr großer Stückzahl produzierten - Geleitzerstörern der Hunt-Klasse wurden als kleinere Alternative auch die Korvetten der Flower-Klasse entwickelt. Um Zeit und Kosten bei der Entwicklung zu sparen, griff man beim Rumpf und Antrieb u.a. auf wesentliche Merkmale von bewährten Walfangschiffen zurück. Bereits am 25.07.1939 wurden die ersten 26 Schiffe bestellt und kurz vor Kriegsbeginn, am 31.08.1939 folgten weitere 30. Innerhalb nur eines Jahres wuchsen diese Bestellungen auf 225 Exemplare an, gefolgt von weiteren 69 einer leicht modifizierten Version. Einige davon wurden während des Baus gestrichen aber letztendlich wurden 285 (nach a. Q. 267) auf britischen und kanadischen Werften gebaut und auch Deutschland stellte 4 dieser Schiffe (welche man 1940 halbfertig in Frankreich erbeutet hatte) noch stark umgebaut bis 1944 in Dienst. Neben der Bezeichnung Flower waren oft auch die Namen Gladiolus bzw. seltener Temptress Class üblich.



War das ursprüngliche Standardmodell noch 62,5m lang, 10,1m breit und verdrängte 925ts, so war das modernisierte Modell mit 63,4m geringfügig länger und verdrängte 1025ts. Die recht veraltete Kolbendampfmaschine beschleunigte die Schiffe auf nur 16 Knoten, bei Marschfahrt betrug die Reichweite 3500 Seemeilen. Die Bewaffnung bestand bei Baubeginn serienmäßig aus 1x102mm Geschütz auf der Back, 2x 12,7mm MGs hinter dem Schornstein, 2x 7,7mm MGs einzeln neben der Brücke und 2 Ablaufgerüsten für 40 Wasserbomben am Heck. Im Verlaufe des Krieges wurde die Bewaffnung zur U-Boot- und Flugzeug-Abwehr immer mehr verstärkt – letztere vor allen auf den Schiffen welche im Mittelmeer eingesetzt waren. So kamen bald, statt 40, bis zu 70 Wasserbomben sowie zusätzlich an den Seiten paarweise 2 oder gar 4 herkömmliche Wasserbombenwerfer an Bord und später neue Hedgehog-Werfer, mehrere 40 und/ oder 20mm-Flak-Geschütze sowie verbesserte Sensoren und Radargeräte.





Ursprünglich nur für den Einsatz in Küstennahen Gewässern gedacht, mussten diese Schiffe von Anfang an überall im Geleitdienst aushelfen bis eine ausreichende Anzahl von Geleitzerstörern zur Verfügung stand. Für die 85 (mod. Version bis zu 90) Mann der Besatzung gab es nur wenig Platz und der Einsatz in den kalten und stürmischen Gewässern des Nordatlantiks forderte ihnen sehr viel ab da viele Stationen völlig ungeschützt Wasser und Wind ausgesetzt waren. Die Schiffe galten daher als sehr „nass“, „kalt“ und „unsanitär“ und ihr Seeverhalten war, selbst bei mittleren Wellengang, bestenfalls genügend. Dazu kam auch, durch die geringe Größe der Schiffe und das oftmals kalte Einsatzgebiet, dass Minen und Torpedotreffer bei Schiffen der Flower –Klasse stets zu sehr hohen Personalverlusten führten. Dennoch blieben sie bis Kriegsende bei der Royal Navy und einiger mit dieser verbündeten (auch Exil-) Marinen (Kanada, Polen, Norwegen, Niederlande, Freies Frankreich, Neuseeland, Griechenland und der Coast Guard der USA) im Dauereinsatz. Bei 33 Eigenverlusten durch Feindeinwirkung (Gesamtverluste 36) fielen ihnen mind. 47 deutsche und 4 italienische U-Boote zum Opfer.





Bei Kriegsende waren die Schiffe durch 5 Jahre Dauereinsatz oftmals zu verschlissen bzw. stark abgenutzt, wurden schnell ausgemustert und verschrottet. Nur noch wenige wurden an weitere Länder abgegeben und auch dort nur noch für einige Jahre weiterverwendet. Heute existiert lediglich noch eines dieser Schiffe, die kanadische HMCS Sackville.



Bausatz: Die Flower-Class-Corvette war schon immer ein imposanter Bausatz. Revell legt nun eine „Platium Edition“ in einer begrenzten Stückzahl auf. Es gibt neben den bekannten Spritzgussbausatz mit recht rustikalen Bauteilen auch gelaserte Holzdecks, eine sehr große Fotoätzteilplatine und gedrehte Rohre. Es befinden sich weiterhin ein großer Papierbogen mit Fahnen, ein Decalbogen, ein Klarsichtstreifen und eine kleine Kette in diesem praktischen Stülpkarton. Selbst den üblichen Nähfaden hat Revell beigelegt. Insgesamt sind 1214 (!) Teile zu verbauen. So kann aus diesem Bausatz ein wahres Meisterstück werden. Natürlich ist dieser nicht an einem Wochenende gebaut.





Für die Platinum Edition gibt es eine separate neue Bauanleitung. Hier wird anhand von Fotos gezeigt wie und vor allem wo die neuen zusätzlichen Teile verbaut werden. Damit das geschehen kann muss auch ein wenig gebohrt und gesägt werden. Die Drehteile sind einfach phantastisch. Gleiches gilt uneingeschränkt für die Fotoätzteile. Sie dienen als Klappen und natürlich als Reling. Das das Ergebnis gut werden kann, das zeigen die Fotos sehr schön.



Von Holzdecks halte ich nichts in kleinen Maßstäben. Hier im Maßstab 1/72 haben sie durchaus eine Berechtigung! Sie sehen sehr realistisch aus. Sie sind hauchdünn und selbstklebend. Aber die Verarbeitung stellt auch eine Herausforderung dar. Das gilt irgendwie auch schon der Zusammenbau des Rumpfes. Dieser besteht aus vier Großbauteilen. Die werden massiv verklebt und mit sechs Profilen versteift. Man muss zum Sichern aber nicht unbedingt die angegebene Marke des Klebebands nehmen. Der Rumpf ist immerhin 85 cm lang und sollte vor der Weiterverarbeitung gut durchtrocknen.



Matchbox hatte damals noch ein paar Besatzungsmitglieder kreiert und auch diese sind jetzt wieder mit „an Bord“. Der Decalbogen ist tadellos im Register gedruckt. Leider gibt es wieder ein paar Mischtöne und diese nerven. Hier wäre ein Zielfarbton sehr wünschenswert.



Bemalungen:

  1. Flower-Class-Corvette HMS Snowberry, Atlantik, Mai 1943;
  2. Flower-Class-Corvette HMS Campanula, Atlantik, Dezember 1942.

Fazit: Eine gut gemachte Wiederauflage eine gewaltigen Bausatzes. Dieser ist nur sehr fortgeschrittenen mit ein wenig mehr Platz in der Vitrine empfohlen.

Vorbildteil: Holger Schimpf, Erfurt

Volker Helms, Godern (Dezember 2012)