Vorbild: Die Vought F4U entstand um den leistungsfähigsten Motor und der dazugehörenden Luftschraube herum. Die Kraft des Pratt & Whitney R-2800 Triebwerks wurde auf die größtmögliche Luftschraube übertragen. Somit entstand bei Vought ein charakteristisches Flugzeug mit Knickflügeln. Durch diese Konstruktion wurde ein kurzes und robustes Fahrwerk möglich, welches für ein Trägerflugzeug der US Navy unabdingbar war und noch heute ist. Am 29. Mai 1940 flog die XF4U-1 erstmals. Am 30. Juni 1941 erhielt Vought einen Auftrag über 584 F4U-1, die sich doch erheblich vom Prototypen unterschieden. Nach einem weiterem Jahr am 25. Juni 1942 wurde die erste Serienmaschine der F4U-1 mit der Baunummer 02153 übergeben. Diese Version wurde bei Brewster (als F3A-1) und bei Goodyear (als FG-1) in Lizenz gebaut.
Die ersten Trainingseinsätze von Trägern begannen im September 1942 von Bord der USS SANGAMON mit der CVE-26. Es folgte die CV-17 (später VF-17) mit der USS BUNKER HILL, die sich zur erfolgreichsten US Navy Einheit aller Zeiten entwickeln sollte und 15 Asse hervorbrachte!
Am 7. September 1942 wurde die erste Marine Einheit aufgestellt (VMF-124) und sie flog ab Februar 1943 die ersten Einsätze bei Guadalcanal. Lt. Kenneth A. Walsh wurde zum ersten Corsair Ass und erhielt als erster Corsair-Pilot die "Medal of Honor"! Die VMF-214 wurde ebenfalls bei Guadalcanal eingesetzt.
Die spätere Laufbahn sah die Corsair bei den Marines und der Navy vor allem als Jagdbomber. In dieser Rolle wurde sie auch noch erfolgreich im Koreakrieg eingesetzt. Ihre letzten Kampfeinsätze als Jagdflugzeug erlebte die Corsair im so genannten Fußballkrieg zwischen Honduras und El Salvador, als es Fernando Soto Henriquez gelang drei Maschinen der Luftwaffe El Salvadors abzuschießen (darunter zwei Corsairs!).
Bausatz: Als Neuheit des Jahres 2014 erschien nun bei Revell die Vought F4U-1A Corsair in 1/72 als zeitgemäßer Bausatz. In der unpraktischen Schüttbox befinden sich gut verpackt vier weiße Spritzlinge mit 61 Teilen, ein Klarsichtrahmen mit zwei Teilen, einen Decalsatz und die typische Revell-Bauanleitung. Die Bauteile sind sauber abgespritzt und haben feine Details. Mir persönlich gefällt der Aufbau des Bausatzes. Daraus kann man ableiten, dass bei Revell weitere Versionen geplant sind. Die für den Maßstab 1/72 etwas übertriebene Stoffstruktur gefällt mir allerdings nicht. Auch die Leute bei Vought hatten in den 1940er Jahren schon Spannlack zur Verfügung mit dem der Stoff gespannt wurde. Im Original waren solche Vertiefungen, wie sie der Bausatz zeigt, kaum möglich. Sichtbar wird der Stoff nur gegen die Sonne da dann das Licht durchscheint! Also wer sich daran stört, der sollte die Vertiefungen mit Flüssigspachtel abschwächen.
Der Bau beginnt mit dem Cockpit. Das Instrumentenbrett hat angedeutete Strukturen. In der Folge werden dieses und die seitlichen Konsolen mit Decals versehen. Die Sitzgurte werden mittels Decals dargestellt. Das ist für diesen Maßstab in Ordnung. Gelungen ist die Flügelkonstruktion. Hier hat man scharfe Hinterkanten durch das Anmodellieren der Ruder an die obere Flächenhälfte geschaffen. Die Fahrwerksschächte sind schön tief und ausreichend mit Details versehen. Die Lufteinläufe an den Tragflächenwurzeln werden separat eingeklebt.
Höhen- und Seitenruder haben auch scharfe Hinterkanten. Der Motor entsteht aus drei Teilen. Ich persönlich finde die Darstellung des R-2800 etwas vereinfacht. Das habe ich bei Revell aus der Kiste schon besser gesehen. Alternativ kann man die Kühlluftklappen offen oder geschlossen darstellen. Das Heckfahrwerk besteht aus einem Stück. Die Felgen der Hauptfahrwerksräder sind durchbrochen. Auch ansonsten hat Revell es beim Hauptfahrwerk gut gemacht. Als Option gibt es zwei Abwurftanks. Die Kanzel besteht aus zwei Teilen. Das hintere Stück kann man lt. Bauanleitung in geöffneter Position fixieren.
Die Bemalungsvarianten sind leider unzeitgemäß noch in Schwarz-Weiß. Trotzdem ist es hier übersichtlich. Leider muss bei den Haupttönen wieder gemischt werden. Ich hätte mir hier die Angabe der Federal Standard-Nummern gewünscht. Hilfreich wäre auch schon der Name der Farbtöne gewesen. Der Decalbogen ist tadellos gedruckt.
Bemalungen:
Fazit: Ein gut gemachter sehr zu empfehlender Bausatz der F4U-1A Corsair in 1/72. Aus der Schüttbox heraus dürfte ein tolles Modell entstehen!
Volker Helms, Godern (Juli 2014)
Literatur (Auswahl!):
F4U Corsair Part 1 XF4U through F2G, D&S VOL. 55, Bert Kinzey, squadron/signal publications, 1998, ISBN 1-888974-08-7; | |
CORSAIR 30 Years of Filibustering 1940-1970, Bruno Pautigny, HISTORIE & COLLECTIONS, 2003, ISBN 2-913903-28-2; | |
VF-17 "Jolly Rogers", Andre R. Zbiegniewski, Kagero miniatury, ISBN 83-89088-02-9 (mit Decals einschließlich Staffelabzeichen in 1:48 und 1:72); | |
Corsair Aces of World War 2, Mark Styling, Osprey publishing 1995; ISBN1-85532-530-6; | |
Chance Vought F4U Corsair Vol. I, Andre R. Zbiegniewski, Kagero MONOGRAFIE (mit Decals in 1:32, 1:48 und 1:72); ISBN 83-89088-41-X. |