Zur Geschichte des Korsaren ist schon viel gesagt worden, daher hier nur das wichtigste in Kürze: der neue US-Marinejäger entstand ab 1936 mit Erstflug 1940 nach dem bekannten Prinzip "man packe den größten zur Verfügung stehenden Motor in das kleinste Flugzeug". Um die Leistung des Motors nutzen zu können, benötigte man einen Propeller von gigantischen vier Meter Durchmesser und, um diesem genügend Bodenfreiheit zu gewähren ein Fahrwerk mit langen Beinen. Um dieses aber nicht allzu lang werden zu lassen, was für Deckslandungen nachteilig gewesen wäre, wählte man einen Knickflügel, was der Maschine die charakteristische Silhouette verlieh.
Ein Nachteil des langen Vorderrumpfes war die eingeschränkte Sicht nach vorn, die auch durch das Höherlegen des Cockpits nicht vollständig ausgeglichen werden konnte. Dennoch bewährte sich die Maschine als Trägerjagdflugzeug und wurde bis weit nach dem Koreakrieg von Frankreich und kleineren Luftwaffen, besonders in Südamerika eingesetzt. Eine bekannte Anekdote besagt, dass die Japaner die Maschine respektvoll als "Whisteling Death" ("pfeifender Tod") bezeichneten.
Die Variante F4U-1A besaß ein 2000 PS-Pratt&Wittney R-2800 Triebwerk, das sie 671 km/h in 6600 m Höhe schnell machte bei einer Reichweite von 1722 km und einer Dienstgipfelhöhe von 11310 m. Als Bewaffnung dienten sechs 12,7mm Browning-MGs in den Flügeln und bis zu 1800 kg Bomben..
Quelle: Wikipedia Chance Vought F4U und Bauanleitung
Was ist in der Box? In der firmentypischen unpraktischen Schüttbox finden sich an fünf Rahmen weißgraue Teile mit reichlich Grat, Formversatz an den Kleinteilen, einigen Sinkstellen und Auswerfermarkierungen. Hier macht sich das biblische Alter der Formen bemerkbar. Die Glasteile sind recht dick, aber klar mit leichten Schlieren. Oberflächendetails gibt es nur als erhabene Linien, Nieten und Schrauben. Die Bauanleitung ist wie bei Revell üblich als Piktogramm ausgeführt und leitet den Modellbauer in 15 klaren Schritten zum fertigen Produkt.
Der Motor setzt sich aus immerhin sieben Teilen zusammen, das Cockpit besteht aus nur vier Teilen, was jedoch durch den Piloten weitgehend verdeckt wird. Für das Instrumentenbrett und die Seitenkonsolen liegen Decals bei. Die Fahrwerksbeine sind gut detailliert, die Räder bestehen aus zwei Hälften und wirken sehr einfach, mit wenig Details an den Felgen und ohne jedes Profil. Als Gimmick können die Außenflügel angeklappt werden, Details an den Flügelinnenkanten gibt es jedoch nicht.
Der Decalbogen (printed in Italy) bietet in Seidenmatt und sehr sauber zwei Corsairs der VF-17 auf den Solomonen 1943 bzw. -44 im Dreifarbschema an, einschließlich einigen Wartungshinweisen, Abschussmarkierungen und den charakteristischen Klebestreifen auf dem Rumpf vor dem Cockpit. Die Bemalungshinweise sind wie immer in Grautönen gehalten und bieten nur wieder die üblichen Mischorgien mit hauseigenen Farben an.
Fazit: Auch wenn ich selbst als Knabe gerne die "Großen" von Revell gebaut und unter meine Zimmerdecke gehängt habe, so denke ich doch, dass die Firma aus Bünde diesem Kit nach über vierzig Jahren lieber seine ewige Ruhe gelassen hätte. Weder dem eingefleischten 32er noch dem Anfänger tut Revell mit dieser Wiederauflage einen Gefallen, denn der Bau dürfte nicht einfach sein bei all dem Grat und der sicher nicht optimalen Passform, von der Detaillierung, die heutzutage nicht einmal mehr bei einem 1:72er-Kit durchgehen würde, mal abgesehen. Das Beste an diesem Bausatz ist eindeutig der Decalbogen.
Nur etwas für Extrem-Nostalgiker!
Utz Schißau (Berlin, März 2014)