Vorbild: Es ist kaum zu glauben, das schon ein halbes Jahrhundert vergangen ist, als sich die damals größte wirtschaftliche und militärische westliche Weltmacht, die Vereinigten Staaten von Amerika, in Süd-Ost-Asien auf einen Konflikt einließen, der nicht nur die amerikanische Gesellschaft erschütterte, sondern auch in Westeuropa zu gesellschaftlichen Veränderungen führte. 1965 beschlossen die USA, unter der Zielstellung die Ausbreitung des Kommunismus unter Führung des Präsidenten von Nordvietnam Ho Chi Min, (Meer von Licht und Gerechtigkeit, so die Bedeutung des Namens) auf Südvietnam militärisch zu verhindern, die Ausweitung der Kampfhandlungen auf den Norden des Landes. Als Vorwand diente der sogenannte "Maddoxzwischenfall". Im Februar 1965 ordnete der amerikanische Präsident Lyndon B. Johnson eine Flächenbombardierung von Nordvietnam an, das von der U.S. Air-Force und Navy getragen werden sollte. Als diese nicht zum gewünschten Erfolg führte, begann ein langer, für die Streitkräfte der USA zermürbender Krieg.
Von Anfang an verließ sich die USA auf ihre technische Überlegenheit, besonders auf die Stärke und das Potential der Luftwaffe. Im Süden führte der Krieg zu vielen Improvisationen bei der Bekämpfung der als Vietkong bezeichneten Nationalen Front für die Befreiung Südvietnams (FNL). Besonders die Unterstützung der Bodentruppen und die Zerschlagung der Nachschubwege des Vietkong hatte man im Auge, als das Militär auf eine Idee aus dem zweiten Weltkrieg zurückgriff: Nämlich die Ausstattung eines robusten, langsam fliegenden Flugzeuges mit seitlich feuernden schweren Waffen.
Die Wahl fiel auf die altehrwürdige Douglas C-47, einen Transporter und Veteran des zweiten Weltkrieges. In kürzester Zeit wurden 74 Maschinen mit jeweils drei Gatling-MG General-Electric SUU-11 A/A linksseitig ausgerüstet. 41 Flugzeuge gingen nach Vietnam. Ein wesentlicher Faktor für die effektive Verwendung war außerdem der Einsatz von Leuchtgeschossen mit einer Stärke von 2 Mio. Kerzen bei Nachteinsätzen. Eine Anekdote besagt, das ein Reporter der Zeitschrift "Stars and Stripes", welcher einen Nachteinsatz vor Ort erlebte, beim Anblick der langgezogenen Leuchtspurgeschosse ausrief: "Das ist ja wie bei "Puff der Zauberdrache". "Puff the Magic Dragon" war damals ein beliebter Folksong in den USA. Ob die Interpreten "Peter, Paul and Mary" allerdings begeistert darüber waren, das ein Kampfflugzeug ihren Songtitel als Spitznamen erhielt, ist zu bezweifeln. Denn sie schlossen sich der immer stärker werdenden Anti-Vietnamkriegsbewegung in den USA an.
Der offizielle Deckname des "Gunships" war "Spooky". Jedenfalls hatten die Kämpfer der FNL, die nächsten fünf Jahre mit "Spookys" Überflügen der Nachschubwege zu rechnen. Dabei drehte der Pilot auf einer Höhe von etwa 900 Metern die Maschine in eine Linkskurve und die ausgerichteten Gewehre begannen, das Feuer aus einer bis drei Waffen, das vorgesehene Gebiet mit einer Feuerdichte von 18.000 Schuss pro Minute zu bestreichen. Aufgrund der langsamen Fluggeschwindigkeit, dem Wissen des Vietkong über die Flugstrecken (im gesamten Einsatzzeitraum blieben diese unverändert), gingen 12 Maschinen verloren. 1969 wurden die Angriffe von den " Gunships" schließlich eingestellt.
Bausatz: "Spookig", war auch der erste Gedanke bei der Information, das die Firma Revell aus Westfalen-Bünde den alten Monogram Bausatz wieder aus der Versenkung geholt hat. Man überlege mal, was für eine Zeitspanne zwischen 1978 und der heutigen Zeit liegt. Da kann ja eigentlich nichts Gutes bei herauskommen.
Nur 118 Bauteile bei so einem großen Flugzeugmodell? Na ja, das war aber damals die Stärke der Bausätze der Firma Monogram in ihren besten Jahren. Viele schöne Details, gestaltet an relativ wenigen Bauteilen. Diese sind durchaus auch an der AC-47 zu finden. Besonders das Innere, bestehend aus einem schönen Cockpit und der kompletten Anlage der Waffenstände, kann auch nach heutigen Maßstäben überzeugen. Eventuell sollte man die Fenster von ihren Platten trennen und diese einzeln einsetzten. Auch könnte die dick aufgeprägte vordere Einstiegstür entfernt und durch ein geöffnetes Gegenstück ersetzt werden. Somit wäre auch noch der Arbeitsplatz des Funkers sichtbar. Auch mit der oberen Notausstiegsklappe über dem Cockpit könnte man so verfahren. Über den zum Glück stabilen Rumpfhalbschalen und den Tragflächen ziehen sich die damals üblichen erhabenen Gravuren. Profis werden diese sicher nachgravieren.
Die beiden Pratt&Whitney Sternmotore sind nur als Relief gefertigt. Der Bausatz verfügt auch über die variantengerechten Propeller mit der auffälligen Paddelform. Die Motorverkleidungen selbst sind dem Typ entsprechend stimmig.
Allerdings sollte man sich über die Antennenanlagen einer AC-47D z.B. übers Internet informieren. Die beiden Antennen links und rechts unter dem Cockpit waren am Original nicht vorhanden. Stattdessen waren oben Peitschenantennen angebracht. An dem Bug sollte eine kleine Rundantenne ergänzt werden. Die drei Figuren sind schön gemacht. Aber der Pilot ist mit seiner Uniform über die er auch eine Schwimmweste trägt, eher der U.S. Navy zuzuordnen.
Bemalungen: Revell hat zwei Varianten für die Kennungen vorgesehen. Einmal ein Gunship-Flugzeug einer Einheit, welche 1968 auf der Basis Nha-Trang Südvietnam stationiert war und eine AC-47D einer Trainingseinheit aus Florida. Beide Maschinen bekommen den sogenannten Süd-Ost-Asien-Anstrich.
Fazit: Es bleibt ein gewisser Zwiespalt, ob die Wiederauflage eines Bausatzes aus den 1970ern sinnvoll, oder nur das Produkt einer nostalgischen Erinnerung ist. Die AC-47D hat aber durchaus das Potential, ein "Eye Catcher" zu werden. Besonders in der Hand eines erfahrenden Modellbauers.
Dank an Revell für das Muster.
Jürgen Bauer, Berlin (April 2015)