Vorbild: Die 1869 auf der Werft Scott & Linton fertiggestellte Cutty Sark war der letzte speziell für den Seehandel gebaute Clipper und eines der schnellsten Segelschiffe ihrer Zeit. Ihren Namen erhielt sie nach Robert Burns´ Stück Tom O´Shanter. Hier ist das Cutty Sark ein "kurzes Hemd" welches der Hexe Nannie gehört. Diese findet sich als Galionsfigur am Bug wieder.
Nach ihrem Stapellauf wurde die Cutty Sark bis 1877 im Teehandel eingesetzt, gewann aber nie eines der berühmten Clipper-Rennen. Das Ende des Einsatzes auf diesen Fahrten kam mit der Eröffnung des Suezkanals, welcher nur von Dampfschiffen befahrbar war, welche die Route in Teils nur 42 Tagen zurücklegen konnten, während die Segler wie die Cutty Sark bis zu 60 Tage länger brauchten. Bis 1885 zunächst als Trampschiff eingesetzt, wechselte sie danach zu Wollfahrten. Hierbei avancierte sie, befeuert durch die Rivalität mit der Thermopylae, zum schnellsten Clipper ihrer Zeit.
1895 wurde sie nach Portugal verkauft und umbenannt. 1922 lief die Mara do Amparo aufgrund eines Sturmes Falmouth an. Ein Besuch, der sich als schicksalhaft erweisen sollte: Kapitän Wilfred Dowman, welcher bereits als Schiffsjunge auf der Cutty Sark gefahren war, erkannte das Schiff, trotz des katastrophalen Zustandes wieder. Er kaufte das über 50 Jahre alte Schiff . Hier machte er sich, unterstützt von seiner Frau, an die Restauration des Schiffes um es in den Originalzustand zurückzuversetzen. Bis 1938 diente sie als stationäres Schul- und Ausbildungsschiff. Danach wechselte der nunmehr wieder Cutty Sark genannte Segler als Geschenk der Kapitänswitwe erneut den Besitzer, diesmal ging sie an das Thames Nautical Training College. 1954 trat die Cutty Sark ihre letzte Seereise an, welche sie in das eigens geschaffene Trockendock in Greenwich führte, wo sie seit 1957 als Museumsschiff der Öffentlichkeit zugänglich ist.
Bausatz: Dieses Schiff von Revell, im Maßstab 1:96 war mein allererstes Modell, dass ich, als Teenager, gebaut habe. So war ich gespannt wie sich dieser Bausatz, im kleinen Maßstab von 1:220, macht. Auch unter dem Blinkwinkel von Jahrzehnten Modellbauerfahrung ist es interessant diesen Bausatz hier nun zu beschreiben.
Der große Stülpkarton (bei Revell schon etwas Besonderes) mit einem schönen Bild des Schiffes, enthält vier schwarze Spritzlinge für die Einzelteile, einen Doppelbogen für die Segel aus tiefgezogenem dünnen Kunststoff, einen Decalbogen, zwei Garnsterne für die Takelung, einen Ankerfaden und eine Bauanleitung. Als Zusatz gibt es noch einen Pinsel, Kleber und sechs Farbdöschen sowie ein Poster mit dem Deckelbild dazu.
Die Rumpfteile des Modells sind gut gestaltet und mit einer schönen Holzmaserung versehen. Auch die Kupferbeplankung des Unterschiffes ist sehr detailliert umgesetzt. Sehr gut gefällt mir, dass die inneren Bordwände über den Decks auch mit einer Holzmaserung versehen sind.
Die Decksstruktur sowie die Teile der Aufbauten sind dafür umso schöner dargestellt. In diesem Maßstab ist das schon selten.
Leider gibt es bei den Mastbäumen sehr tiefe Sinkstellen die gespachtelt werden müssen.
Auf dem Tiefziehbogen für die Besegelung finden sich viele Auswerfer, die sehr ungünstig platziert und nur schwer zu beseitigen sind.
Bauanleitung/ Bemalung: Die Bauanleitung besteht aus insgesamt 83 Baustufen, die gut und übersichtlich gestaltet sind. Erwartungsgemäß sind die meisten hiervon für die aufwendige Takelage vorgesehen.
Wie Eingangs bereits erwähnt sind dem Bausatz insgesamt sechs Farben beigelegt. Diese reichen nicht, denn es sind in der Anleitung zwölf verschiedene Farben, plus einer Mischfarbe, angegeben, um dieses Schiff danach bemalen zu können.
Fazit: Der ursprüngliche Bausatz dieses Schiffes stammt von 1975 und wurde im Laufe der Jahre immer wieder auf den Markt gebracht. Diese Wiederauflagen von Revell - Bausätzen sorgen zwar dafür, dass manchen Händler ihre alten Bausätze nicht mehr zu erhöhten Preisen anbieten können, jedoch kommen so in neuer Verpackung teilweise Bausätze zu uns, die nicht immer den aktuellen Anforderungen entsprechen. Aber das ist ja gerade das Besondere an unserem schönen Hobby daraus etwas Besonderes zu schaffen. Wer noch Platz in seiner Vitrine hat, um dieses 41 cm lange und 26 cm hohe Schiff unterzubringen, sollte hier zuschlagen. Die größere Version ist mit 90 x 60 cm dagegen schon ein anderes Kaliber. Für die Größe und Detaillierung lässt sich hieraus ein sehr schönes Modell fertigen. Für einen Anfänger sollte das Level 5 Modell, aufgrund der vielen Teile, nicht unbedingt geeignet sein. Für den Bau ist dann doch schon einige Erfahrung notwendig.
Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder bei Revell direkt.
Reiner Janick (Oktober 2019)