Eurofighter Typhoon Einsitzer

Revell 04568 - Spritzguss 1/48

Vorbild: Das Eurofighter-Programm wurde 1984 gestartet, als sich vier europäische Länder - Großbritannien, Deutschland, Italien und Spanien - intensiv mit den Anforderungen an ein fortschrittliches, wendiges Jagdflugzeug befassten, das bis weit ins 21. Jahrhundert hinein tauglich sein sollte. Die Aufsicht über das Eurofighter-Konsortium, das aus den Firmen British Aerospace (BAe, UK), DASA (die spätere EADS, D), Alenia (I) und CASA (E) bestand, wurde dem neu gebildeten NATO European Fighter Aircraft Management Team (NEFMA) übertragen. Für die Entwicklung des Antriebs gründete man das Eurojet EJ200-Konsortium, das aus Rolls Royce (UK), MTU (D), Fiat (I) und ITP (E) bestand. Hauptsächlich aufgrund von Änderungen in der politischen Zielsetzung des Programms in den frühen 1990er Jahren kam es zu starken Verzögerungen in der Produktion und aus Kostengründen letztendlich zu einer Vereinfachung des Entwurfs.

Zusätzlich wurde die mit 765 Maschinen geplante Produktion auf 630 Flugzeuge reduziert, von denen 180 Stück Deutschland erhalten sollte, 232 Großbritannien, 121 Italien und 87 Spanien. Die deutsche DA1 flog daher erst am 27. März 1994 zum ersten Mal, die britische DA2 am 6. April 1994. Diese beiden Maschinen hatten ursprünglich RB199-(Tornado)-Triebwerke. Auf die Flugzeugzelle wurden weitgehend die neuesten Konstruktionstechniken angewandt, einschließlich der Verwendung von Kohlefaser-Verbundwerkstoffen und neuen leichten Metall-Legierungen, so dass eine hohe strukturelle Festigkeit erreicht werden konnte. Im Flug ist die Flugzeugzelle an sich instabil, die volle Kontrolle über die Maschine wird durch das vierfach-redundante digitale Flugkontrollsystem erlangt. Diese künstlich erzeugte Stabilität befähigt die Maschine zu bemerkenswert wendigen und mühelos wirkenden Flugmanövern.

Der Eurofighter ist mit neuesten Avionik-Systemen ausgestattet und hat ein Mehrzweck-"Glas"-Cockpit, außerdem die Fähigkeit zum raschen Rollenwechsel, d.h. innerhalb einer Mission ist über einfache Anwahlmöglichkeit eine optimierte Anpassung an jede gewählte Aufgabe möglich. Der Pilot hat einen mit Displays ausgestatteten Helm und zusätzlich direkte sprachgesteuerte Befehlseingabe. Das ausgesprochen leistungsfähige, multifunktionale Langstrecken-Suchradar kann zahlreiche Ziele gleichzeitig erfassen. Die Bewaffnung des Eurofighters besteht aus AIM-120 AMRAAM und Raketen des Typs Meteor, die außerhalb des Sichtbereichs operieren können ("Beyond Visual Range", BVR) sowie verschiedenen weiteren Raketen (AIM-9-Sidewinder, AIM-132 ASRAAM und Iris-T) für Abfangeinsätze im Kurz- und Mittelstreckenbereich. Aufgrund dieser Nahbereichsraketen der neuesten Generation ist die interne Kanone beinahe überflüssig geworden. Sie wird hauptsächlich aus Gründen der Stabilisierung der Flugzeugzelle eingebaut. Das Flugzeug hat eine vergleichsweise geringe Radarsignatur (RCS, "Radar Cross Section") und bestimmte Elemente der Tarnkappentechnologie, die besonders wirksam sind, wenn die Maschine ohne Außenlasten fliegt.

Den Namen "Typhoon" erhielt das Muster im Jahr 1998. Es wurde viel Entwicklungstätigkeit dafür aufgewandt, die Maschine für den Angriff auf Bodenziele zu optimieren. Hierzu zählt auch die Verwendung von Freifall- und lasergesteuerten Bomben sowie zweier neuer Raketentypen mit großer Reichweite ("Stormy Shadow" für RAF und AMI und "Taurus" für Luftwaffe und Ejército del Aire). Bis zu drei Treibstofftanks zu 1.000 bzw. 1.500 Liter können mitgeführt werden; auch Luftbetankung ist möglich. Nach ihrer Indienststellung im Jahr 2003 sind nun die Typhoon-Staffeln in den vier Partnernationen voll einsatztauglich. Österreich hat 18 Maschinen des Typs "Typhoon" für den Einsatz ab 2007 bestellt. Mit Saudi Arabien besteht ein Abkommensprotokoll über die Lieferung von bis zu 72 Maschinen. Auch Dänemark, Griechenland, Indien, Norwegen, Pakistan und die Türkei haben ihr Interesse an der Typhoon signalisiert. Der Eurofighter erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 2.390 km/h auf großer Höhe. Er wird von zwei Eurojet EJ200-Turbofans mit einer Leistung von je 60kN ohne Nachbrenner bzw. 90 kN mit Nachbrenner angetrieben. Länge: 15,96 m, Spannweite: 10,95 m, Höhe 5,28 m.

Bausatz: Nun mussten wir doch recht lange auf diesen Bausatz warten. Der erste Eindruck hinterlässt recht gemischte Gefühle. Zunächst machen die Teile einen guten Eindruck. Versenkte Grauren und teilweise sehr feine Details bestimmen die Oberfläche, die jedoch nicht an die Konkurrenz von Tamiya oder Hasegawa heranreicht. Hier war Revell schon wesentlich besser (erinnert sei an die gerade wiederaufgelegte Ju 52). Die Gravuren wirken irgendwie nicht richtig scharf.



Seltsam wirkt das Material bzw. der Spritzguss. Bei mir sind jedenfalls die Gußrahmen nicht voll ausgespritzt und haben an jedem (!) Abzweig ein Sinkloch (siehe Detailfotos unten). Außerdem stört mich der extreme Grat, der bei einer neuen Form nicht auftreten sollte. Da ich einen der ersten Produktionsbausätze bekommen habe, mussten vielleicht Maschinen, Form und Material noch aufeinander abgestimmt werden. Andererseits habe ich vielleicht auch eine "Montagsproduktion" erhalten, also mal beim Händler reinschauen.

Noch einige leichte Kritik. Im Fahrwerksschacht sind leider einige schwer zu entfernende Auswerferstellen zu finden. Weiterhin sind auf den Rumpfteilen einige (leichte) Sinkstellen zu beobachten ... nichts dramatisches, aber durchaus ärgerlich. Nun zu den sehr guten Punkten. Dem Bausatz liegen 2 große Spritzrahmen für Außenlasten bei. Dies sind sowohl gegenwärtige Waffen wie Sidewinder, AMRAAM und Paveway. Aber auch die zukünftige Ausrüstung mit IRIS-T, Meteor, Taurus und Storm Shadow liegt bei. Dazu noch Tanks und ein Recce-Pod (den ich gleich mal für meinen Tornado (AG 51 "I" neu) zur Seite legen werde). Die Bauanleitung zeigt hier auch deutlich, wie RAF und Luftwaffe ihre Flugzeuge auszurüsten gedenken (siehe unten). Auch das Cockpit macht einen guten Eindruck. Der Schleuderitz besteht z.B. aus 6 Teilen, deren Detaillierung erfreut. Vielleicht könnte man das Gurtzeug in Eigenleistung ergänzen oder ersetzen.

Die Kanzel sieht ganz gut aus, muss aber formbedingt von der Trennfuge befreit werden. Vielleicht versuche ich es anschließend auch mal mit einem Überzug mit Klear (Future, Klir oder wie auch immer das Zeug benannt ist), dass soll ja "Wunder" bewirken ... Eine letzte Randbemerkung zur Übereinstimmung mit dem Vorbild. Ich habe davon viel zu wenig Ahnung, als dss ich mich da auf Glatteis begebe. Die Entwicklung fand gleichzeitig mit dem 72er Modell statt, und darüber habe ich noch nichts negatives gehört ... ist ja auch nicht mein Maßstab ...

Bemalungen: Dem Modell liegt ein randvoller, fast A4 großer Decalbogen bei. Die höchste Nummer die ich gesehen habe ist 273 also kan man wohl von über 300 Abziebildern ausgehen. Schön dass für jedes Land eigene Wartungshinweise beiliegen und auch die Bewaffnung ihren Anteil bekommt. So muss man nicht alle verwenden. Obwohl die meisten der Aufdrucke im Register sind, hat es natürlich wieder einen Versatz für die Variante gegeben, die ich bauen möchte, nämlich die Deutsche. Weiß und Schwarz der Tatzenkreuze und der Nummern sind gegeneinander verschoben. Ich muss mich auch noch schlau machen, ob das Emblem des Geschwader "Steinhoff" wirklich spiegelbildlich an einer Seite des Seitenleitwerk getragen wird (das stilisierte "S" wäre so ja garnicht zu lesen).

  1. Eurofighter Typhoon F.2, No. 3 Sqn, Royal Air Force Coningsby, UK 2005/2006
  2. Eurofighter Typhoon F.2, No. 17(R) Sqn, Royal Air Force Coningsby, UK 2005/2006
  3. Eurofighter Typhoon F.2, No. 29(R) Sqn, Royal Air Force Coningsby, UK 2005/2006
  4. Eurofighter Typhoon, Jagdgeschwader 73 "Steinhoff", Rostock-Laage, 2005
  5. Eurofighter Typhoon, Österreichisches Bundesheer (noch nicht in Dienst gestellt, hypothetisch)
  6. Eurofighter Typhoon, 4º Stormo, 9º Gruppo, Aeronautica Militare Italiano, Grossetto 2005
  7. EADS-CASA C.16 Typhoon, Gruppo 11, 113 Escadrón, Ejército del Aire de España, Morón Air Base 2006

Fazit: Trotz der genannten Kritik, glaube ich, dass Revell hier ein gutes bis sehr gutes Modell gelungen ist. Den Anhängern de Hi-End Produkte wird sicherlich noch mehr verbesserungswürdiges auffallen, aber hier muss man ja auch den Preis berücksichtigen, und dieser ist bei Revell sehr günstig. Unterm Strich: empfehlenswert.

Steffen Arndt, Schwerin