Messerschmitt Bf 109F-2/4

Revell 04656 – 1/48

Historisches: Diese Thema würde ich gern mit einem Hinweis auf die mehr als reichlich vorhandene Literatur und Internetquellen abhaken. Zum "Anfüttern" werde ich jedoch einen Auszug aus dem umfangreichen Wiki zur Bf 109 (http://de.wikipedia.org/wiki/Messerschmitt_Bf_109) beifügen.

Bereits im Frühjahr 1940, noch vor dem Frankreichfeldzug, beschloss das Konstruktionsteam der Bf 109 in Augsburg, den Entwurf der Maschine nach neusten Erkenntnissen und aerodynamischen Gesichtspunkten zu überarbeiten. Im Zentrum stand dabei die Verwendung des neuen DB 601 E-Motors, der mit einer Startleistung von 1350 PS weiter verbesserte Leistungen versprach. Der gesamte Vorderrumpf wurde umkonstruiert, durch die Verwendung eines wesentlich größeren Propellerspinners konnte ein nahtloser Übergang zum Rumpf geschaffen werden, der die Maschine deutlich eleganter erscheinen ließ. Der Propeller wurde im Durchmesser verringert und bekam wesentlich breitere Blätter von höherem Wirkungsgrad insbesondere in großen Höhen. Der Ladelufteinlass, der bei der F-0 zunächst noch eckig gestaltet war wie bei der E-Serie, hatte ab der F-1 einen kreisrunden Querschnitt, was den bestmöglichen Staueffekt gewährleistete.

Die Flächenkühler wurden ebenfalls umgestaltet und fielen nun wesentlich flacher und breiter aus. Zudem wurden sie zur Grenzschichtabsaugung benutzt. Die Höhenflosse, die bislang abgestrebt war, wurde nun als freitragendes Teil ausgelegt, die Spindel zur Höhenflossentrimmung wurde verkleidet. Die Tragflächen bekamen runde Endkappen, die die Spannweite vergrößerten und die Flügelfläche leicht erhöhten. Zudem kamen statt der gewohnten Spalt-Querruder nunmehr Frise-Querruder zum Einsatz. Die Spaltlandeklappen ersetzte man gegen Wölbungsklappen.

Die umfangreichen Änderungen machten die "Friedrich" zu jener Serie, die die Bf 109 nach Meinung vieler ihrer Piloten auf den Zenit ihrer Leistungsfähigkeit brachte. Schnell und sehr angenehm zu fliegen, war die Maschine in den Händen erfahrener Piloten eine präzise Angriffswaffe.

Zwar wurde der Beginn ihrer Einsatzlaufbahn durch eine Reihe von Abstürzen überschattet, doch als man die Ursache in einer Überbeanspruchung des Überganges vom Rumpf zum Leitwerksträger erkannte, der durch den Wegfall der Höhenruderverstrebung verstärkten Torsionskräften ausgesetzt war, konnte diesem Schwachpunkt rasch Abhilfe geschaffen werden. Dies geschah bei der F-1 zunächst noch mit externen Verstärkungsblechen, die erst bei der folgenden F-2-Version durch interne Verstärkungen des Rumpfes ersetzt wurden. Da zu diesem Zeitpunkt immer noch weder der DB 601 E noch das MG 151 verfügbar waren, beschränkte sich die weiteren Unterschiede zwischen der F-0 und der F-1 auf den runden Ladelufteinlass, der bei der letzteren Variante eingeführt wurde. Erst ab der der Version F-2 stand die ursprünglich geplante Maschinenkanone in der 15-mm-Ausführung zur Verfügung, während sich die Verfügbarkeit des neuen Motors nach wie vor verzögerte. Ab April 1941 wurde die F-2 zuerst an die Jagdgeschwader 2, 26, 27 und 53 ausgeliefert, die zu diesem Zeitpunkt noch an der Kanalfront stationiert waren. Die neue Maschine gab den Jagdgeschwadern einen deutlichen Vorteil gegenüber der britischen Spitfire Mk. II, der erst durch die Einführung der Mk. V wieder ausgeglichen werden konnte.

Mit der F-4, bei der das MG 151 im Kaliber 15 mm durch die neue, durchschlagstärkere Version MG 151/20 im Kaliber 20 mm ersetzt wurde, erreichte die Entwicklung der F-Serie ihren Höhepunkt – und nach Meinung vieler Piloten mit ihr die gesamte Entwicklung der Bf 109. Die F-4 besaß ausgezeichnete Flugeigenschaften und ein hohes Leistungspotential. Zudem bot sie durch eine verbesserte, 6 mm starke Kopfpanzerung, eine leicht auswechselbare Zusatzpanzerung der Frontscheibe und neue Treibstofftanks ein wesentlich verbessertes Schutzniveau, was die Moral der Piloten zusätzlich erhöhte. Um dem zusätzlichen Bedarf des neuen Motors Rechnung zu tragen, wurde bei der F-4 der im Durchmesser leicht vergrößerte Ladelufteinlass der F-2/Z Prototypen übernommen, einer Variante, die zuvor mit dem GM-1-System ausgestattet worden war. Dabei handelte es sich eine Einspritzanlage für Distickstoffmonoxid (Lachgas), die dem Motor für kurze Zeit mehr Sauerstoff zuführte und die Leistung stark verbesserte. Die verfügbaren Rüstsätze machten die F-4 zu einem vielseitig einsetzbaren Jäger/Jagdbomber. Der Rüstsatz R1 umfasste zwei MG 151/20, die in Gondeln unter den Tragflächen montiert werden konnten. R2 umfasste einen 300-Liter-Zusatztank, R6 die Bombenaufhängung ETC 250 (ETC = elektrischer Träger für cylindrische Außenlasten, 250 kg). [...]

Der Bausatz ist eine Wiederauflage des bekannten ICM Kits. Dessen Variante Bf 109F-2 habe ich bereits vorgestellt, doch Vieles trifft auch hier zu, weshalb einige Punkte hier noch einmal wiederholen möchte. Rein äußerlich kommt der Bausatz als typischer Revellvertreter daher. Das Titelbild wurde wieder einmal von Egbert Friedl gestaltet und gefällt mir persönlich sehr gut- Leider stellt Revell diese Bilder immer so frei, dass das Motiv in den blauen "corporate identity" rahmen hineinragt und somit als Bild für das heimische Bastelzimmer nicht taugt. Typisch auch die noch immer unpraktische Schüttbox ...

Im Inneren erwarten uns gut verpackt - die Klarteile befinden sich in einer extra Tüte - die Bauteile der ukrainischen Bausatzschmiede. Die Abspritzung ist in Ordnung und Grate beschränken sich auf ein erträgliches Maß. Einige Teile weisen einige Belastungsstellen auf (weiß verfärbtes Plastikmaterial), hier wehrten sich wohl die Spritzlinge aus der Form zu fallen. Erfeulicherweise fand ich keinen Bruch. Auch die Klarteile sind hinreichend durchsichtig und verzerrungsfrei.

Die Bauanleitung ist für dieses Modell besonders wichtig. Zum Einen befinden sich auf den Spritzlingen keine Bauteilnummern, also ist man auf eine Darstellung der Spritzlinge in der Anleitung angewiesen - diese ist aber glücklicherweise vorhanden und übersichtlich. Zweitens sind die Versionsunterschiede zu beachten und entsprechend des gewählten Vorbilds bzw. der Bemalungsvariante zu verbauen (Stichwort tiefer Ölkühler für dei Tropenmaschine).

Der ganze Bausatz ist stark modular aufgebaut, was bei der späteren Montagen gewisse Schwierigkeiten mit sich bringen kann (ich hatte beim ICM Modell keine Probleme). Diese Teilung hat jedoch auch Vorteile, da sie hauptsächlich am Rumpfbug für eine Offenlegung der Innereien - sprich Motor und Anbauten - sorgt, die dem Kit beiliegen. Die Oberfläche ist etwas uneben, also nicht spiegelglatt (wie man es auch von anderen Herstellern kennt).

Die darauf befindlichen Gravuren sind versenkt ausgeführt und nicht von einheitlicher Stärke. Z.B. erscheinen sie auf der Flügeloberseite etwas zu breit, während sie auf dem Unterflügel und Rumpf in Ordnung sind. Alles in allem sind sie etwas "unscharf", jedoch brauchbar. Hier Tamiya, Hasegawa oder Eduard als Maßstab anzulegen wäre wohl nicht ganz fair. Das Cockpit ist o.k. und auch der Motor macht einen ganz ordentlichen Eindruck. Ein letzter Kritikpunkt ist die etwas übertriebene Darstellung der Stoffbespannung der Steuerflächen, was jedoch mit wenig Schleifeinsatz oder einer Schicht Grundierung leicht zu beheben ist.

Noch eine abschließende Bemerkung. Auf eine Diskussion, ob der Spinner jetzt bauchig genug ist oder an der Tragfläche 0,0148 mm Spannweite fehlen (etc.), möchte ich mich nicht einlassen. Wen's interessiert, der kann ja nachmessen, oder sich in einschlägigen Foren von den Wissenden beraten lassen. Zwei Dinge sollte man jedoch beachten. Der Bausatz hat die externen Versteifungen am Heck angegossen, die bei frühen "Friedrich" angebracht wurden, nachdem es zu Abstürzen aufgrund von Leitwerksabrissen kam. Die beiden im Bausatz enthaltenen Bemalungsvarianten hatten diese. Dem Bausatz liegen Flügel mit kreisrunden Öffnungen für die Hauptfahrwerksräder. Ganz frühe F-2 und auch einige F-4 hatten hier eckige Aussparungen, die Mehrzahl dürfte aber so wie im Bausatz enthalten produziert worden sein. Wer aulso von den vorgeschlagenen Bemalungsvarianten abweichen möchte, sollte ein Quellenstudium einplanen, um die für das gewählte Vorbild passenden Merkmale richtig darzustellen --- was beim Flügel schwierig werden könnte.

Bemalungen:

  1. Messerschmitt Bf 109 F-4 trop, WNr. 8673; "gelbe 14" Pilot: Hptm. Hans-Joachim Marseille 3./JG 27; Nordafrika, September 1942 (viele Fotos z.B. in Walter Wübbe: Hans Joachim Marseille, Verlag Bublies) --- das gespiegelte Afrika-Symbol der I./JG 27 ist Humbug (Decal 5)
  2. Messerschmitt Bf 109 F-2; WNr. 5749, "Winkel Dreieck + |" Pilot: Hptm. Hans "Assi" Hahn III../JG 2 "Richthofen"; St.Pol Frankreich, Juli 1941 (Jerry Crandall: Hans "Assi" Hahn - The Man and his Machines, Eagle Editions)

Die Abziehbilder sind von AirDoc designed und bei Zanchetti matt und ohne Versatz auf einem recht kleinen Decalbogen gedruckt. Erfahrungsgemäß sind hier keine Überraschungen zu erwarten. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Hoheitszeichen wegen der Rechtslage in einigen Ländern (u.A. Deutschland) fehlen.

Fazit: Der Bausatz ist sicherlich nicht die ultimative Hundertneun, aber durchaus eine ernstzunehmende Alternative zum Hasegawa Bausatz (zumal dieser eigene Problemzonen hat). Der Bausatz von Zvezda ist zwar besser, aber in der Variante F-4 noch nicht erhältlich. Die interessanten Bemalungsvarianten mit guten Abziehbildern machen diesen Bausatz also zu einer interessanten Alternative.

Steffen Arndt, Barsinghausen (September 2011)

Literatur (sehr kleine Auswahl):

Prien/ Rodeike: Messerschmitt Bf109 F, G, and K: An Illustrated Study: An Illustrated Study ISBN 0887404243
Prien et al: Jagdfliegerverbände der Luftwaffe (Reihe, bisher erschienen 9 Bände in 14 Büchern)
--- Einsatzfotos en masse
Radinger/Otto: Messerschmitt Me 109, Alle Varianten von der Bf 109F bis Bf 109K; ISBN 3925505431