Vorbild: Im Februar 1954 schrieb die US Army einen Konstruktionswettbewerb für einen Mehrzweckhubschrauber aus, der eine Nutzlast von 360 kg tragen, in einem Frachtflugzeug verladbar sowie leicht zu warten war. Der Wettbewerb wurde durch die Firma Bell Helikopter gewonnen die unter der Bezeichnung XH-40 die ersten Prototypen im Oktober 1956 an die Army lieferte. Als Besonderheit besaß dieser Hubschrauber erstmalig eine Freilaufturbine Typ 53-L11-A der Firma Avco Lycoming. Eine Neuheit, da bisher alle Hubschrauber mit Kolbenmotoren ausgestattet waren. Patentiert wurde der breite Zweiblattrotor der mit einem sog. Stabilisierungs-Knochen versehen war. Der Rotor saß hier auf einem erhöhten Mast der somit das Ein- und Aussteigen, gerade im Gefecht, wesentlich erleichterte. Das schlagende Geräusch der beiden Rotoren, im Betrieb, brachte dem Hubschrauber schnell den Beinamen "Teppichklopfer" ein.
Am 30. Juni 1959 wurden die ersten Serienmaschinen an die Truppe ausgeliefert. Da die US-Army ihre Hubschrauber traditionell nach Indianerstämmen benannte, erhielt dieser die Bezeichnung H (Helikopter) U (Utility) 1. Iroquois. Die Bezeichnung HU wurde zwar 1962 in UH umgeändert, jedoch hatte sich bereits der Spitzname Huey bei den GI´s durchgesetzt.
Bekannt wurde der Huey im Vietnam Krieg der als Testfeld für die militärische Idee der fliegenden Kavallerie diente. Gemäß der Tradition als berittene Soldaten im 19. Jahrhundert die Prärien Nordamerikas abpatrouillierten, um Farmer und Siedler vor Angriffen der indianischen Ureinwohner zu schützen, sollten diese Hubschrauber zu Hunderten bewaffnete Truppen absetzen oder aufnehmen, den Vietcong niederhalten sowie für medizinische Versorgung sorgen. Diese Air Cavalieri wurde in zwei Gruppen eingeteilt. Die Slicks waren unbewaffnete oder leicht bewaffnete Einheiten sowie die sogenannten Gunships. Diese reinen Angriffshubschrauber besaßen als Hauptbewaffnung das schwere M 60 MG an den Rumpfseiten oder an den Türen. Ferner waren Raketenwerfer mit 19 Rohren und Miniguns im Kaliber 7,62 sowie ein 40 mm Granatwerfer verbaut. Diese Gunships Hubschrauber wurden als Typ UH - 1 C mit einem stärkeren Triebwerk, verlängerten Rotorblättern und einem verlängerten Heck ausgerüstet. Der Huey wurde im Vietnam Krieg für so gut wie jeden Zweck eingesetzt, obwohl er nicht für alle diese Zwecke konstruiert wurde. Dementsprechend hoch waren die Verluste. Von den über 7.000 Stück, die in diesem Krieg eingesetzt wurden, kamen nur rund 2.000 Stück wieder zurück. Alleine bei dem Abzug der US Truppen blieben Hunderte zurück, wurden zerstört oder der Südvietnamesichen Armee übergeben.
Insgesamt wurden von den UH -1 Typ über 16.000 Stück gefertigt und bei der Army erst im September 2004 endgültig durch den UH - 60 Black Hawk abgelöst. Die US Nationalgarde hat den Bell Helikopter nach 50 Dienstjahren sogar erst am 2. Oktober 2009 feierlich außer Dienst gestellt. Bei den in Europa stationierten US Einheiten wurde dieser legendäre Heli, im April 2011 nunmehr auch endgültig in Rente geschickt.
Bausatz: Zum nunmehr 60-jährigen Jubiläum des Erstfluges von 1959 hat Revell diesen 1:35 Huey auf den Markt gebracht. Hierfür wurden die Formen der Firma MRC (Model Rectifier Corporation) von 1994 verwendet. Nachdem bereits Academy und Italeri dieses Modell im Sortiment hatten, hat nun Revell sich dieses Heli angenommen. Obwohl die Urformen für dieses Modell bereits 24 Jahre auf dem Buckel haben ist die Gussqualität hervorragend und braucht sich nicht vor aktuellen Formen zu verstecken.
Beim Öffnen des Kartons finden sich fünf graue und ein klarer Spritzling für die Scheiben sowie einem kleinen Vinylbogen mit Munitionsgurten. Neben der Bauanleitung gibt es noch einen großen Abziehbilderbodgen mit sauber desigenden Aufschriften von der Firma Air Doc.
Revell hat hier wirklich gute Arbeit geleistet und das Optimum herausgeholt. Die Detaillierung der Teile ist aktueller Standard im Modellbau. Die Nietenstruktur ist akkurat und sauber dargestellt. Auswerfermarkierungen sind gut platziert und am fertigen Modell nicht mehr sichtbar. Die Passgenauigkeit scheint hier auch sehr gut zu sein. Fotoätzteile sind zwar nicht vorhanden, nach meiner Ansicht hier jedoch auch nicht notwendig. Die feine Struktur der Turbinengitter, Nieten, Armaturen und Einzelteile sind hervorragend umgesetzt. Im Gegensatz zu dem Dragon Modell, im gleichen Maßstab, sind hier die Cockpittüren separate Teile und können so auch geöffnet montiert werden. Auch die schön detaillierte Turbine lässt sich mit einer geöffneten Abdeckung darstellen.
Als einziges Manko finde ich, dass bei den Teilen zwar auch vier schöne Besatzungsmitglieder beiliegen, jedoch in der Bauanleitung keinerlei Hinweise auf die Montage bzw. Platzierung zu finden sind. Revell bezeichnet in der Anleitung diese Figuren einfach als - nicht benötigte Teile. Falls diese Besatzung verbaut werden sollte, müsste man sich die Bauanleitung, z.B. von Academy, beschaffen. Hier wurden diese Figuren sogar einmal als einzelnes Zurüstset mit einer Montageanleitung angeboten. Des Weiteren kann laut Revell, die Turbinenabdeckung offen oder geschlossen dargestellt werden, leider ist bei der offenen Version die Haltestütze nicht angegeben. Auf dem Titelbild der Anleitung ist diese jedoch vorhanden. Hier müsste man sich also selbst behelfen.
Bemalung: Darstellbar sind drei Versionen, für die verschiedene Decals und Namen beigelegt sind. Die Farbangaben beziehen sich auf das hauseigene Sortiment.
Fazit: Mit diesem Modell hat Revell einen tollen Bausatz herausgebracht, der zwar schon einige Jahre auf dem Buckel hat, jedoch noch immer auf der Höhe der Zeit ist. Aufgrund der super Detaillierung lässt sich nun dieser Hubschrauber, der mehrere Generationen begleitete, sogar in Museumsqualität herstellen. Wer diesen "Teppichklopfer" noch nicht in seiner Sammlung hat und ein Spitzenmodell für rund 30,00 € sucht ist hier genau richtig und kann wirklich nichts falsch machen. Sehr empfehlenswert.
Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder bei Revell direkt.
Reiner Janick, Berlin (Oktober 2018)